| Nachdem am Nachmittag der Regen abgezogen war, habe ich den Reisevögeln bei offenem Ausflug Freiflug gegeben. Es war recht windig, aber immerhin kam dann immer wieder einmal die Sonne heraus. Die Vögel gingen anfangs nur sehr zögerlich nach draußen. Immer wieder gingen sie aus dem Schlag auf das Ausflugbrett, schauten sich ängstlich um und liefen wieder hinein. Da auch zwei Rotmilane und einige Turmfalken hier herumflogen und zwischenzeitlich mal ein Sperbermännchen, waren die Tauben doch sehr vorsichtig, obwohl diese Greifvögel ihnen nichts anhaben können. Aber jeder Schatten und jede Silouette eines Greifvogels macht ihnen aktuell doch Angst.
Da muss man einfach geduldig bleiben und schauen was passiert und dann gehen doch nach und nach irgendwann alle Tauben mal nach draußen. Die einen fliegen mehr, die anderen weniger, einige bleiben lange auf dem Dach, andere gehen schnell wieder in den Schlag. Wichtig ist nur, dass die Tiere wieder an Sicherheit gewinnen. Ich finde es wichtig, dass die Vögel sich hier wohlfühlen und nicht nur in der Luft oder im Schlag sind. Das ist keine Brieftaubenhaltung wie wir uns das vorstellen. Vielmehr sollen sich Tauben auch in dieser Phase benehmen dürfen wie Tauben. Auch mal auf dem Dach brummen, klatschend losfliegen, auch mal hier und da am Moos auf den Pfannen picken - das gehört einfach auch zu einem Brieftaubenleben dazu, wenn sie schon während des Winters dauernd eingesperrt sind.
Es blieb dann heute auch alles ohne Greifvogelangriff und insofern war das heute ein zufriedenstellender Nachmittag. Ich hörte jetzt von einem Sportfreund, der schon an die 20 Tauben in diesem Frühjahr an den Wanderfalken verloren hat. So etwas ist einfach nur schrecklich, Da ist man - so wie wir - mit regelmäßigen Habichtsangriffen ja noch fast gut bedient. Wanderfalken sind für unsere Brieftauben wirklich das größte Übel.
Ich hatte vor einiger Zeit über einen fünfjährigen Reisevogel geschrieben, der mir zu mager war. Er ist inzwischen besser, aber ich glaube, dass ich nun den Grund kenne warum er nicht genug Gewicht hatte. Ich beginne nun den Vögel wieder etwas mehr Nüsse - nach Möglichkeit aus der Hand - zu füttern und der alte Vogel sieht einfach nicht mehr gut. Er pickt daneben und trifft die Nuss nicht sofort etc. Und er wird im Winter bei der knappen Fütterung einfach nicht genug Futter abbekommen haben. Gesund ist er - das habe ich wohl inzwischen überprüfen lassen. Es scheint wirklich mit der Sehkraft zusammen zu hängen. Man erlebt das bei älteren Tauben immer mal wieder, dass man bemerkt, dass sie die Nüsse beim Picken nicht mehr so gut treffen. Ob sich das auf die Reisefähigkeit dieses Vogels auswirken kann weiß ich nicht. Aber da es ein guter Vogel ist werden wir da kein Risiko eingehen und ihn nicht reisen, wenn wir feststellen, dass er Probleme hat. Ich werde das in den nächsten Tagen weiter genau beobachten.
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