| In einer Facebook-Gruppe schrieb jetzt ein Züchter einen kurzen Beitrag zu einem Medikament, welches den Tauben gespritzt wird, mit folgenden Worten:
"Hallo, Sportfreunde,man muss nicht staunen, wenn manche Taubzüchter 80 Prozent und mehr Preise machen jedes Wochenende, aber das kann sich nicht jeder leisten und finde ich auch nicht richtig."
Ich wundere mich über solche Beiträge immer und noch erstaunter bin ich dann über die Antworten. Um es mal kurz zu sagen: nur weil ein Züchter möglicherweise ein oder zwei Mal in der Saison ein solches Medikament spritzt, wird er nicht Meister und fliegt er auch nicht jede Woche 80 Prozent Preise oder mehr. Aber wenn dann viele Züchter sinngemäß darunter schreiben, dass man auf Antibiotika verzichten solle und nur mit Futter, Wasser, Grit und ein paar Beiprodukten Meister wird, dann ist das doch auch ein Stück weit Träumerei. Und wenn dann der Hinweis eines Meisterzüchters kommt, dass man sich erst einmal darum kümmern soll gut Tauben zu bekommen, dann ist das zwar inhaltlich richtig, aber er hätte dann doch darauf hinweisen sollen wie er seinen Bestand von 100 oder 120 und mehr Reisetauben über die Saison gesund und in Form hält. Denn dass das ohne relativ regelmäßige Medikamentengaben funktioniert, dass ist sicherlich nicht die Regel.
Kürzlich hatte ich ein kurzes Gespräch mit einem Sportfreund, der seit vielen Jahren sehr erfolgreich reist in RV, Regionalverband und manchmal auch auf Bundesebene. In unserem Gespräch vertrat er die Meinung, dass kein einziger Züchter, der jedes Jahr sehr erfolgreich auf höherer Ebene, besonders auf Verbandsebene reist, ohne sehr regelmäßige Medikamentengaben auskommt.
Ich habe ihm da insofern widersprochen, dass es schon funktioniert absolute Top-Jahre zu haben, ohne dass man jede Woche oder alle zwei Wochen ein Medikament einsetzt. Wir hatten das selbst auch schon. Man bekommt dann die Tauben (ohne wirklich zu wissen warum) in eine Form, die so gut ist, dass man eigentlich keine Medikamente benötigt. Aber es ist auch so, dass es dann im nächsten Jahr, trotz gleichen Vorgehens, nicht mehr so funktioniert und man vielleicht sehr ordentlich, aber nicht überragend reist.
Ergänzen möchte ich auch, dass es immer ein Stück von der Bestandsgröße abhängt wie oft und wie viel man Medikamente einsetzen muss. Ich behaupte, dass kein einziger Topschlag, der über 80 oder 100 oder 120 Tauben zur Reise einsetzt, ohne sehr häufige Medikamentengabe auskommt. Denn in solch großen Beständen besteht ständig eine noch größere Gefahr dass eine Taube einen Erreger einschleppt und man es nicht rechtzeitig merkt.
In Schlagberichten steht dann immer, dass diese Züchter Medikamente nur nach Befund durch den Tierarzt einsetzen, Aber die allerwenigsten davon besuchen wöchentlich oder alle zwei Wochen einen Tierarzt. Und in unserem Reisesystem kann man sich auch nicht einen oder zwei schlechte Flüge leisten. Und deswegen werden eben - ob es immer Sinn macht oder nicht - in diesen Beständen wöchentlich oder alle zwei Wochen "vorbeugend" diverse Medikamente eingesetzt. Man muss sich da doch gar nichts vormachen.
Der Unterschied zwischen dem Top-Züchter und dem weniger erfolgreichen Schlag liegt darin, dass der Top-Schlag selbstverständlich die bessere Taubenqualität in seinem Bestand hat. Aber der Unterschied liegt eben auch darin, dass der erfolgreiche Züchter es schafft seine Tauben gesund zu bekommen und zu halten und dass er gebenenenfalls (u.a. in Zusammenarbeit mit Tierärzten, die vielleicht einen Plan für die Saison machen usw.) verschiedene Medikamente einsetzt, damit bloß nicht an irgendeiner Stelle etwas "anbrennt".
Tatsächlich gibt es keine Wundermittel. Es gibt im Taubensport auch schon lange fast keine neuen Medikamente mehr. Hin und wieder werden die gängigen Antibiotika und Medikamente neu kombiniert, aber das ändert im Kern nichts daran, dass wir seit 30, 40 Jahren mit stets den gleichen Medikamenten unsere Tauben behandeln müssen. Das gilt für andere Tierarten genauso. Und auch deswegen steigt die Zahl der antibiotikaresistenten und multiresistenten Erreger immer weiter an.
Es muss also unser Ziel sein so gut es geht ohne Medikamente in und außerhalb der Reise auszukommen. Wenn wir sie aber einsetzen müssen, dann müssen wir wissen was wir tun. Auch das unterscheidet den guten Züchter von dem weniger guten. Der erfolgreiche und gute Züchter sieht frühzeitig, wann er eingreifen muss und v.a. weiß er dann was er tun muss, weil er auch weiß welches Medizin für welche Erreger eventuell sinnvoll ist und wann und wie er sie einsetzen muss.
Es gibt auch jene erfolgreichen Sportfreunde, die sagen, dass sie davon gar nichts verstehen und vielleicht auch zu viele Tauben haben und die dann eben "vorbeugend" jede Woche Medizin einsetzen.
Brieftaubensport ist heute in der Spitze ein Hochleistungssport. Wenn man herausragend reisen will, dann muss alles passen. Die Taubenqualität, die Versorgung mit Futter und Beiprodukten, der Schlag und natürlich auch die Gesundheit.
Um die Tauben gesund zu bekommen oder zu halten muss man vielleicht auch mal ein Medikament einsetzen. Daran ist gar nichts verwerfliches und das sollten wir auch nicht verteufeln. Es sollte aber immer unser Ansinnen sein den Schlag und den Taubenbestand so zu halten, dass wir Gesundheit möglichst ohne regelmäßigen Medikamenteneinsatz erzielen und erhalten können. Dazu wären allerdings kleinere Bestände viel zielführender als riesige Reise- und Zuchtbestände. | | |
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