| Das war gestern schon eine gewaltige Hitze. Hier auf unseren Dachbodenschlägen hatten wir zwischenzeitlich deutlich über 40 Grad Celsius. Den Tauben scheint das insgesamt nicht so viel auszumachen wie uns Menschen. Sie haben ja auch insgesamt immer eine deutlich höhere Körpertemperatur als wir mit etwa 41 Grad Celsius. Aber man merkt schon wie viel Durst die Tiere bei diesen Temperaturen entwickeln. Ich hatte mittags gegen halb zwölf im Witwerschlag eine Tränke mit 3 Litern komplett gefüllt und abends, als ich gegen halb neun wieder kam, hatten die dort befindlichen 37 Vögel diese Tränke komplett leer getrunken und sie war bereits trocken. Ich habe den Tauben dann selbstverständlich sofort wieder Wasser hingestellt.
Bei solch heißen Temperaturen bekommen unsere Tiere immer folgende Mischung ins Trinkwasser: das Wasser wird angesäuert mit Avidress, dazu gibt es Elektrolyte. Wir nutzen da Biolektron von de Weerd und außerdem etwas Vitamin C. Ich nehme dann eine 10 Liter Gießkanne, fülle diese mit Wasser, gebe Avidress rein in der vom Hersteller angegebenen Dosierung und dann Mische ich 100 ML Biolektron mit etwa 1 Gramm Vitamin C und das gebe ich dann in das Wasser.
Warum Vitamin C? Geflügel und auch Tauben produzieren ihr Vitamin C eigentlich selbst im Körper. Aber bei extremer Hitze reicht diese körpereigene Produktion oftmals nicht aus und wir haben ja keine Klimaanlage oder Lüftung in unseren Schlägen und so versuchen wir die Tauben dann ein wenig gegen den sogenannten "Hitzestress" zu unterstützen.
Gestern kontaktierte mich einer der Ausrichter des Nationalflugs Wien am kommenden Wochenende und fragte an, ob wir nicht auch gerne teilnehmen möchten. Es haben sich zur Teilnahme wohl mehrere Sportfreunde hier aus der Region gemeldet. Ich finde das auch eine tolle Sache, dass dieser Flug veranstaltet werden soll und drücke den Teilnehmern die Daumen, dass alles gut läuft, denn man macht sich dort sehr viel Mühe mit der Ausrichtung des Fluges. Aber für uns macht es in diesem Jahr einfach keinen Sinn. Die Vögel hatten zuletzt ja ohnehin schon eine deutlich nachlassende Form. Ich hatte darüber geschrieben. Hinzu kommt die beschriebene Hitze hier im Schlag und dass die Tauben jetzt auch keinen Freiflug hatten drei, vier Tage und entsprechend wenig fressen. Kurzum: wir kriegen die Tauben einfach nicht in die entsprechende Verfassung um an einem 660 KM-Flug nun kurzfristig teilzunehmen.
Ansonsten erstaunt es mich immer wieder mit wieviel "Druck" unser Hobby Brieftaubensport doch in vielen RVen und Regionalverbänden betrieben wird. Der Verband hat das Flugverbot für Tauben gestern nochmals bis Donnerstag abend um 18 Uhr verlängert. Und kaum ist diese Nachricht herausgegeben, gibt es in RVen die Meldung, dass man am Donnerstag-abend ab 19 Uhr zu einem Jungtaubenvorflug einsetzen möchte. Mal ganz davon abgesehen, dass die Erfahrung der letzten Jahre unbedingt zeigt, dass man nach mehr oder weniger langen Hitzeperioden gut daran tun, mindestens zwei Tage mit Flügen - gerade bei Jungtauben - zu warten (es war sehr häufig so, dass Flüge unmittelbar nach einer Hitzeperiode trotz guten Wetters einen sehr schlechten Verlauf nahmen), frage ich mich: wer macht eigentlich in diesen RVen so einen Stress? Wer hat Interesse daran dass man sofort wenn ein Flugverbot ausgelaufen ist, wieder losfährt und gerade die Jungtauben zu Trainingsflügen setzt? Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass es in vielen RVen oder Regionalverbänden nur ganz wenige Sportfreunde sind, die aus persönlichen Interessen alle anderen vor sich her treiben. Und diese persönlichen Interessen sind fast immer die Gier nach Erfolg und die Hoffnung später Tauben verkaufen zu können. Die Kommerzialisierung unseres Hobbys führt gerade in diesem Jahr zu durchaus extremen Auswüchsen und das kann einfach nicht richtig sein. Aber dazu schreibe ich vielleicht ein anderes Mal mehr.... | | |
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