| Am zurückliegenden Wochenende haben mich gleich mehrere Sportfreunde kontaktiert, die sich Gedanken darüber machen, wie sie während der Reise füttern sollen. Es ist immer schwierig da etwas zu raten. Jeder Schlag ist anders, die Flüge sind unterschiedlich von den Flugzeiten und vom Anspruch, es ist vielleicht ein Unterschied ob man Witwervögel oder Reiseweibchen versorgen muss usw. Deswegen kann ich immer nur sagen wie ich es machen würde und worauf ich achte.
Man sollte es sich nicht zu kompliziert machen, v.a. dann, wenn man wenig Zeit hat und vielleicht noch berufstätig ist. Dann sollte man ganz besonders auf die Qualität des Futters achten. Vielleicht einmal eine Keimprobe machen, schauen ob es sauber ist, ob alle enthaltenen Körnersorten gut gefressen werden und auch bei der Lagerung acht geben, dass es nicht feucht werden kann, dass es geschützt ist vor direkter Sonneneinstrahlung und vor Mäusen, Futtermotten usw. Hin und wieder höre ich, dass sportfreunde Probleme mit Kornkäfern haben...da gilt es natürlich drauf zu achten.
Was ich in den Kontakten immer wieder feststelle: viele Sportfreunde meinen es zu gut mit ihren Tauben. Sie wollen ihnen alles mögliche geben, teils direkt nach dem Flug. Sie hoffen damit die Regeneration zu beschleunigen, wenn die Taube alles reichlich hat. Also Fett, Eiweiß, Kohlehydrate. Aber ich finde das so nicht ganz richtig, denn ein Ausdauersportler wird auch direkt nach einem Marathonlauf nicht direkt ein Schnitzel mit viel Salat und Nudeln essen.
Die Verdauungsorgane unserer Tauben sind bei der Rückkehr vom Flug weitgehend leer. Wenn man meint dann den Tauben etwas zur Regeneration geben zu müssen - Kohlehydrate oder Aminosäuren, dann gelingt das am schnellsten und effektivsten erst einmal über das Trinkwasser. Es gibt da von jedem Hersteller ausreichend Produkte.
Und was die Fütterung betrifft, so stellt man fest, dass die Tauben nach einem Flug schon wissen, was sie brauchen und was ihnen bekommt: sie fressen gerne Mais (der füllt den Magen und liefert schnell Kohlehydrate) und ansonsten gerne kleine, leicht verdauliche Körner. Hanf zählt auch ein Stück weit dazu, auch wenn er recht viel Rohfaser enthält. Und so kann man entsprechend sein Futter am Flugtag und am Tag danach anpassen und dann - je nach zu erwartendem nächtsten Flug - über die Woche wieder aufbauen.
Ich selbst bin nicht überzeugt von einer allzu starken Fettfütterung wie sie oftmals propagiert wird. Ich glaube nicht, dass es den Tauben gut tut, wenn sie neben einer (oft schon sehr gehaltvollen) Reisemischung auch noch größere Mengen Sonnenblumenkerne, Nüsse oder Hanf oder Kardi bekommen. Aber letztlich hängt das auch wieder mit der Versorgung insgesamt zusammen. Gibt jemand Carnitin-Präparate, dann muss er fettreicher füttern als jemand, der das nicht tut. Gibt jemand viel Nüsse um die Tauben an die Hand und zahm zu bekommen, dann kann er an anderer Stelle im Futter Fett und Eiweiß einsparen, weil es sonst zu viel wird. Gleiches gilt für die Gabe von Sonnenblumenkernen. Gibt man viel Hanf, dann muss man schauen wie die Tauben darauf reagieren. Bei uns ist die Erfahrung, dass die Vögel bei einer Gabe von allzu viel Hanf manchmal überdrehen und zu unruhig werden. Deswegen schauen wir immer wie sie sich benehmen, wie sie trainieren usw.
Es kommt auch immer die Frage nach der Gabe von Erbsen und anderen Hülsenfrüchten auf. Wir selbst verzichten nie auf Hülsenfrüchte. Ein kleiner Anteil ist v.a. dienstags und mittwochs (bei Sonntagsflügen) immer im Futter. Die Tauben können sie fressen und wenn sie es nicht tun und sie liegenlassen, dann wissen wir, dass sie gut wieder aufgebaut sind. Wir entfernen die liegengelassenen Hülsenfrüchte dann und geben sie den Jungtauben. Das geht, da wir immer so satt füttern, dass etwas Futter im Trog nach der Mahlzeit liegen bleibt.
Ob man unbedingt Hülsenfrüchte füttern muss das weiß ich nicht. Es gibt sportfreunde, die sehr erfolgreich ohne die Fütterung von Hülsenfrüchten reisen. Also wird es auch ohne sie sehr gut gehen. Auch das muss man ausprobieren und es hängt mit der Versorgung insgesamt zusammen - beispielsweise damit wieviel Eiweiß und Aminosäuren man den Tauben über Beiprodukte zukommen lässt. Ich denke mir aber: wenn eine Taube Bedarf hat, dann soll sie zumindest die Möglichkeit haben auch Erbsen zu fressen.
Zum Flugtag hin sollte man dann eben auch den Fettanteil im Futter erhöhen, wobei man es aus meiner Sicht aber nicht übertreiben sollte. Das macht die Tauben vielleicht eher etwas träge und dann wird es auch zunehmend schwieriger - gerade wenn die Temperaturen steigen - besonders Reisevögel (bei Reiseweibchen ist es wohl eher nicht das Problem), - die Tauben am fressen zu halten. Insofern liegt es auch immer in der Hand des Züchters und v.a. seine Beobachtungsgabe ist gefragt.
Letztlich denke ich, dass man auch mit einer einzigen Sorte Futter während der Woche sehr erfolgreich reisen kann. Immer gleich, immer so reichlich, dass die Tauben aussuchen können und allenfalls zu Beginn der Reise etwas "verdünnt" mit Säuberungsmischung oder Gerste bzw. Paddy-Reise - es funktioniert auch. Wichtig ist, dass die Tauben genug bekommen. Besonders von der Menge fressen doch oft jährige Tauben mehr als alte Tauben. Vermutlich weil auch die Jährigen noch im Wachstum sind. Und wenn Jährige und Alte bei Züchtern, so wie es doch meistens der Fall ist, gemeinsam auf einem Schlag sitzen, dann sollte man schon darauf achten, dass die Jährigen genug und satt zu fressen bekommen.
Insgesamt denke ich, dass man über die Fütterung ein wenig die Verfassung am Flugtag steuern kann. Man kann schon die Form etwas gezielt zum Flug fördern. Aber wenn man es sich nicht so kompliziert machen will und nur eine Sorte Futter füttert, dann geht es auch recht gut und die gute Taube wird trotzdem ihre Preise fliegen. | | |
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