| Mein kleiner Infekt schleppt sich so dahin. Es wird nicht besser und nicht schlechter. Husten und Schnupfen haben sich eingenistet und scheinen noch eine Weile bleiben zu wollen. Nicht weiter schlimm, aber nervig.
Kürzlich las ich einen wissenschaftlichen Bericht über eine Studie zur Auswirkung der verschienenen Antibiotika auf die gutartigen Darmbakterien beim Menschen. Neue Studien haben ergeben, dass Antibiotika viel mehr von der Darmflora eines Menschen zerstören, als man bisher annahm. Einige Antibiotikaklassen töten bestimmte gutartige Bakterien bereits ab, wenn sie gegen den eigentlichen Erreger, gegen den sie eingesetzt werden, noch gar nicht wirken. Tetracycline wurden da beispielsweise genannt. Das sind ja Medikamente, die auch für unsere Brieftauben sehr gebräuchlich sind (ich nenne hier mal Doxycyclin oder Chlortetracyclin als Beispiele).
Wenn diese Antibiotika bei unseren Tauben annähernd so "zerstörerisch" wirken, wie beim Menschen, dann sollten wir uns wirklich drei Mal überlegen ob es immer so sinnvoll ist sie regelmäßig einzusetzen.
Umso erstaunter war ich dann gestern, als ich in einem Video eines bekannten Brieftaubenzüchters auf Youtube sinngemäß folgendes von diesem Sportfreund hörte: "Ich habe mich entschieden eine Kur gegen Salmonellen zu machen. Ich weiß das blinde Kuren nicht gut sind. Die Tauben sehen auch sehr gut aus und haben weiße Nasen usw." Der Züchter ergänzte dann, als sei das irgendeine bemerkenswerte Leistung: "Ich nehme aber nur Parastop und nicht Baytril."
Dieser Sportfreund, der im Übrigen vor kurzem noch Tauben über das Internet verkauft hat, scheint sich selbst und den eigenen Tauben nicht zu trauen. Entweder hat er Salmonellen im Bestand - danach sah es aber nicht aus - oder eben nicht.
Ich würde mir auch Gedanken machen, wenn ich da eine Taube ersteigert hätte vor kurzer Zeit und nun plötzlich gegen Salmonellen gekurt werden müsste. Da würde ich mich aber herzlich bedanken.
Aber davon ausgehend, dass der Bestand dieses Züchters höchstwahrscheinlich gesund ist, betreibt der Sportfreund natürlich eine Schlagführung aus dem "Mittelalter". Die allermeisten Tierärzte raten inzwischen aus guten Gründen von gerade diesen blinden Salmonellenkuren ab. Darüber hinaus ist ausgerechnet das Kombi-Präparat Parastop mit seinen zwei enthaltenen Antibiotika ein Produkt, bei dem die Resistenzlage extrem hoch ist bei unseren Brieftauben.
Es steht also folgendes zu erwarten: der Züchter setzt das Medikament ein, man sieht den tauben überhaupt nichts an und nachher wird er wahrscheinlich sagen: "alles gut gelaufen." Außer der Tatsache, dass er die vielen guten und wichtigen Darmbakterien bei seinen Tauben massiv zerstört hat durch die Kur.
Ich frage mich immer: lesen diese Züchter keine Fachberichte? Bilden die sich nicht weiter? Sind sie mit ihrem Wissensstand immer noch auf dem Niveau von vor 20 oder 30 Jahren? Oder wollen sie nicht dazu lernen? Vertrauen sie ihrem eigenen Auge nicht und ihren Tauben? Was ist das, dass sie dazu treibt so vorzugehen?
Gerade die letzteren Fragen hätten mich doch mal sehr interessiert, aber dazu wird in dem Video nichts gesagt.
Am Ende muss jeder Züchter selbst entscheiden was er in seinem Bestand macht und wie er es macht. Aber es stimmt mich doch nachdenklich dass dieses Vorgehen von vor 20 oder 30 Jahren einfach nicht aus den Köpfen selbst sehr guter und erfahrener Sportfreunde heraus zu bekommen ist.... | | |
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