| Gestern las ich einen kurzen Beitrag eines Labors in dem ständig Proben von Brieftauben untersucht werden. Darin wies man darauf hin, dass man immer mehr Abstriche bei Brieftauben untersucht, in denen zu wenige gutartige Bakterien enthalten sind. Man stellte dann einen Zusammenhang her zwischen den vielen antibiotischen Behandlungen, die viele Sportfreunde in aller Welt sehr regelmäßig durchführen und der schwachen Besiedlung der Abstriche mit nützlichen und hilfreichen Bakterien. Denn neben eventuell vorhandenen "bösartigen" Erregern, zerstört jede Antibiotikakur eben auch viele gute und nützliche Bakterien.
Ein Sportfreund hatte bezüglich dieser Untersuchungen gefragt, ob es dann nicht sinnvoll sei parallel zur antibiotischen Behandlung und auch noch danach, Produkte mit Probiotika einzusetzen. Die Antwort war so einfach wie einleuchtend: es kann sicherlich hilfreich sein Probiotika, also gute und nützliche Bakterien, von Außen zuzuführen. Aber eine gesunde Schleimhautflora enthält bei praktisch jedem Lebewesen so viele verschiedene Bakterienstämme, dass es zweifelhaft ist, ob es auf die Dauer sinnvoll ist, nur ein oder zwei immer gleiche Bakterienstämme in Form von Probiotika zuzuführen.
Weiterhin wies das Labor darauf hin, dass es nach einer fünf bis sieben Tage dauernden Antibiotikakur etwa vier bis fünf Wochen dauert, bis sich die Schleimhäute annähernd in Richtung des ursprünglichen Zustandes regeneriert haben.
Leider ist es im Brieftaubensport immernoch üblich, dass viele Züchter um diese Jahreszeit, also wenn die Reise bald beginnt, mit "blinden" Kuren über eine Woche oder zehn Tage, versuchen ihre Tauben "sauber" und in Flugverfassung zu bekommen. Und leider gibt es auch immernoch Tierärzte, die dieses Vorgehen so empfehlen und unterstützen.
Ich glaube schon lange nicht mehr daran, dass man die Tauben vor der Reise "sauber kuren" muss. Wenn man sie im Winter vernünftig führt, dann sind die manchmal emfohlenen "Atemwegs- und Darmkuren" vor der Reise über mehrere Tage in der Regel weitgehend überflüssig und oftmals eher schädlich als nützlich.
Leider hat sich das Vorgehen hinsichtlich der "blinden Kuren" bei vielen Züchtern so eingebürgert und wenn man dann noch erfolgreich reist, dann geht man auch nicht davon ab und kurt munter weiter gegen E-Coli, Chlamydien, Streptokokken usw. - ob es nun notwendig ist oder nicht.
Deswegen kann ich, so wie ich es hier schon häufiger geschrieben habe, nur raten einen Tierarzt aufzusuchen, der etwas von Brieftauben versteht und dem man auch dahingehend vertraut, dass er nicht dazu rät jede Woche dieses oder jenes Medikament einzusetzen. So ein Tierarzt wird einem dann schon sagen, was zu tun ist, um die Reise erfolgreich zu gestalten. Wenn es ein guter Tierarzt ist, dann rät er eher ein Mal weniger Medikamente einzusetzen, als ein Mal mehr.
Es gibt viele Sportfreunde, die erfolgreich reisen und die bei der Betreuung ihrer Tauben völlig Dr. Fernand Marien vertrauen. Es ist bekannt, dass Dr. Marien eher selten dazu rät ein Medikament einzusetzen. Wenn es notwendig ist, dann rät er dazu Medikamente zu geben. Aber er sieht es eben nicht bei jeder gefundenen Bakterie als notwendig an, Medizin zu geben. Und mit diesem Vorgehen hat er doch viele Züchter zu Erfolgen geführt. Vor vielen Jahren hat er mir mal am Rande eines Züchterforums, als ich ihm eine Frage stellte, gesagt: "Die gute Taube braucht fast nie Medizin. Die schlechte Taube kann man mit Medizin schon zu einigen Preisen mehr führen. Aber sie wird trotzdem nie eine richtig gute Taube." Ich denke, damit hat Dr. Marien etwas sehr Zutreffendes gesagt und bei der Versorgung unserer Tauben versuche ich mich immer wieder an seine Worte zu erinnern.
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