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Samstag, 02.10.2021
Sascha am 02.10.2021 um 06:06 (UTC)
 Gestern las ich in der aktuellen Ausgabe von "de Duif" den neuen Beitrag von Ad Schaerlaeckens. Auch er beschäftige sich in einem kurzen Abschnitt seines Artikels mit der Qualität von Tauben und mit ihrer Vererbungsstärke und damit woraus die Asse fallen usw.
Er schreibt dort etwas für mich sehr Bemerkenswertes. In einem Züchterforum stellte ein Sportfreund folgende Frage: "Glauben Sie, dass auch Supertauben wertlose Nachzucht geben können?" Die Antwort von Schaerlaeckens war: "Glauben Sie, dass ein Zebra Streifen hat?"
Da steckt sehr viel Wahres drin. Selbst aus den besten Fliegern und den besten Vererbern fallen in der Zucht mehr schlechte als gute Tauben. Das steht sicher fest. Und wenn man heute von irgendwelchen "Megavererbern" und "Supervererbern" etc. liest, dann ist das oftmals nicht mehr als ein Werbegag.
Trotzdem gibt es selbstverständlich bestimmte Tauben und Linien, die über Generationen immer wieder herausragende Tiere hervorbringen. Jedoch nur, wenn in jeder Generation wieder sehr streng auf Leistung in Zucht und Reise selektiert wurde. Das ist das Geheimnis der guten Schläge. Schaerlaeckens schreibt dazu: "Pillen, Puder und Spritzen sind nicht das Geheimnis der Champions in unserem Sport. Es ist die Selektion." Und weiter: "Dabei ist es eine Wahnidee zu glauben, dass gute Eltern auch immer gute Jungtiere geben. Aber gute Eltern erhöhen die Chancen!"
Ich finde, dass hat dieser erfahrene und erfolgreiche Züchter sehr gut zusammengefasst. Und je weiter ich züchterisch von den sehr guten Ausgangstieren weg gehe, desto weniger Chancen habe ich, dass wieder gute Tiere nachgezüchtet werden.
Was also soll man mit Urenkeln, Nichten, Neffen und all solchen Tauben? Damit erhöht man seine Chancen auf gute Nachzucht einfach nicht....
 

Freitag, 01.10.2021
Sascha am 01.10.2021 um 07:26 (UTC)
 In fast allen Gesprächen, die ich in den letzten Tagen mit Sportfreunden geführt habe, fiel folgender Satz: "Ich muss weniger Tauben haben!" Es waren ältere Sportfreunde dabei, aber auch jüngere Züchter und sie kamen aus allen möglichen Regionen Deutschlands.
Auf der Suche nach guten Tauben und im Streben nach Erfolg "müllen" sich viele Sportfreunde mit Tauben zu. Sie kaufen, tauschen und züchten selbst und bemerken gar nicht, wie es immer mehr Tauben werden in den Schlägen, wie es immer mehr Arbeit wird, wie die Kosten steigen.
Irgendwann stehen sie dann da und sind an vielen Stellen überfordert und dann fällt der Satz: "Ich muss weniger Tauben haben." Und dann wissen sie nicht wo sie anfangen und wo sie aufhören sollen.
Auch wir haben im Moment noch zu viele Tauben, weil ich noch nicht endgültig selektiert habe. Aber das wird sich in der nächsten Zeit nach und nach ändern.
Das größte Problem bei vielen Züchtern sind die massiv ausgeblähten Zuchtbestände. Bei den Reisetauben hat man einen bestimmten Platz, der dann entsprechend besetzt wird oder vielleicht werden hier und da ein paar Tauben mehr gehalten.
Aber im Zuchtschlag halten doch aus meiner Sicht die allermeisten Sportfreunde viel zu viele Tauben nach dem "Prinzip Hoffnung". Ich würde darauf wetten, dass bei den meisten Züchtern in Deutschland mehr ungereiste Tauben als gereiste in den Zuchtbeständen sitzen. Das führt aber auf die Dauer zu einem Qualitätsverlust allenthalben.
Schon aus sehr guten Reisetauben ist es schwierig gute Nachzucht zu züchten. Mit diesen und vielleicht ihren Kindern und Geschwistern kann man mal versuchen züchterisch zu arbeiten.
Aber was ist denn die Realität? Viele gute Reisetauben werden zu lange gereist. Und stattdessen sitzen in den Zuchtschlägen Enkel, Urenkel, Nichten, Neffen und was weiß ich von diesen Assen. Ja, auch unter diesen Tauben können selbstverständlich gute Vererber sein. Aber wieviele sind das denn am Ende? Die Wenigsten!
Trotzdem probiert man und züchtet man, paart um und testet weiter und so züchtet man - so ehrlich sollte man doch sein - aus den meisten sogenannten Zuchttauben über zwei, drei, vier Jahre allenfalls mittelmäßige und zumeist einfach schlechte Tauben.
Noch bizarrer wird es dann, wenn sich Sportfreunde im Internet mit alten Tauben verstärken. Da werden nur des Namens wegen Kinder oder Enkel von bekannten Tauben gekauft, weil man dann deren Kinder wieder weiter verkaufen will. An dieser Stelle hat man vollkommen aufgegeben gute Reisetauben zu züchten. Man will Geld verdienen - die Qualität der Tauben spielt keine Rolle mehr.
Wir haben im vergangenen Jahr unsere vier besten Reisetauben in die Zucht gesetzt. Dieses Jahr kommt erneut mit dem "150" der 8.AS-Vogel Westfalens dazu in den Zuchtschlag. Wir gehen immer mehr dazu über unsere besten Reisetiere sehr früh in die Zucht zu setzen. Dazu Kinder und Geschwister von diesen Tauben und wir merken einfach, dass wir damit die Qualität unseres Bestandes extrem festigen und verbessern. Die Reiseleistungen werden stabiler, die Verluste geringer und es ist damit einfacher gute und brauchbare Reisetauben zu züchten.
Würde jeder Sportfreund dazu übergehen jedes Jahr seine besten Reisetauben in die zucht zu nehmen und sich dann hier und da zum Kreuzen mit Kindern oder Geschwistern von guten Reisetauben verstärken hätten wir - davon bin ich überzeugt - aufgrund der schnellen Generationenfolge bei Brieftauben sehr schnell deutlich weniger Verluste bei den Tauben und auch insgesamt deutlich mehr Qualität in den Beständen.
Das Gegenteil scheint mir aber zu passieren. Die Züchter kaufen Tauben in Auktionen im Internet von denen sie zu einem großen Teil überhaupt nichts wissen....das kann auf die Dauer einfach nicht funktionieren.
 

