| Wenn man sich bei der Verpaarung der Tauben viel Mühe gibt, von den Überlegungen dazu in welcher Konstellation man die Tiere zusammensetzt, über die Vorbereitung der Zuchttauben mit gutem Futter, Beiprodukten oder auch Belichtung bis hin zum Anpaaren, dem gewöhnen an die Zellen etc. dann erhofft man sich davon selbstverständlich einen guten Jungtierjahrgang mit der ein oder anderen guten Taube am Ende.
Schaut man aber nach vier oder fünf Jahren einmal genau nach, wieviele Tauben aus einem Jahrgang dann noch da sind, weil sie in Zucht oder Reise sehr gute Leistungen gebracht haben, dann ist das im Grunde genommen erschreckend wenig.
Abgesehen davon, dass auf der Reise auch mal Tauben ausbleiben - auch sehr gute Tauben - z.b. durch Greifvogelangriffe, hat man doch nach wenigen Jahren, wenn man ehrlich ist, aus einem Jahrgang vielleicht noch fünf Prozent gute Tauben (keine Überragenden), die noch übrig sind.
Letztlich ist das Ergebnis erschreckend. Selbst hervorragend reisende Schläge haben kaum Tauben in ihrer Mannschaft, die älter als vier oder maximal fünf Jahre sind. Einige, wenige sehr gute Tauben sind dann bereits in den Zuchtbestand gewechselt, einige sind ausgeblieben und der Rest ist ausselektiert.
Das hat natürlich einerseits damit zu tun, dass unsere Tauben mit fortschreitendem Alter, also so ab vier oder fünf Jahre, in der Reise nicht mehr schneller werden und deswegen gerade bei erfolgreichen Schlägen nicht mehr für die Reise benötigt werden, weil sie nicht genug As-Punkte fliegen (leider hat sich unser Reisesystem in den letzten Jahren bzgl der Meisterschaften immer mehr in Richtung der As-Punkte verschoben), andererseits hat es auch damit zu tun, dass einfach nur sehr, sehr wenige Tauben über mehrere Jahre konstant sehr gute Leistungen abliefern.
Wenn man dann einnmal vier oder fünf Jahre zurückblickt und schaut, aus welchen Paaren man damals Jungtiere gezüchtet hat und welche Paare man mit besonders viel Hoffnung und Zutrauen man damals zusammengesetzt hat, weil man dachte, dass daraus bestimmt sehr gute Jungtauben fallen und wie wenige sehr gute Jungtiere am Ende aus diesen besonderen Paaren gekommen sind, dann weiß man erst, wie wenig man wirklich von Brieftauben versteht.
Sehr oft ist es doch so, dass gute Tauben aus Paaren fallen, von denen man es nicht unbedingt so erwartet hätte. Paare, die zwar auch eine ordentliche Abstammung und einen ordentlichen Leistungshintergrund haben, aber eben nicht wirklich die erwarteten "Top-Paare" bei der Zusammenpaarung damals waren.
Ich denke, dass nur ganz, ganz wenige As-Tauben wirklich aus Paaren kommen, bei denen man es vorher wirklich erwartet hatte.
Wenn man allerdings so einen Vererber oder so ein Paar hat, aus dem dann nicht nur eine sehr gute Taube fällt, sondern vielleicht zwei, drei, vier gute Zucht- oder Reisetauben, dann sollte man sich schon daran begeben um dieses Paar herum den eigenen Bestand aufzubauen oder zu vermehren. Denn dann ist schon die Wahrscheinlichkeit da, dass die ein oder andere gute Taube mehr gezüchtet wird.
Solche Vererber oder gar Zuchtpaare sind jedoch extrem selten und noch seltener werden sie rechtzeitig entdeckt. Wir verstehen einfach viel zu wenig von unseren Brieftauben als dass wir von uns behaupten könnten, vorherzusagen aus welchem Zuchtpaar oder aus welcher Taube wirklich guter Nachwuchs fällt. Wir können nur versuchen auf die erwiesene Zucht- und Reisequalität der direkten Vorfahren (Eltern und Großeltern) zu setzen und dann probieren wir es aus. Mehr ist es nicht. | | |
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