| Zum Endflug der Altreise der zurückliegenden Reisesaison erhielten wir in diesem Jahr Besuch von einer Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter des deutschen Brieftaubenverbandes. Die Sportsfreundin und der Sportsfreund hatten die Aufgabe erhalten in unserem Reisebestand eine Dopingprobe zu entnehmen und diese in einem spezialisierten Labor auf verbotene Substanzen kontrollieren zu lassen. Es war eine interessante Erfahrung für uns.
Wir bekamen von den beiden Doping-Beauftragten mitgeteilt, welche Tauben wir aus unserem Reisebestand testen lassen sollten. Es waren insgesamt zehn Vögel. Ich habe die Tiere dann gefangen und sie wurden in zwei extra für die Kontrolle hergerichtete Boxen gesetzt. In diesen Boxen lag eine spezielle Folie, auf der die Tauben dann ihren Kot absetzen mussten. Das dauerte natürlich eine Weile. In dieser Zeit haben wir dann ein angenehmes Gespräch geführt.
Im Laufe dieses Gespräches sprachen wir dann auch über die Möglichkeiten des Dopings bei Tauben. Ich hatte so meine Zweifel ob es möglich sei, dass man Tiere, die bereits donnerstags abends eingesetzt werden, für einen 600 Kilometer-Flug der frühestens am Samstag stattfinden kann, überhaupt mit irgendeinem Mittel dopen könne, aber der anwesende Doping-Beauftragte teilte mir mit, dass auch dieses wohl ohne Weiteres möglich sei. Auf diesem Gebiet fehlt mir allerdings gänzlich das Wissen und daher wird er es wohl besser wissen.
Unsere Tauben haben auf dem Endflug ein sehr gutes Ergebnis erzielt mit 17/11 Preisen in der RV und 17/9 Preisen in der Nationalpreisliste. Dass dieses Ergebnis ohne den Einsatz verbotener Stoffe erzielt wurde, wurde uns inzwischen schriftlich bestätigt. Hier der Ausschnitt aus dem Schreiben des deutschen Brieftaubenverbandes:
Im Anschluss an den Besuch bei uns mussten die beiden Doping-Beauftragten dann noch zu einem weiteren Züchter in unserem Regionalverband reisen. So weit ich weiß ist auch dort alles ohne Beanstandungen überprüft worden.
Für uns war das allemal eine sehr interessante Erfahrung. Ich selbst kann in keiner Weise beurteilen inwieweit Doping und der Einsatz verbotener Mittel im Brieftaubensport überhaupt ein Thema sind. Wenn ich mir aber die Wahnsinns-Summen ansehe, die teilweise für erfolgreiche Tauben geboten werden, dann kann ich mir schon vorstellen, dass einige Züchter alles darum geben würden ihre Tauben mit jedem legalen oder illegalen Mittel schneller zu machen (wenn es diese denn gibt).
Wir selbst sehen das alles nicht so eng. Wir müssen mit unseren Tauben, welche in der breite des Schlages wohl - so viel glaube ich schon behaupten zu können - besser sind als mindestens 90 Prozent der Tauben, die aktuell im ganzen Land gekauft und verkauft werden, nicht Unsummen an Geld machen und sie anpreisen wie Sauerbier. Wir haben die sehr guten Tauben und ihre Nachzucht zunächst einmal am Liebsten in unserem eigenen Schlag. Da können wir uns jeden Tag an ihnen erfreuen und das ist mehr wert als jeder Geldschein.
Wenn wir dann doch z.b. Kinder aus diesen guten Tauben abgeben, dann hoffen wir natürlich, dass diese auch bei ihrem neuen Besitzer gute Leistungen zeigen oder gute Nachzucht bringen. Garantieren kann man das selbstverständlich nie.
Eines steht aber auch fest: wenn man sieht was im Internet teilweise für Tauben geboten wird, wo schon in dritter oder gar vierter Generation keinerlei Reiseleistung mehr vorhanden ist, dann können wir die Kinder aus unseren Leistungstauben nicht zu Spottpreisen abgeben. Einen gewissen Wert haben diese Tauben schon.
Andererseits sind diese teilweise unverschämten und auch unverständlichen Summen, die heutzutage für manche Tauben aufgerufen und gezahlt werden, in keiner Weise mehr nachvollziehbar und man muss sicherlich auch nicht jeden Cent aus einer verkauften Taube heraus quetschen.
Wir kommen andererseits auch nicht auf die Idee es so zu machen, wie viele Tauben-Verkäufer in dieser Zeit: Kinder oder Enkel von bekannten As-Tauben zu kaufen und daraus die Nachzucht z.T. völlig überteuert wieder zu verkaufen. Teilweise tun das diese Verkaufsschläge, obwohl die eigenen Reiseleistungen allenfalls eher durchschnittlich sind - wenn überhaupt.
Beim Verkauf und Kauf von Tauben steht für uns immer zuerst die unmittelbare Abstammung der Tiere im Vordergrund und ihre körperliche Qualität. Für uns sind in der Zucht nur die As-Taube selber oder ihre Kinder bzw. Geschwister interessant. Nicht Enkel, nicht Urenkel, nicht Nichte oder Neffe oder sonstwas.
Wir würden weder eine Taube aufgrund ihrer Abstammung kaufen, wenn sie uns körperlich nicht zusagt (und das sieht man leider bei Internet-Auktionen nicht), noch würden selbst wir eine Taube abgeben, die uns von ihrem Bau und ihren Körpermerkmalen so gar nicht zusagt. Uns muss die Taube erst einmal selbst gefallen bevor wir sie verkaufen oder kaufen... | | |
|