| In den vergangenen Tagen habe ich darauf verzichtet hier etwas zu schreiben, da ich einfach nicht dazu gekommen bin. Es gab aber auch nicht so sehr viel zu berichten, obwohl viele Sportfreunde sich zuletzt mit diversen Fragen gemeldet haben oder einfach so einmal den Austausch gesucht haben und das finde ich insgesamt auch immer sehr positiv, denn ich tausche mich ja sehr gerne über unser Hobby, die Brieftauben, aus.
Was ich besonders schön finde: viele Züchter, mit denen ich mich austausche, machen sich schon jetzt sehr viel Arbeit mit den Tauben, versuchen immer wieder etwas in der Zucht oder für die Reise zu verbessern und sind wirklich bemüht mit Verbesserungen und Veränderungen da anzufangen, wo es wirklich wichtig ist und Sinn macht - im eigenen Schlag und bei den eigenen Tauben. Nur da befindet sich die Stellschraube für Verbesserungen und Veränderungen und nicht in der ewigen Diskussion um Lage, Wind und Wetter.
Hier bei uns wird es nun auch Zeit, dass ich wieder etwas mehr an den Tauben mache. Denn wenn man in der Reise einigermaßen erfolgreich sein möchte, dann geht es einfach nicht ohne Fleiß. Die Zeiten, in denen man die Tauben anpaarte, irgendwann herausließ und dann in den Korb steckte und dann noch gut flog, sind weitgehend vorbei. Es muss schon alles mit System und auch mit nicht wenig Arbeit im eigenen Schlag gemacht werden.
In dieser Woche werden nun die inzwischen fast jährigen Vögel in den Witwerschlag umziehen. Sie sind immernoch mit den Weibchen vom letzten Jahr im Jungtierschlag. Aber sie müssen sich nun doch langsam im Witwerschlag einleben. Es werden so viele Vögel umziehen, wie es der Platz zulässt. Der Rest verbleibt zunächst auf dem Jungtierschlag. In gut zwei Wochen werde ich dann, wenn nichts dazwischen kommt, sowohl im Zuchtschlag, als auch im Reiseschlag anpaaren. Die Form und Verfassung unserer Tauben ist eigentlich so, dass ich sie schon jetzt anpaaren könnte. Das sollte dann eigentlich kein Problem werden.
In der aktuellen "De Duif" schreibt Willem de Bruijn in einem lesenswerten Beitrag darüber, dass er regelmäßig Fragen von Züchtern bekommt, worauf diese beim Paaren der Tauben achten sollen. Ob er "Ausgleichspaarungen" mache, ob er nach den Augen schaut, ob er darauf achtet wie die Schwanzfedern aufliegen (links oder rechts), oder ob er die Form und Länge der Zuchtfedern (Herzfedern) beachtet usw. Aber letztlich tut er dieses alles nicht.
Er schreibt weiter: "Jeder muss das tun, womit er sich gut fühlt. Aber erzählen Sie mir nicht Geschichten darüber, wie eine Taube aussehen und sich sich anfühlen muss, um gut fliegen zu können. Oder wie die Farbe und Zeichnung der Augen sollten sein. Einige „Experten“ versuchten mich zu überzeugen von ihren Vorstellungen und ich habe versucht, das auch zu tun. Nur die Ergebnisse dieser Vision immer enttäuschend."
Ich denke er hat durchaus recht mit dem was er schreibt. Man muss es nicht übertreiben mit dem Herumgefummel an den Tauben, beim Betrachten der Augen und beim Beurteilen von diversen Körperqualitäten. Was ich aber auch sagen kann: die Tauben, aus denen man Jungtauben züchtet sollten neben dem Leistungshintergrund schon so sein, dass sie einfach in der Hand gefallen. Wolfgang Roeper sagt immer: "ich merke in 5 Sekunden ob mir eine Taube gefällt oder nicht. Ob sie gut ist, weiß ich aber nicht." Und damit hat er ja recht....und damit liegt er gar nicht so weit entfernt von dem, was Willem de Bruijn meint. Man muss sich gut fühlen mit seinen Tauben und den Tieren, aus denen man züchtet. Ich denke, wenn man im Zuchtschlag Tauben sitzen hat, die zwar eine tolle Abstammung haben, aber die einem einfach selbst nicht gefallen - vom Aussehen, in der Handbeurteilung oder vom Benehmen etc - dann ist es besser daraus nicht zu züchten, sondern sie aus dem Bestand zu nehmen. Man muss sich mit den Tauben wohl fühlen, dann fühlen sich die Tauben auch wohl mit dem Züchter. Ob man nun den ganzen Schlag voll "Pfauenschwänze" mit guter Abstammung hat oder den Schlag voll Standardtauben oder Tauben, die einem einfach gut gefallen, weil sie einen bestimmte Farbe haben, ist dann egal. Wenn der Leistungshintergrund da ist und die Tauben mit dem Züchter harmonieren, dann wird auch wieder was Gutes dabei heraus kommen. Wenn es allerdings nicht passt und man ein Sammelsurium an Tauben hat, zu denen man irgendwie keinen Bezug findet, dann wird es auch nichts.
Ich mag gerne einen bestimmten Taubentyp. Es ist schwierig ihn zu beschreiben. Aber die Tiere sollten nicht zu groß und nicht zu klein sein, sollten im Bau so sein, dass sie harmonisch sind und im Rücken nicht zu schwach. Ich mag auch gerne wenn das Becken gut geschlossen ist und die Augen nicht zu schwach pigmentiert. Allgemein finde ich es besser, wenn eine Taube, auch im Federwerk, recht gut pigmentiert ist (z.b. auch bis zum Schwanzende der dunkle Streifen). Ich weiß überhaupt nicht, ob diese Tiere dann am Ende besser fliegen und züchten als andere tauben. Aber ich mag es, wenn Tauben mir persönlich gefallen und den Rest entscheidet ausschließlich der Reisekorb. Die Preislisten zeigen ob eine Taube gut ist. Nicht das Auge, nicht der Rücken, nicht der Schwanz, nicht die Form der Muskulatur. Aber wenn eine Taube gut fliegt oder ihre Eltern oder Geschwister gut flogen und sie in der Hand mir persönlich gefällt - dann züchte ich daraus. Sonst nicht. Und so bekommt man dann schon einen Bestand an dem man seine Freude hat und der Leistung bringen kann. Und das ist doch das alles Entscheidende im Brieftaubensport. Ein eigener Bestand an dem man sich täglich freuen kann. Egal ob viele oder wenige Tauben.... | | |
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