Donnerstag, 30.09.2021
Sascha am 30.09.2021 um 07:50 (UTC)
 Während wir in den vergangenen Jahren zu dieser Zeit eine spezielle Mausermischung gefüttert haben, sind wir in diesem Jahr wieder dazu übergegangen einfach eine ganz normale "Allzeitmischung" in der Mauser zu verfüttern. Der Hintergrund für dieses Vorgehen war folgender Gedankengang: die heute von den verschiedenen Herstellern angebotenen Mausermischungen sind oftmals in ihrer Zusammensetzung so, dass sie zwar die für die Mauser benötigten Aminosäuren sehr reichlich enthalten, aber eben auch sehr fettreich sind. D.h. für die Verwertbarkeit und die Qualität des Eiweißes im Futter nimmt man es in Kauf, dass es deutlich fettreicher ist. Das hat einfach mit den verwendeten Körnersorten zu tun.
Da die Tauben aber in der Mauser zumeist festsitzen, halte ich diese Fütterung insgesamt vielleicht doch für zu reichhaltig.
Unsere Brieftauben sind Sportler und eine so fettreiche Ernährung, wie sie in den verschiedenen Mausermischungen - auch wenn dort die Omega-Fettsäuren in sehr gutem Verhältnis stehen - kann aus meiner Sicht nicht wirkich optimal sein, wenn die Tauben kaum Bewegung mangels Freiflug haben.
Ich habe mir einmal die verschiedenen Top-Mausermischungen der Hersteller angesehen:

Vanrobayes Premium Power Mauser: 15,9 Prozent Rohfett.
Matador Premium Mauser Extrem: 12,5 Prozent Rohfett
Mifuma Zucht u. Mauser Sonderklasse: 14,7 Prozent Rohfett

Das ist schon extrem viel Fett. Mir derartigen Fettmengen bereitet man ansonsten Tauben vor, die auf 500 oder 600 Kilometer-Flüge gehen.

Die Top-Mischungen der Firmen Spinne, Beyers und Versele Laga hingegen enthalten deutlich weniger Fett.

Spinne Mauser Forte: 7,3 Prozent Rohfett
Beyers Mauser Galaxy: 8,6 Prozent Rohfett
Versele Laga Mutine Plus 7,5 Prozent Rohfett

Mausern nun Tauben, die mit den letzten drei Mischungen versorgt werden, schlechter als Tauben, die mit den oben genannten Mischungen versorgt werden? Ich denke nein. Die Mauser ist ein natürlicher Vorgang und man sollte es vielleicht auch hier - so wie überall in der Versorgung unserer Brieftauben - nicht übertreiben.

Wir selbst haben nun eine Art "Zwischenweg" entschieden und füttern unsere Tauben - und zwar alle (Reisetauben, Witwerweibchen, Zuchttauben) mit der gleichen Mischung und das ist eine "Allzeitmischung" mit 9,4 Prozent Rohfett.
Bisher kann ich nicht feststellen, dass die Tauben deswegen schlechter oder langsamer mausern. Ich denke, dass es so ausreicht.
 

