| Das Wetter ist in diesen Tagen nahezu ideal für die ersten Freiflüge. Es ist am Tage relativ warm, sonnig und trocken. Hin und wieder ist es etwas sehr windig, aber das macht den Tauben nicht so viel aus. Die Tiere können sich bei uns nun wie sie wollen draußen bewegen und tun und lassen, was sie möchten. Das erscheint uns vor allem deswegen wichtig, damit die Muskulatur und die Bänder und Sehnen der Tiere noch nicht zu sehr beansprucht werden.
Irgendwann gehen wir nach ein paar Tagen dann dazu über die Tauben aus dem Schlag auszusperren, denn es gibt einige ältere Tiere, die so fixiert auf ihre Zelle sind, dass sie sich sonst doch immer wieder sehr schnell in den Schlag begeben würden. Das Aussperren der Tauben ist aber der einzige "Zwang", der bei uns überhaupt auf die Tiere ausgeübt wird. Es gibt kein Training mit der Fahne, es wird nicht privat gefahren oder irgendetwas in der Art.
Andere Sportfreunde berichten nun schon dass sie mit dem Streckentraining beginnen und die Tauben privat fahren. Letztlich soll das jeder tun und lassen wie er möchte. Wer daran Spaß hat und denkt, dass er durch das Privattraining mehr Preise fliegt oder bessere Tauben bekommt, der kann sich die Tiere natürlich regelmäßig ins Auto laden und trotz der hohen Spritpreise damit mehr oder weniger weit in die Welt fahren.
Was mich persönlich wundert ist wie weit verbreitet der Glaube an den großen Nutzen eines solchen des prvaten Fahrens inzwischen ist. Und wie unsystematisch das Fahren dann teilweise betrieben wird. Und dass man die Tauben aus Angst vor Greivogelattacken den ganzen Winter über einsperrt, aber nun, wo teilweise noch kein Blatt am Baum ist, die Tiere trotz überall existierender Greifvogelgefahren auf Strecke fährt.
Es erfolgt dann oft der Hinweis darauf. dass doch sehr erfolgreiche Schläge das auch so praktizieren und es doch etwas bringen müsste. Ich will das gar nicht anzweifeln, nur gibt es mindestens ebenso viele erfolgreiche Schläge, die ihre Tauben eben nicht durch die Welt fahren un super damit fliegen.
Für uns selbst kommt eine Fahrerei schon deswegen nicht infrage, weil es eine einzige Tortur ist hier im Sauerland z.b. auf 30 KM entfernung zu fahren. Da wären wir insgesamt Hin und Zurück fast zwei Stunden unterwegs. Und dann fliegen die Tauben 25 Minuten nach hause....und der Nutzen ist gering. Unterwegs besteht dann immer die Gefahr dass ein Greifvogel in den Schwarm schlägt und dann verkehrt sich der Sinn der Fahrerei in sein Gegenteil, denn die Tauben bekommen Angst, werden unsicher usw.
Das Wichtigste für erfolgreichen Brieftaubensport ist neben einer guten und gesunden Taube in einem funktionierenden Schlag aus unserer Sicht v.a. eine Taube, die selbstbewusst ist, die sicher ist, die motiviert ist und die ihren Schlag, ihren Partner und ihren Züchter liebt. Eine Taube muss Form haben und selbstsicher sein. Dann benötigt sie kein Privattraining um Preise zu fliegen.
Mit Privattraining, wenn es denn störungsfrei und sehr regelmäßig und auch mal auf größeren Distanzen bis 100 Km oder ähnlich praktiziert werden kann, kann man eine solche Taube bestimmt noch sicherer und selbstbewusster und fixierter machen. Aber da muss ich doch mal die Frage stellen wer das in der heutigen Zeit leisten und garantieren kann?! Dass man sehr regelmäßig (auch von der Distanz anspruchsvolle) Trainingsflüge machen kann, bei denen die Tiere störungsfrei nach hause fliegen und bei denen dann auch noch das Wetter mitspielt usw. Wer kann garantieren, dass bei einem Privatflug an einem Nachmittag bei gutem Wetter über 40, 60 oder 80 KM kein Greifer in den Schwarm geht? Ich denke dass gibt es kaum noch. Es wäre jedes Mal eine kleine Lotterie. Und auf so einem Flug dann eine gute Taube zu verlieren, verletzte Tauben zu haben oder einen verunsicherten Schwarm - das ist doch das letzte was man gebrauchen kann.
Es gibt natürlich nicht wenige (auch erfolgreiche) Schläge, die ihre Jungtauben und später auch ihre Alttauben sehr oft, sehr regelmäßig fahren, weil sie - das muss man ja ehrlich sagen - so von Ehrgeiz zerfressen sind, dass ihnen das alles egal ist. Sie fahren vor der Reise viel, und dann auch in der Reisezeit noch bis 400 oder gar 500 KM jede Woche ein oder zwei Mal auf 25 oder 40 oder sonst wie viele Kilometer. Ob das sinnvoll ist - das müssen sie für sich am Ende selbst beurteilen. Ich glaube nicht wirklich daran und ich denke wir haben auch schon sehr regelmäßig gezeigt, dass es auch anders geht. Es muss ja Hobby bleiben und auch z.b. für mich beruflich alles vereinbar sein und ebenso mit der Familie.
Selbstverständlich ist es schön erfolgreich zu reisen - aber dafür muss man nicht unbedingt jeden Unsinn unternehmen. Denn eines muss man ja auch immer wieder feststellen: wenn man schon die Tauben fährt und privat trainiert....dann muss das mit Plan und Sinn und Verstand gemacht werden. Dann muss man das regelmäßig tun und sehr durchdacht. Ansonsten ist das vergebliche Liebesmüh und ein sinnloses Verfahren von Sprit. Erfolg oder Misserflog hängen im Brieftaubensport an so vielen Faktoren, die allesamt passen müssen - und dabei ist das private Fahren und das private Training sicherlich der allerletzte Faktor, der eine Rolle spielt... | | |
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