| Gestern war nun also der erste Vorflug unserer RV. Ich habe dazu die Tauben am Freitag Abend nach meinem Dienst noch in der Dämmerung schnell eingekorbt und war dann im Dunkeln in der Einsatzstelle und habe die tauben eingesetzt. Um nicht nochmal das Licht anzumachen und die anderen Tauben zu stören geschah das einsetzen mit Hilfe einer Taschenlampe. Alles nicht wirklich optimal. Aber es ist so, wie ich bereits schrieb. Man ist im Grunde genötigt einzusetzen, denn beim nächsten Flug geht es dann schon auf 90 Kilometer.
Das Wetter kam genau so am Samstag, wie vorhergesagt. Es war nachts fast klar, es war frostig. Ab 10 Uhr sollten Wolken am Auflassort reinziehen und es sollte bedeckt werden. Dann wäre ein Auflass kaum noch möglich gewesen.
Also wurden die Tauben um kurz vor 9 Uhr bei 3°C gestartet. In der Heimat war es ebenfalls 3°C. Zuvor hatten bereits zwei weitere RVen aus unserem Regionalverband in 5 Minuten-Abstäden gestartet. Die RV Werne um 8.47 Uhr, die RV Werl um 8.52 Uhr, unsere RV um 8.57 Uhr.
Nun gibt es 2 Möglichkeiten: man hat das tatsächlich so gemacht, was ein totaler Quatsch wäre - das lernt ja jeder Flugleiter, dass man Tauben nicht in so kurzen Abständen auflassen soll. Oder man hat gemeinsam aufgelassen und wollte das so nicht angeben um Unruhe zu vermeiden....was ebenso sehr zweifelhaft wäre, denn dann hätten die Tauben auf einer Entfernung von 70 Kilometer auf eine Fläche von 40 x 80 Kilometer fliegen müssen.
Selbst wenn man aber getrennt aufgelassen hat - dann haben sich die Tiere ohnehin gemischt, denn nach 5 Minuten sind die Tauben nicht alle abgezogen jetzt so früh im Jahr und bei den Wetterbedingungen. Nach Winterzeit (wir haben ja erst seit kurzem Sommerzeit) war es noch vor 8 Uhr.
So wie der Auflass dann erfolgte verlief auch der Flug. Sehr zäh und nicht gut. Es kamen schon die ersten Tauben zu langsam und gleich unsere ersten beiden Vögel brachten eine fremde Täubin mit. Es waren dann zwischenzeitlich fast mehr Zuflieger auf unserem Dach als eigene Tauben.
Es kamen selten mehrere Tauben zusammen. Höchstens mal zwei oder drei Tiere. Tauben, die durchzogen, flogen oft in kleinen Gruppen und sehr unsicher.
Schon während die Tauben noch kamen erklärten mir zwei Sportfreunde telefonisch, dass sie unter diesen Umständen die Nase voll hätten - das habe mit Brieftaubensport nichts mehr zu tun. Viele Züchter unserer RV hatten erst gar nicht gesetzt....der Kabi war allenfalls zu 2/3 gefüllt.
Als ich drei Stunden nach unseren ersten Tauben zum Dienst fuhr, fehlten noch fünf Tiere. Es kamen aber noch welche über den Nachmittag.
Zu allem Überfluss fehlte dann am Abend unser 575 - der Vogel ist als 15.bester Jähriger Westfalens im aktuellen "Taubenmarkt" abgebildet und hat im letzten Jahr hervorragend geflogen. Ihn wird ein Greifvogel erwischt haben. Das bleibt ja nicht aus bei diesen Wetterbedingungen. Es ist natürlich traurig gleich zu Saisonbeginn ein solches As zu verlieren.
Letztlich bin ich selbst schuld, weil ich die Tauben gesetzt habe. Andererseits ist es so, dass es zu früh ist für die Tauben unserer RV. Sie sind erst seit 3-4 Wochen im Freiflug, immer wieder mit Tagen ohne Freiflug, weil es schneite, wegen der Greifvogelangriffe usw.
Nun weiß ich aber das unser Flugleiter das alles sehr wohl weiß und er selbst die ganze Reise lieber verschoben hätte und das sogar im Regionalverband vorgeschlagen hatte. Dort wurde das aber abgelehnt, weil es einfach zu viele Sportfreunde dort gibt, die in leitenden Positionen sitzen und die das alles nicht interessiert.
Es ist ein Trauerspiel und es wird höchste Zeit, dass das neue Sportkonzept kommt - dann muss man sich um diese Leute, denen die Tauben letztlich wurscht sind, nicht mehr kümmern.
In anderen Regionalverbänden ist es nun soweit, dass Flugleiter schon ihre Ämter niederlegen, weil sie genötigt werden durch Vorstände, Tauben aufzulassen, obwohl sie selbst dazu raten die Flüge nach hinten zu verlegen.
Für uns selbst war das kein guter Saisonauftakt und es wird - das ist jetzt schon absehbar - nicht nur für unseren Schlag, sondern für unsere ganze RV ein schwieriges Reisejahr.... | | |
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