| Gestern abend las ich ein wenig in einer Ausgabe der Zeitschrift "De Duif" aus diesem Monat. Darin wurde der Schlag Jos Verkammen aus Vremde in Belgien vorgestellt. Es fiel mir dort ein Foto mit einer jährigen Täubin ins Auge, die in diesem Jahr folgende hervorragende Ergebnisse erzielt hatte:
7. national Chateauroux (526 KM) gegen 5.720 Tauben
48. national Gueret (590 KM) gegen 12.208 Tauben
53. national Bourges (485 KM) gegen 10.366 Tauben
145. national Issoudun (510 KM) gegen 12.349 Tauben
Damit wurde dieses Weibchen 5. nationale As-Taube "Grote Halve Fond" bei den Jährigen Tauben.
Ich habe dann darüber nachgedacht welche jährige Taube in Deutschland wohl überhaupt die Möglichkeit hätte ihr Können auf vier solchen Flügen in einem Jahr (neben mehreren Einsätzen auf Preisflügen auf kürzeren Entfernungen) zu zeigen. Welche Taube kann in Deutschland im normalen Programmspiel mindestens vier Mal über solche oder ähnliche Distanzen in solcher Konkurrenz gespielt werden? Ich vermute nicht eine einzige!
In Deutschland scheut man zum einen die großen Konkurrenzen und die großen Auflässe und es gibt nicht wenige, auch sehr erfolgreiche, Sportfreunde, die am Liebsten nur iirgendwelche Straßenmeisterschaften ausfliegen würden. Diese RV möchte nicht mit jeder Auflassen, jener Regionalverband nicht mit einem anderen. Die Entfernungen dürfen nicht zu groß sein, am Liebsten hat man nur noch 300 KM-Sprinterflüge und ein oder zwei 500er pro Saison sind das allerhöchste der Ansprüche, die wir hier an unsere Tauben noch stellen.
In unserer RV hat man uns Züchtern in der vergangenen Woche auf der Versammlung allen Ernstes einen Reiseplanvorschlag hingelegt, der für unseren Schlag, wenn das Programm so wie geplant durchgeführt werden kann, als weiteste Flüge zwei Flüge ab Passau über 489 KM vorsieht. Da unsere RV im Regionalverband relativ weit vorne liegt, kommen wir dann in der Regionalverbandsvermessung relativ weit vorne und so käme der Regionalverband ab Passau auch auf eine mittlere Entfernung von mehr als 500 KM und hätte damit die Bedingungen erfüllt.
In unserer Versammlung habe ich darauf hingewiesen, dass ich für ein derart anspruchsloses Programm (hinsichtlich der KM-Anforderungen) künftig dann ja auch Wellensittiche auf die Reise schicken könnte.
Nun ist der Reiseplan so noch nicht beschlossen, aber es wird im Regionalverband darauf hinauslaufen, dass sich keine großen Änderungen mehr ergeben werden. Es ist eine Art Kurzstreckenprogramm.
Mit der RV Germania Werne hat eine RV die Mitgliedschaft in unserem Regionalverband gekündigt (man möchte in einen anderen Regionalverband wecheln - ob das schließlich klappt ist noch nicht klar) u.a. mit dem Argument dass die Tauben der Züchter dort jede Woche 50 KM weiter fliegen müssten, als unsere Tauben.
Was wäre ich dankbar wenn unsere Tauben jede Woche 50 KM weiter fliegen müssten und wir irgendwie ein einigermaßen anspruchsvolles Programm hätten mit 500ern und 600ern....aber das wird wohl nichts.
Früher freuten sich die Züchter auf die großen Flüge mit riesiger Konkurrenz und größeren Entfernungen - heute findet das alles nicht mehr statt.
Da hört man von sogenannten Spitzenzüchtern, die auf höchster Ebene um Meisterschaften spielen, so Aussrpüche wie: "Den 600er brauche ich nicht, den muss ich nicht im Programm haben." Vielleicht sollte man sich in Deutschland mal Gedanken darüber machen, warum diese sogenannten Spitzenschläge diese Flüge gar nicht mehr möchten. Warum Schläge, die alljährliche Verkäufe machen und auf 300 oder 400 KM auch hervorragend fliegen, auf einem 600er ihre erste TAube erst kurz vor der Dunkelheit nach hause bekommen und keinen einzigen Preis fliegen....
Es wird häufig darüber diskutiert wo man die besseren Tauben findet und diese gegebenenfalls kaufen sollte. Es kommt da auch immer darauf an, was man an Tauben sucht. Aber in Deutschland findet man sich in der Regel garantiert nicht, weil man hier die Ansprüche so herunter gefahren hat.
Der diesejährige 1. Deutsche Meister mit den Alttauben hat seine zweifellos hervorragenden Resultate auf Flügen mit folgenden Entfernungen in die Wertung gebracht:
335 KM, 351 KM, 389 KM, 389 KM, 436 KM, 516 KM, 530 KM. Der zweite Deutsche Meister aus dem gleichen Regionalverband hat nochmals pro Flug etwa knapp 20 KM weniger. Auch auf diesen Flügen muss man erst einmal so herausragend fliegen. Das ist alles eine super Leistung entsprechend der Meisterschaftsbedinungen.
Aber wir müssen doch festhalten, dass so etwas nichts mehr mit einem anspruchsvollen Flugprogramm für Alttauben zu tun hat.
Die Taube, über die ich weiter oben schrieb, hat diese Leistungen als Jährige erzielt. Selbstverständlich, wie in Belgien üblich, auf der Südwestrichtung. Es ist schon ein wenig anders, wenn man, wie wir hier in Deutschland, teilweise zum Südosten oder Osten reist. Insgesamt sind da die Flugprogramme schon anspruchsvoller in der Regel. Trotzdem müsste es doch möglich sein die Tauben ein wenig mehr zu fordern, als das hier in den allermeisten Reiseplänen inzwischen der Fall ist - v,a, auch hier bei uns. Wir tun der Taubenqualität mit unseren oft viel zu anspruchslosen, weil zu kurzen, und in zu kleiner Konkurrenz stattfindenden Wettflügen einfach keinen Gefallen. Wir züchten auf die Dauer dann einfach aus den falschen Tauben. | | |
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