| In dieser Woche kühlt es sich nun täglich etwas ab und auf unseren Witwerschlägen merke ich das ein wenig. Die Vögel benehmen sich dann etwas anders. Auf unserem Hausdach unter dem die Witwerschläge gebaut sind, liegen alte Zementpfannen und wenn es sehr warm wird, dann heizen diese die Schläge noch zusätzlich auf. Das hat im Frühjahr viele Vorteile, weil die Schläge sehr schnell warm werden, aber im Sommer dann auch mal Nachteile. Theoretisch könnte man die Schläge in der Hinsicht mit einer Lüftungsanlage o.ä. noch verbessern, aber das wollen wir nicht, weil es im Grunde seit 40 Jahren so recht gut funktioniert.
Noch wärmer als auf den Witwerschlägen wird es dann auf unserem Jungtaubenschlag und da machen wir dann einfach, wenn es sehr warm wird, die Ausflüge auf und lassen die Jungtiere den ganzen Tag machen was sie wollen. Ob sie draußen sitzen oder im Schlag, ob sie fliegen oder nicht - das ist uns dann weitgehend egal und ich denke, dass wir mit dieser Vorgehensweise immer recht gut gefahren sind.
Durch die Möglichkeit sich viele Stunden draußen aufzuhalten lernen unsere Jungtiere auch vieles kennen und bekommen auch Sicherheit zuhause usw. Wenn dann die Jungreise losgeht beschränken wir das natürlich und lassen sie nur zum Freiflug heraus und rufen sie dann wieder hinein, aber aus unserer Erfahrung gibt es für Jungtauben nichts Besseres als einfach ganz viel nach draußen zu können und alles kennenzulernen. Dieses Vorgehen ist hier bei uns kein Problem aber in anderen Wohngegegenden geht das leider oftmals nicht.
Dann fangen viele Sportfreunde an die Jungen zu trainieren, Sie fahren sie auf kürzere Entfernungen und dann auch etwas weiter und wer viel Wert auf Preise auf der Jungreise legt, der macht damit sicherlich nichts falsch. Uns hingegen sind die Preise auf der Jungtierreise völlig egal. Unsere Jungen sollen nur nach hause kommen und am Ende ist es uns in keiner Weise wichtig, wieviele Preise sie fliegen.
Aus Interesse beobachte ich in diesem Jahr die Ergebnisse von drei Schlägen mit ihren Jährigen ganz besonders, die im letzten Jahr mit den Jungtauben sehr, sehr stark gereist haben. Und ich stelle bei allen drei Schlägen fest: die Resultate der jährigen Tauben sind z.T. doch recht bescheiden. Wenn man sieht was dort teilweise für ein Aufwand mit den Jungtieren betrieben wurde und wie herausragend diese Jungtauben auch geflogen haben und was dann schließlich bei den Jährigen dabei herauskommt, dann muss man sich doch Gedanken machen, ob es wirklich zielführend ist mit den Jungtieren zu versuchen möglichst gut zu spielen, wenn man später auch Freude an seinen Jährigen haben möchte.
Meiner Ansicht nach ist das alles ein "Rattenschwanz" ohne Ende. Wer die Jungen viel trainiert, viel Aufwand mit ihnen betreibt hinsichtlich der Versorgung usw. - der muss das, wenn er mit Jährigen und Alten später erfolgreich reisen möchte, aus meiner Sicht dann auch so fortführen und auch vor und in der Jährigen- und Altreise einen entsprechend hohen Aufwand betreiben. Sonst wird es schwierig.
Wir selbst wollen das so alles nicht. Da wir den Brieftaubensport als reines Hobby sehen brauchen wir Tauben, die in einem System funktionieren, dass mit möglichst wenig Aufwand zu betreiben ist. Entsprechend werden unsere Jungtauben nicht privat trainiert und erhalten auch kaum Beiprodukte zur Formsteigerung oder sonst etwas. Auch mit Medikamenten sind wir bei Jungtauben extrem zurückhaltend. Eventuell machen wir einige Zeit vor der Reise eine Trichomonadenbehandlung. Aber das war es dann auch.
Es ist natürlich eine Frage des Anspruchs. Wenn man mit Jungtieren erfolgreich reisen möchte, in der RV oder im Regionalverband oder noch höher, dann geht das nur mit Tauben, die mit entsprechend Aufwand betreut werden. Verdunkeln, Belichten, Trainieren, Medizin und Beiprodukte....dann wird man oft auch ein tolles Ergebnis ernten. Aber es ist auch nicht umsonst so, dass viele Sportfreunde sich inzwischen auf die reine Jungreise beschränken, um dort möglichst erfolgreich zu sein und die Tauben anschließend zu verkaufen und gar nicht an der Altreise teilzunehmen. Das sind dann reine "System-Tauben" die aufgrund der Betreuung sehr gut fliegen. Aber mit Taubenqualität hat das am Ende sehr wenig zu tun. Ich würde niemals versuchen mich mit Tauben zu "verstärken" bei Züchtern, die ausschließlich erfolgreich mit Jungtauben sind oder ausschließlich an der Jungreise teilnehmen. Die Jungreise in Deutschland sagt einfach viel zu wenig über die Qualität der Tauben aus.
Letztlich kann ich für uns selbst - bei unserer Art die Jungtiere zu führen - auch feststellen, dass die besten Jährigen nur in Ausnahmefällen wirklich gut waren auf der Jungreise. Wir stoppen aufgrund des Federstandes der Jungtiere oft auch einige Tauben mitten in der Jungreise, sodass diese nur auf drei oder maximal vier Preisflüge bis 200 KM Entfernung gesetzt werden. Und oft sind genau diese Tauben dann im Folgejahr unsere besten Jährigen.
Die jährigen Vögel, die in 2020 die deutsche Jährigenmeisterschaft erringen konnten, wurden als Jungtauben nie privat trainiert und waren nur 7 mal im Korb bis maximal 205 Kilometer Entfernung.
In diesem Jahr 2022 stehen wir mit den Jährigen auch nicht schlecht da. Auch wenn wir da sicherlich noch von einigen Schlägen am Ende überholt werden, standen wir bei der deutschen Jährigenmeisterschaft bis zur letzten Woche in der natürlich nicht vollständigen und nur vorläufigen Auswertung auf Rang 9.....und das alles mit jährigen Vögeln, die als Jungtiere teilweise auch nur bis 205 Kilometer und ohne privates Traininig etc gereist wurden.
Am Ende bleibt es immer eine Frage der Auslese und der Taubenqualität und ob man die Tauben dann auf der Altreise in die entsprechende Verfassung bekommen und diese halten kann. Und selbstverständlich gehört auch immer eine Menge Glück dazu. | | |
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