| Es geht nun auf Mitte der Reisesaison zu und so kleinere Problemchen schleichen sich doch ein. Neben der Verletzung des 237 über die ich bereits geschrieben hatte, hat ein weiterer zweijähriger Vogel, der bisher 3 Preise bei 5 Einsätzen geflogen hat, Probleme mit einem Flügel. Er fliegt wohl mit den anderen mit, aber besonders wenn er im Schlag auffliegen muss in den Ausflug oder am Dach abfliegt, dann merkt man, dass er auf dem rechten Flügel nicht richtig "Druck machen" kann. Ich weiß nicht ob wir ihn am Wochenende setzen können zum Flug.
Andererseits sind das wirklich nur kleine Probleme gegenüber der Situation vieler Sportfreunde, mit denen ich in Kontakt stehe, wo es insgesamt überhaupt nicht zufriedenstellend laufen will mit der Reise.
Spricht man dann mit diesen Züchtern, dann kommen irgendwann unvermeidlich folgende Sätze: "Ich bin eigentlich nicht so für Medikamente. Ich habe nun jedoch schon Medikamt X und Medikament Y gegeben, aber das hat auch nichts gebracht."
Ich finde es teilweise erschreckend wie da selbst herumgedoktort wird und das dann teilweise noch mit weitgehender Ahnungslosigkeit über die Wirkung eines Medikaments.
Ganz beliebt sind inzwischen auch, wie ich immer wieder höre, diese "Kombinations-Mixe" mit Medikamenten gegen alle möglichen Krankheiten in einer Pulvermischung zusammengerührt. Da gibt es dann Mischungen in denen (immer unterdosiert) Mittel gegen Tricho, Pilze und diverse bakterielle Erreger zusammen gemischt sind nach dem Motto: irgendwas wird schon helfen.
Ich möchte ja nicht sagen, dass diese Medikamente grundsätzlich schlecht sind. Aber wenn es bei einem Züchter nicht laufen will, dann kann man mit diesen Mitteln sicherlich wenig bis nichts erreichen. Die dienen eher dazu in einem Bestand, wenn man denn so vorgehen will, einen gewissen Gesundheitszustand über die Saison zu erhalten, wenn er zu Beginn der Reise sehr gut war.
Davon abgesehen hat man den Züchtern über die Jahre eingeredet, dass es unbedingt und immer daran liegen muss, dass die Tauben nicht gesund sind, wenn es mit den Ergebnissen nicht so gut ist, wie man sich das wünscht.
Dabei gibt es so viele andere Faktoren, die einfach auch im Argen liegen können während die Tauben doch durchaus gesund sind. Es kann an der grundsätzlichen Versorgung liegen, am Schlag oder an der mangelnden Motivation, dass die Tauben nicht gut in die Preise kommen. V.a. liegt es aber - und darüber will man einfach nicht sprechen - an mangelnder Taubenqualität. Man kann aus Eseln mit keinem Mittel der Welt Rennpferde machen.
So durchprofessionalisiert wie der Brieftaubensport nun einmal (leider) heute betrieben wird, kommt man selbst mit durchschnittlichen Tauben kaum noch in die Preise.
Aber bevor viele Sportfreunde über diese Dinge diskutieren und sich Gedanken machen bleibt als letztes Argument dann immer noch "die Lage". Da wird dann einfach behauptet in der Lage, in der man selbst liegt, könne mal einfach nicht besser fliegen. Und schon muss man sich über die Qualität der eigenen Tauben oder über andere Dinge keine Gedanken mehr machen.
Wenn ein Reisejahr ein Mal schlecht begonnen hat, dann ist es der Erfahrung nach sowieso unglaublich schwer die Tauben noch wieder in die Spur zu bekommen.
Ich behaupte ja, dass gute und sehr gute Ergebnisse in der Reise v.a. eine Sache der Form sind. Eine kranke Taube hat natürlich keine gute Form. Aber auch eine völlig gesunde Taube hat nicht notwendigerweise eine gute Flugform.
Auch ein Fußballer, der augenscheinlich völlig gesund ist, kann mehrere Spieltage lang in schlechter Form sein. Ähnlich ist es bei unseren Tauben. Und mit zunehmender Belastung auf der Reise durch immer weitere und teils schwerere Flüge, wird es dann auch immer schwerer die Form irgendwie hinzubekommen.
Wenn die Form nicht da ist, dann sind meiner Meinung nach auch die meisten Beiprodukte völlig kontraproduktiv. So können Mittel, die bei einer in Form befindlichen Taube vermutlich hilfreich sind, bei einer Taube, die sich außer Form befindet, aus meiner Sicht eher kontraproduktiv sein. Eines dieser Beiprodukte ist z.b. das L-Carnitin. Ist die Taube gesund und in guter Form, dann ist es möglicherweise hilfreich die Form zu halten oder noch zu verbessern. Hat die Taube keine Form, dann geschieht das Gegenteil. Sie kommt weiter ausser Form und der Züchter verliert auch mehr und mehr Tauben.
Das ist auch einer der Gründe dafür, dass wir möglichst wenige Beiprodukte einsetzen. Beiprodukte können die Form sicherlich fördern. Aber sie können mindestens ebensoviel kaputt machen. Je weniger man benötigt um die Tauben in gute Verfassung zu bringen und zu halten, desto besser.
Mein Vater sagt immer: "Alles was ich in die Taube "reinschütte" muss auch verstoffwechselt werden und muss wieder raus. Der Stoffwechsel einer Reisetaube muss schon genug leisten - da muss man ihn nicht noch mit allem möglich Zeug zusätzlich belasten." Ich finde da hat er recht...
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