| Auf dem Papier versuche ich ja aktuell die Planung für unsere Zuchtpaare voran zu treiben. Ich mache mir immer wieder Notizen, arbeite mit unserem Abstammungsprogramm und überlege mir, wie ich die Zuchtpaare zusammenstelle. Mir kommt dabei aber immer wieder in den Sinn, dass man sich dabei vermutlich gewaltig überschätzt. Denn letztlich weiß niemand was am Ende an Nachzucht dabei herauskommt, wenn ich zwei Partner zusammen setze. Man kann auf verschiedenste Dinge achten und sich unglaublich viele Gedanken machen und trotzdem hat man am Ende eines Zuchtjahres immer nur wenige gute (wenn überhaupt) Tauben gezüchtet. Schaut man einmal nach drei oder vier Jahren was aus einem Zuchtjahrgang nach der Selektion etc. noch übrig ist, dann sind das immer nur sehr wenige brauchbare oder gute Tauben.
Trotzdem ist es eine schöne Beschäftigung sich mit der Zucht zu befassen, Zuchtwege zu studieren und zu versuchen selbst gute Tiere zu züchten. Und manchmal gelingt es ja auch, dass man Erfolg (und v.a. Glück) mit seinen Überlegungen hat. So habe ich in 2021 das Elternpaar unseres 26, der in diesem Jahr 9.bester jähriger in Westfalen wurde, schon sehr gezielt zusammen gesetzt. In dem Fall waren zwei Faktoren für mich leitend: ich wusste, dass diese beiden Zuchtlinien gut zusammen harmonieren und schon häufiger gute Tauben daraus gefallen sind und nach meiner Vorstellung passten die beiden Eltern körperlich sehr gut zusammen. Und mit dem 26 ist dann auch eine Taube herausgekommen, die genau so ist, wie wir sie uns hier vorstellen.
Am Rande bemerkt: ein Geschwister, dass rein äußerlich praktisch ein Ebenbild des 26 ist, steht ja aktuell noch in der Pre-Auktion der RV Dinslaken. Ich hatte die Taube hier am 13.11. bereits ausführlich vorgestellt. Hier geht es noch einmal zu der Pre-Auktion:
Ein direktes Geschwister zu, 9. besten jährigen Vogel in Westfalen
Wie auch immer: wenn dann Zuchtbemühungen so gelingen, dann ist man natürlich erfreut. Aber viel häufiger klappt es dann ja doch nicht so mit den eigenen Überlegungen und die Tauben werden möglicherweise körperlich durchaus so, wie man sich das vorstellt. Aber sie haben es halt trotzdem nicht im Kopf". Dennoch ist es wichtig solche Dinge zu verfolgen: welche Linien passen zusammen, wie harmonieren diese Tauben körperlich, wenn man sie aneinander paart usw.
Diesbezüglich hatte ich dann gestern auch zwei interessante Telefonate: zunächst hatte sich der Züchter gemeldet, der mir so viele Unterlagen geschickt hatte (ich hatte das hier geschrieben). Er wollte mir eigentlich "nur" Anschauungsmaterial liefern, denn er hat einen Taubenstamm der immer wieder sehr gute Nachzucht liefert und er paart die Tiere immer wieder in der Linie und trotzdem kommen gute Tauben heraus. Und das funktioniert halt auch oft, wenn das Ausgangsmaterial sehr gut ist und man immer weiter auf Leistung selektiert. So war es im Grunde genommen ja bei den Gebrüdern Janssen auch. Man hatte einen sehr starken Taubenstamm, zog sehr oft in Linie oder sogar Inzucht und selektierte aber in den besten Jahren über den Reisekorb und behielt nur die besten zur Zucht. Und dann kann man sicherlich sehr lange einen Bestand auch leistungsfähig und vital halten ohne ständig neue Tauben einführen zu müssen. Aber man muss dann sehr wachsam sein, damit die Vitalität im Stamm auch erhalten bleibt.
Um Vitalität etc, ging es dann auch in dem zweiten Gespräch was ich dann gestern noch geführt hatte. Der Züchter, der aktuell einige Kinder aus sehr alten Zuchttauben anbietet und über die ich auch kurz geschrieben hatte, hat mit mir gesprochen und mir beschrieben was die Merkmale seiner Taubenlinie sind.
Und das ist eben u.a. neben sehr guten Leistungen v.a. die Vitalität der Tauben bis ins sehr hohe Alter. Deswegen befruchten und legen diese Tauben auch sehr, sehr lange. Ich kann das insofern sehr gut nachvollziehen, dass unsere alte Fabry-Linie aus den 70er-Jahren auch so veranlagt war. Aus diesen Tauben konnte man auch sehr, sehr lange sehr gute und leistungsfähige Nachzucht züchten. Wenn man die Tiere dann noch entsprechend führt in der Versorgung und sie nicht massenhaft Jungtauben züchten lässt in jedem Jahr, dann kann man aus solchen Tauben sicherlich oft bis in ein sehr hohes Alter schönen und hoffnungsvollen Nachwuchs züchten. Wenn man, wie dieser Sportfreund, nachweislich auch immer wieder sehr gute Tauben abgegeben hat, die wirklich Leistung gebracht haben (in Zucht und/oder Reise) dann muss in so einem Bestand auch eine Qualität sitzen und diese Qualität (rein genetisch) bleibt dann auch letztlich bis ins sehr hohe Alter der Tauben vorhanden.
Was ich bei unseren Zuchtbemühungen allerdings immer im Hinterkopf habe ist, dass ich ja zunächst einmal für uns Jungtiere für die Reise züchte. Da versuche ich schon zunächst jüngere Zuchttauben aneinander zu setzen. "In Reserve" haben wir dann immer einige ältere Zuchtweibchen, die schon gut vererbt haben und die ich dann im Sommer an bestimmte Vögel setze, um dann Nachwuchs für den Zuchtschlag zu ziehen (dann auch teilweise mal in Linienzucht oder Inzucht). Im Sommer, wenn die Temperaturen dann hoch sind und die Sonne viel scheint, dann wachsen diese Jungtiere dann auch auf wie ein Hefeteig und man hat ohne großen zusätzlichen Aufwand wunderschöne Jungtiere, die man dann wieder züchterisch nutzen kann, wenn man das möchte.
Wenn ich jetzt nach der Mauser so durch den Jungtierschlag gehe, dann nehme ich immer wieder Jungtauben in die Hand. Unsere Jungtiere sind noch nicht getrennt - Vögel und Weibchen sitzen immernoch gemeinsam im Jungtierschlag. Dann freue ich mich, dass die Tauben, die dort nun noch sitzen, einfach allesamt in der Hand so sind, wie ich mir eine Taube vorstelle. Das kann etwas größer sein, oder etwas kleiner. Mal etwas schwächer im Rücken (niemals ganz schwach), mal mit einem ganz tollen Rücken, meistens mit eng geschlossenem Becken (manchmal auch etwas weiter geöffnet, was auch nicht dramatisch ist) usw.
Dort sitzt keine Taube, die uns nicht zusagt - rein körperlich. Ob das dann nachher gute Reisetauben werden wissen wir trotzdem nicht. In den Kopf können wir nicht hinein schauen. Aber rein körperlich haben diese Tauben dazu die Anlagen und das genügt uns erst einmal. Den Rest wird der Reisekorb (zumindest bei den Vögeln) zeigen. Aber dass die Tauben rein körperlich alle so sind, wie wir das haben wollen, ist ein Punkt wo wir züchterisch, so denke ich, gute Arbeit geleistet haben. Alles Weitere zeigt später die Preisliste.... | | |
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