| Ich hatte nicht erwartet, dass der Vorflug ab Gilserberg bei diesem starken Wind so glatt verläuft. Aber nach allem was ich gehört habe war es wohl bei praktisch allen Schlägen so, dass kaum Tauben fehlten nach dem Flug.
Bei uns waren 44 Minuten nach den ersten Tauben, welche schon im Schwarm kamen, alle Tiere wieder im Schlag. Keine Verluste! Es gab einzig das Problem, dass die Tauben bei dem böigen Wind kaum landen konnten und so schon unsere ersten Tauben mehrere Minuten in der Luft waren. Aber es war ja nur ein Vorflug und selbst wenn es ein Preisflug gewesen wäre: auf Preise im Jungflug legen wir wirklich sehr wenig wert. Unsere besten Tauben der letzten Jahr haben als Jungtiere fast alle kaum Preise geflogen. Es spielt daher für uns gar keine Rolle.
Und wenn man sich viele Preislisten von Jungtaubenflügen so ansieht, dann sind diese Wettflüge inzwischen ohnehin eine Farce. Die Vieltrainierer fliegen alles an die Wand. Das sollen sie ja auch - ihr Fleiß beim Training muss ja belohnt werden. Aber alle anderen können doch anhand dieser Preislisten wirklich gar nichts mehr hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ihrer Tauben erkennen.
Dieses viele Training der Jungtiere ist aus meiner Sicht ohnehin völliger Mumpitz! Die Tauben werden dadurch nicht besser - eher im Gegenteil! Wenn ich mir die Leistungen vieler Sportfreunde, die ihre Tauben als Jungtiere massiv trainieren, später auf der Altreise ansehe, dann kann ich nur eines erkennen: es bringt für die spätere Leistungsfähigkeit einer Jungtaube als Jährige oder als Alttaube praktisch nichts.
Was ich dann noch beobachte: die Bestände vieler Züchter werden immer mehr aufgebläht. Und das beobachte ich v.a. bei Sportfreunden, die auch in der Altreise sehr erfolgreich sind. Hatten sie früher 50, 60 oder 70 Jungtauben, dann sind es heute nicht selten 120 oder 130. Hatten sie früher 100 Jungtauben, dann sind es heute 180 oder 200 Jungtiere.
Egal wie erfolgreich diese Sportfreunde sind: ich käme nie auf die Idee mir bei solchen Züchtern Tauben "zur Verstärkung" zu holen. Wer immer mehr Junge züchten muss um sein Leistungsniveau zu halten oder ein bißchen zu verbessern, der ist eigentlich schon auf dem absteigenden Ast was die Qualität seines Bestandes angeht.
Wir haben die Jungreise dieses Jahr mir 72 Jungen begonnen. Davon sind aktuell noch 68 im Rennen und ein Jungtier ist stark verletzt nach fünf Vorflügen. Es waren aber auch nur deswegen 72 tauben, weil wir gleich 9 Tiere von anderen Züchtern zum Testen bekommen haben. Ansonsten wären es, wie eigentlich in jedem Jahr, für unseren Bedarf gut 60 Junge gewesen. Und wenn unter diesen 60 Jungtauben keine guten und leistungsfähigen Tiere sind, dann wären auch kein da, wenn wir 120 gezüchtet hätten.
Leider entwickelt sich unser Brieftaubensport immer mehr dahin, dass mangelnder Qualität in den Beständen immer mehr mit Masse begegnet wird. Da gibt es bekannte Verkaufsschläge, die mit großen Massen an den Start gehen oder andere Schläge, die vielleicht auf der Altreise nur mit Männchen oder nur mit Weibchen reisen, die 150 Junge züchten, daraus dann ihr "passendes" Geschlecht heraus suchen, das andere Geschlecht abgeben und dann mit 70 oder 80 eigenen Jungtieren an den Start gehen. Auch solche Schläge haben aus meiner Sicht ein beginnendes Qualitätsproblem. Aber letztlich muss jeder selbst wissen was er tut. | | |
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