Mittwoch, 29.09.2021
Sascha am 29.09.2021 um 07:18 (UTC)
 Gestern habe ich mich ran gemacht und habe all unseren Tonnistschalen sauber geschrubbt. Das ist nach einer Zuchtsaison immer ein bißchen Arbeit, obwohl den Tauben für jedes Gelege saubere und "frische" Nistschalen erhalten. Wir haben schon verschiedenste Nistschalen ausprobiert. Pappnistschalen, Gumministschalen, wir haben die Tonnistschalen in Zeitungspapier eingewickelt. Aber es geht aus unserer Sicht nichts über saubere Tonnistschalen, in die wir kurz vor der Eiablage eine handvoll Feinsand geben. Die Tauben bekommen dann v.a. Stroh als Nistmaterial zur Verfügung gestellt und dann schleppen sie meistens auch schöne Nester zusammen. So liegen die Jungtiere dann warm, sauber und v.a. "schwitzen" sie nicht so wie z.b. in den Gummi- bzw. Kunststoffnistschalen von denen wir überhaupt nichts halten. Jetzt werden die Schalen über den Winter eingelagert und erst im Frühjahr zur Anpaarung wieder hervorgeholt....
 

Dienstag, 28.09.2021
Sascha am 28.09.2021 um 05:27 (UTC)
 Jetzt in der Mauserzeit und auch später im Winter geben wir über das Futter wieder regelmäßig einen Gemüsemix mit Kräutern und dazu dann, wie über das ganze Jahr, die Pulver von Dr. Marien. Ein Mal Mineralpulver, bei anderen Mal Konditionspulver. Ich halte gerade diese Gemüsemix für sehr wichtig, denn man hält damit bei regelmäßiger Gabe, sehr gut die Schleimhäute der Taube "sauer". Das heißt, dass sich krank machende Erreger auf den Schleimhäuten deutlich weniger vermehren als ohne die Gabe des Gemüsemix. Ich habe beides ausprobiert und getestet und bei Tierarztuntersuchungen im Winter/Frühjahr mehrmals festgestellt, dass die Tauben in den Jahren, in denen wir sehr regelmäßig den Gemüsemix eingesetzt haben, dann in einem deutlich besseren Zustand waren.
Um mir die Arbeit ein wenig zu erleichtern mache ich es inzwischen so, dass ich eine größere Menge Gemüsemix (Möhren, Rote Beete, Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer) in einem "Eiswürfelmacher" einfriere und denn immer die benötigte Menge auftaue. So muss ich nicht jede Woche neuen Gemüsemix anrühren. Ich gebe dann ca 1-2 Esslöffel des Mixes über das Futter, gebe etwa Lecithin und Öl dazu, dann das Pulver von Marien und die Kräuter und etwas Heilerde. Es geht sehr schnell und ich bin damit sehr zufrieden. Mehr benötigen die Tauben eigentlich während der Mauser und der Winterzeit überhaupt nicht. Ich kann dieses Vorgehen immer nur weiter empfehlen.
 

Montag, 27.09.2021
Sascha am 27.09.2021 um 03:49 (UTC)
 Die Versteigerungssaison im Internet beginnt nun mit Massen an Tauben. Jeder will der Erste sein und möglichst schnell, möglichst viel Geld abgraben. Man muss sich wundern wie kreativ einige Sportfreunde inzwischen sind, um ihre Tauben anzupreisen.
Ich frage mich wirklich ob es zielführend sein kann auf diese Art und Weise Brieftauben zu kaufen. Oftmals sieht man nur die Abstammung der Taube, manchmal mehr oder weniger gute Fotos und hin und wieder veröffentlichen Züchter sogar Videos ihrer angebotenen Tauben, in denen sie dann aber manchmal an den Tieren herumziehen und herumrütteln (da werden die Beine auseinander gebogen und die Taube wird geschüttelt wie ein Cocktailbecher um zu zeigen, dass sie einen starken Rücken hat), dass man es nicht mit ansehen kann.
Ehrlich gesagt ist das nicht meine Art und Weise Tauben zu kaufen und zu versuchen unseren Bestand zu verstärken. Ich glaube auch nicht, dass man durch Käufe im Internet auf die Dauer wirklich weiter kommt. Natürlich kann man mal eine gute Taube erwischen. Aber fast alle Züchter, die ich kenne, die vermehrt über das Internet Tauben kaufen, sind auf Dauer nicht besser, sondern schlechter geworden.
Wir selbst halten es so, dass wir uns Reiseleistungen von Schlägen ansehen, dann Kontakt zu den Züchtern aufnehmen, die für uns interessant sind, vielleicht mal einen oder mehrere Gutscheine (wenn möglich) dieser Sportfreunde kaufen und uns die Tauben dann auch vor Ort ansehen. Wir würden normalerweise nicht "blind" eine Taube im Internet kaufen.
Apropos Gutscheine: wir haben auch wieder einige Gutscheine gespendet. Der erste steht nun in der Auktion. Es ist eine Versteigerung für den "Guten Zweck" und wir stehen voll dahinter, wenn z.b. eine Intensivstation für Kinder durch Spenden unterstützt wird.
Wir werden es auch dieses Mal bei den Gutscheinen so halten, dass wir den Ersteigerer einladen zu uns zu kommen, sich die Tauben anzusehen und sich dann nach Absprache Tauben auszusuchen. So hoffen wir den Käufer der Gutscheine jeweils zufrieden stellen zu können.

Hier geht es zur ersten Auktion eines Gutscheines für eine Jungtaube eines Gutscheines aus unserem Schlag:

Gutschein für eine Jungtaube aus unserem Zuchtschlag 2022 nach Absprache
 

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