| Dass man Seitens unseres Verbandes künftig hingehen und die Mehrfachauszeichnnungen für Schlaggemeinschaften abschaffen möchte, scheint mit richtig und konsequent zu sein, wenn man Kosten und Verwaltungsauswand senken möchte.
Mein Vater und ich haben in den mehr als vier Jahrzehnten unserer Schlaggemeinschaft das Glück gehabt sehr viele Verbandsauszeichnungen zu gewinnen. Wir bekamen alle Medaillen etc. immer doppelt ausgehändigt. Sie sind auch alle hier bei uns gesammelt in großen Metallkisten. Aber letztlich hätte es schon all die Jahre genügt, wenn wir nur eine Auszeichnung, also beispielsweise Medaille und Urkunde erhalten hätten.
Darüberhinaus finde ich es sehr gut, dass jede RV künftig einen Medaillensatz erhalten soll (2x Bronze, 1x Silber, 1x Gold) und bei mehr als 30 reisenden Schlägen dann einen zweiten Medaillensatz, der dann auf dem ersten 400er, dem ersten 500 und dem zweiten 500er bzw. ersten 600er ausgeflogen werden soll. Das ist, so denke ich, eine insgesamt gute und praktikable Lösung.
Die angedachten Änderungen in der RV-Meisterschaft des Verbandes halte ich persönlich hingegen für nicht ideal.
Ziel ist es auf jedem Wertungsflug die ersten Tauben eines jeden Schlages (nach As-Punkten) zu werten und diese Wertung satzzahlabhängig zu machen. Dieses bedeutet:
je mehr Tauben ein Schlag zum Einsatz bringt, desto mehr Tauben muss er auch in die Wertung bringen.
Konkret bedeutet das: die Zahl der Wertungstauben eines Schlages soll immer zwanzig Prozent der am höchtsen zum Einsatz gebrachten Taubenzahl dieses Schlages sein. Man wertet zunächst die Preise und dann die As-Punkte.
Ziel dieser Meisterschaft ist es u.a. die Taubenzahlen zum Ende der Reise hoch zu halten. Denn selbst eine Taube, die nach zehn Preisflügen erst zwei späte Preise geflogen hat, kann auf dem elften Flug in die Wertung kommen, wenn sie es dann plötzlich schafft einmal früh einen Preis zu fliegen.
Ich sehe bei dieser Meisterschaft aber gleich zwei Schwierigkeiten: das Bestreben die Satzzahlen hoch zu halten ist sicher richtig, Aber da die Wertung nach Preis und dann As-Punkte erfolgen soll, würde ein Preis über 250 KM geauso viel Wert sein wie der Preis über 550 KM. An diesem Punkt muss ich sagen: ohne die Meisterschaft zu kompliziert zu gestalten ist es aus meiner Sicht zwingend notwendig hier einen Faktor bzgl der Preiskilometer einzubauen.
Es kommt häufig das Argument, dass ein 300-Kilometer-Flug auch mal schwieriger sein kann als ein 500er. Das ist sicher richtig, aber es ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Und wir sollten unsere Meisterschaften doch an der Regel orientieren und danach wie unsere Preisflüge normalerweise ablaufen.
Der zweite Punkt, der mich persönlich bei dieser Meisterschaft stört ist, dass es eine Meisterschaft ist, die, wenn man so will, die Vieltrainierer mit "Autobahntauben" belohnt.
Wir wissen alle wie es gerade auf den kürzeren Flügen läuft: wer mit seinen Tauben sehr viel privat fährt und sie trainiert, der erzielt in aller Regel, gerade auf den kurzen Flügen, oft herausragende Serienergebnisse mit vielen Spitzenpreisen, die allerdings erst einmal sehr wenig über die Qualität der Tauben, sondern mehr über den Fleiß des Züchters aussagen.
Wenn wir sagen: wir wollen Fleiß belohnen, dann ist diese Meisterschaft wohl ok. Wenn wir aber sagen, dass Meisterschaften in ihrer Ausrichtung immer die gute Tauben belohnen und v.a. die Zucht der guten Taube fördern soll, dann habe ich meine Zweifel ob dieses Modell wirklich so ideal ist.
Ich will mich mit all dem auch nicht zu sehr aufhalten. Man kann es sicher ausprobieren und gegebenenfalls verbessern. Ich bin ein großer Freund davon die Meisterschaften immer satzzahlabhängig auszufliegen. Das ist für mich ein großer Fortschritt. Aber ich bin auch ein großer Freund davon Meisterschaften auf vorbenannte Tauben auszufliegen, weil das die einzelne Tauben und, wenn man so will, das "Können" des Züchters mehr in den Vordergrund rückt und weniger den Fleiß (der natürlich immer auch dazugehört) und die gefahrenen Kilometer auf der Bahn. Wenn ein Sportfreund viel privat trainieren möchte, dann ist das auch nach einem anderen Meisterschaftsmodell sicher kein Nachteil.
Vielleicht ist es etwas kompliziert, aber ich würde vorschlagen, dass ein Züchter mit 15 Tauben 3 Tauben vorbenennen muss für diese Meisterschaft und ein Züchter mit 50 Tauben eben 10 Tauben vorbennen muss. Meiner Ansicht nach würde das die Qualität der Bestände auf die Dauer deutlich fördern und darüber hinaus den kleinen Bestand auf Sicht etwas aufwerten. Vielleicht gäbe es ergänzend dazu auch noch die Möglichkeit über die Meisterschaft das Einsatzverhalten der Züchter zu steuern, sodass nicht nach der Hälfte oder zwei Drittel der Reise allzu viele Tauben zuhause gelassen werden. Allerdings muss ich sagen: wir dürfen auch den Tierschutzgedanken nicht vergessen. Ich kann mir vorstellen, dass es Züchter gibt, die in der Hoffnung, dass eine Taube doch mal einen frühen Preis fliegt. dann Tiere zum Einsatz bringen, die aktuell vielleicht nicht wirklich in der besten Verfassung sind. Aber das sind auch nur so Gedanken am Rande.
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