| Rund um Wochenende haben wir nun die winterlichsten Tage der gesamten Saison und das obwohl wir uns schon im April befinden und einige frühlingshafte und sonnige Tage und Wochen hinter uns haben. Gestern ist zwar einiges von dem Schnee, der uns Freitag erreichte, über den Tag weg getaut, aber an Freiflug für die Tauben war nicht zu denken, denn es gingen auch vom Hausdach nachmittags immer mal kleine "Schneelawinen" ab. Aktuell ist es hier am Sonntag morgen gegen 8 Uhr richtig eisig mit Temperaturen um -7°C.
Als wäre das für die Vorbereitung der Tauben nicht alles schon schwierig genug, soll es ab morgen dann auch sehr stürmisch und später in der Woche sehr regnerisch werden. Es wird wieder nicht leicht die Tiere in eine ordentliche Verfassung zu bekommen in diesem Jahr.
Ohnehin vertrete ich ja die Ansicht, dass wir seit Jahren viel zu früh mit den Flügen beginnen und ein Teil der Verluste - insbesondere bei jährigen Tauben - einfach mit der mangelnden Verfassung der Tiere in vielen Schlägen zu tun haben. Würde man den start der Saison (also die Vorflüge) auf Anfang Mai terminieren und dann Mitte Mai mit den Preisflügen anfangen, wäre einiges einfacher und die Verluste wären überall geringer.
Stattdessen fangen wir Mitte April a und beenden die Altreise schon Mitte Juli, obwohl man die Alttauben noch gut zwei, drei Wochen länger spielen könnte.
Es gibt so viele tatsächlich blödsinnige Dinge im deutschen Brieftaubensport, dass ich mich nicht mehr drüber aufregen mag. Der Terminplan für die Altreise gehört jedenfalls mit dazu.
Ich stehe ja mit vielen Züchtern in Kontakt und ich weiß auch, was diese Züchter nun vor der Reise unternehmen um ihre Tauben in Flugverfassung zu bekommen. Da sind die Kuren gegen Trichomonaden noch das kleinste Übel. Aber da werden natürlich die Luftwege gekurt mit Antibiotika oder es werden Komi-Mischungen gegen alles mögliche eingsetzt und natürlich gibt es auch Antibiotika gegen Darmerkrankungen usw.
Letztlich sind all diese Kuren nur der Tatsache geschuldet, dass man keine Zeit hat die Tauben in eine gewisse natürliche Form zu bringen. Mit Licht, Wärme und Sonne erledigen sich ganz viele Probleme von selbst. Aber wenn man die Reise so früh beginnt, dann sind halt viele Züchter genötigt mit Medikamenten auf unnatürlichem Weg eine Flugverfassung für die Reise herzustellen.
Bei uns selbst sieht es in diesem Jahr so aus, dass die Tauben vor der Reise kein Antibiotikum erhalten werden. Ich schaue mir die Tauben jeden Tag an, beobachte ihr Verhalten (v.a. auch beim Freiflug, wenn sie denn mal raus können), nehme sie in die Hand, schaue mir den Rachen und den Luftschlitz der Tauben an, ich beurteile wie sie im Brustfleisch sind usw. Und da muss ich sagen: so gut wie in diesem Jahr waren die Tiere zu diesem Zeitpunkt meiner Meinung nach seit vielen Jahren nicht. Sie sind schon sehr glatt und auch schon relativ fest in der Muskulatur und das Brusfleisch der Tauben sieht prima aus. Da werde ich nun nicht an den Tieren herumdoktorn.
Ich bin überzeugt, dass man so eine stabilere Form in der Reise erzielt und dass v.a. - wenn den in der Reise einmal ein Formabfall o.ä. zu beobachten ist - ein Medikament, was dann gegebenenfalls auch eingesetzt werden muss, besser wirkt.
Ein ähnliches Vorgehen praktiziert seit Jahren ja auch Altmeister Wolfgang Roeper erfolgreich und auch in einem kürzlich veröffentlichten Video der Firma Röhnfried über die SG Hagedorn-Becker-Schwick berichteten die Sportfreunde, dass sie es in der vergangenen und sehr erfolgreichen Saison genauso angegangen sind und vor der Reise keine antibiotische Kur durchgeführt haben.
Das ist letztlich natürlich auch eine Sache der Beobachtung. Wenn nun das Wetter kalt, regnerisch und windig wird, dann kann sich auch vieles ändern. Aber aktuell sehen unsere Tauben erst einmal sehr gut aus. | | |
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