| Heute Nachmittag werden wir unsere Tauben zum zweiten Preisflug ab Schlüsselfeld einsetzen. Das sind für unseren Schlag etwa 250 Kilometer Entfernung. Der Auflass unserer RV-Tauben soll dann morgen gemeinsam mit den Tauben der Reisevereinigung Werl erfolgen, die direkt hinter uns in unserem Regionalverband liegt. Gemeinsame Auflässe sind aus meiner Sicht immer eine gute Sache, aber selbstverständlich müssen das die Tauben - ganz besonders die jährigen Tauben - auch erst einmal wieder lernen. Denn die Tauben bleiben doch oft erst im Schwarm und überfliegen dann usw. Sie müssen halt lernen und wissen, dass sie sich aus dem Schwarm lösen müssen. Das können sie aber auch nur, wenn man es ihnen beibringt. Am Besten schon als Jungtauben möglichst häufig in großen gemeinsamen Auflässen. Leider ist das aber von vielen Sportfreunden nicht gewünscht, denn sie haben Angst ihre Tauben zu verlieren.
Darüberhinaus verändern - auch je nach Wind und Wetterlage - gemeinsame große Auflässe natürlich auch ihäufig die Preisverteilung in den einzelnen RVen und das ist dann auch oft ein Streitpunkt, der für Ärger sorgt. Man wird das auch morgen in unserer RV wieder sehen, dass die Tauben der RV Werl, obwohl sie hinter uns liegt, in der Spitze und auch in der Masse schneller sein werden als die Tiere unserer RV. Das liegt nicht daran, dass diese Tauben schneller sind, sondern daran, dass die Tauben anders fliegen. Wenn ab nächste Woche dann Auflässe im gesamten Regionalverband anstehen verändert sich das Bild noch einmal und es wird bzgl Fluggeschwindigkeit und Preisverteilung noch einmal anders und auch noch extremer. Ich möchte dazu mal zwei Beispiele anführen:
Im Reisejahr 2020, das für unsere RV im Regionalverband eigentlich sehr gut lief, erzielte unsere Reisevereinigung auf 6 Regionalflügen folgende prozentuale Anteile in den Regionalverbandspreislisten:
23,8 Prozent, 28,5 Prozent, 32,9 Prozent, 24,9 Prozent, 39,9 Prozent, 30,3 Prozent.
Im Reisejahr 2021 sah das Ganze dann wie folgt aus auf insgesamt acht Regionalflügen:
26,1 Prozent, 15,6 Prozent, 28,1 Prozent, 23,5 Prozent, 25,6 Prozent, 27,7 Prozent, 22,3 Prozent, 24,3 Prozent
Was ich damit sagen will: die Regionalflüge sind für unsere RV im Grunde genommen eine Farce. Als hier vorgelagerte Reisevereinigung haben unsere Züchter kaum eine Chance, wenn man nicht ein überragendes Reisejahr erwischt als Einzelschlag, so wie es uns selbst in 2020 gelang.
Das Gleiche was ich hier für unsere RV darstelle gilt übrigens für einen Teil der Sportfreunde in der RV Sauerland. Diese Züchter liegen an der östlichen Flanke dieser RV und unserer RV vorgelagert und haben im Grunde genommen keine Chance. Kaum in ihrer RV und erst recht nicht im Regionalverband.
Darüber wird wenig gesprochen. Natürlich nicht, denn es profitieren davon andere Schläge in unseren Regionalverband massiv.
Das was ich hier darstelle ist ja nicht nur hier so. Es ist auch oft auf der Südwestrichtung so, wenn viel Rückenwind herrscht und die vorgelagerten RVen Preislieferanten sind. Oft ist es auf der Südwestrichtung sogar noch extremer als hier bei uns. Bei den hohen Fluggeschwindigkeiten der meisten Flüge in der heutigen Zeit hat man es als Schlag im hinteren Teil der Konkurrenz oftmals einfach leichter. Dann kommen oft die Klagen: "Aber unsere Tauben müssen auch jede Woche so viel weiter fliegen."
Ein schwaches Argument, denn viele Tiere der vorgelagerten Züchter fliegen eben auch drüber und müssen dann sogar nochmals wieder zurück. Wenn ich es mir heute aussuchen könnte, dann würde ich - egal auf welcher Reiserichtung - immer bevorzugen im hinteren Teil einer RV oder eines Regionalverbandes zu reisen - ausgenommen vielleicht in einem großen Flächen-Regionalverband auf der Ostrichtung. Es ist im Schnitt einfacher und sichert mehr Preise. Zumindest hier bei uns in Westfalen auf der Südost- und auch auf der Südwestrichtung.
Trotzdem - und das muss ich natürlich auch sagen: gemeinsame Transporte und Auflässe sind wichtig und richtig. Möglichst groß, mit möglichst vielen Tauben auf möglichst vielen Flügen. Das fordert die Taube und nur so finden wir die gute Taube heraus. Nicht durch Straßenmeisterschaften und kleine Auflässe. Die Taube muss es lernen und dann aus dem Schwarm heraus. Und dann muss man als Züchter letztlich einschätzen wie die Leistung des eigenen Bestandes wirklich war. Wenn man vielleicht aufgrund der Bedingungen nicht in die spitze kommt, dann ist das das eine. Aber dann müssen die Tauben kommen und zumindest in der RV oder in Relation zu Sportfreunden in der näheren Umgebung ihre Preise fliegen. Das ist das Entscheidende! | | |
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