| In zehn Tagen findet die diesjährige Siegerehrung zur Westfalenmeisterschaft 2022 in Verl statt. Das Programm des Siegertages und viele weitere Informationen findet man unter www.westfalenmeisterschaft.com.
Die Westfalenmeisterschaft selbst wird - und das finde ich einfach interessant - zu den gleichen Bedingungen ausgeflogen wie die Hessenmeisterschaft. Man kann da einige Dinge sehr schön vergleichen und dann sieht man, dass die Konkurrenz eine ganz andere ist. Ich denke, dass es überall in Deutschland prozentual gleich viel sehr gute und weniger gute Schläge gibt. Aber dort wo insgesamt einfach noch mehr Schläge im Brieftaubensport angesiedelt sind, da ist natürlich die Leistungsdichte eine ganz andere.
Der Sieger der diesjährigen Westfalenmeisterschaft, der Sportfreund Peter Giese, erringt auf 7 Wertungsflügen 14 Preise und 1367,62 Punkte. Der Sieger der Hessenmeisterschaft, die SG Abel / Müller erringt auf den 7 Wertungsflügen 14 Preise mit 1350,83 Punkten. Mit diesem Resultat wäre man in Westfalen auf Platz fünf eingelaufen.
Der Zehnplatzierte erringt in Hessen 14 Preise und 1294,04 Punkte. In Westfalen hätte dieses Resultat noch für Platz 67 gereicht. Und der Platz 30 in Hessen mit 14 Preisen und 1256,34 Punkten, wäre in Westfalen auf Platz 158 gelandet.
Es kommen hier natürlich viele Faktoren zusammen und man keinesfalls behaupten, dass es hier oder dort bessere Züchter gibt. Dort wo insgsamt mehr teilnehmende Schläge, gibt es in Summe natürlich auch mehr starke Schläge. Aber vermutlich prozentual nicht. Da wird es in etwa überall gleich sein.
Blickt man aber über diese Meisterschaften einmal hinaus in Richtung Deutsche Meisterschaft etc. dann ist die Situation natürlich regional komplett unterschiedlich. Auf einer Fläche wie z.b. der des Regionalverbandes 100 in Schleswig Holstein, tummeln sich hier in Westfalen etwa 13 Regionalverbände. Wo in Schleswig Holstein auf dieser Fläche noch gut 200 Schläge beheimatet sind, sind es hier in Westfalen noch gut 3000 Schläge.
Und wo in einigen Regionen mangels Masse dann Regionalverbandsgruppen mit 50 oder 70 Schlägen gebildet werden, sind das woanders dann eben RVen mit der gleichen Anzahl an Schlägen.
Was ich damit sagen will: der Brieftaubensport in Deutschland ist schon alleine durch die sehr unterschiedliche Züchterdichte völlig unterschiedlich in seiner Ausübung. Und man sollte es den Züchtern meiner Ansicht nach dann auch regional überlassen wie sie ihr Hobby und ihren Sport ausüben möchten. Es kommt nun aber dazu, dass der Verband RVen mit 15 und weniger reisenden Schlägen die Auszeichnungen sperren möchte und man versucht auch auf anderen Wegen "von oben herab" Sportfreunde weiter in ein Korsett zu pressen, welches schon aufgrund der völlig anderen regionalen Vorraussetzungen gar nicht für alle Regionen passend kann.
Selbstverständlich ist z.b. eine deutsche Meisterschaft immer nur symbolisch. Denn man kann nicht sagen, dass der deutsche Meister eines Jahres nun wirklich der beste Schlag einer Saison war, wie es z.b. im Fußball der Fall ist.
Es wäre völlig falsch zu behaupten, dass unser Schlag in 2020 nun der beste Schlag in Deutschland mit den jährigen Tauben war, nur weil wir anhand der Bedingungen die deutsche Meisterschaft erringen konnten.
Am vergangenen Wochenende war wieder einmal die Klausurtagung des Verbandes und zumindest nach dem, was ich inzwischen so von Teilnehmern erfahren konnte, kann man wieder einmal festhalten: "Außer Spesen nichts gewesen." Man belässt die meisten Dinge so wie sie sind und fummelt nur, eher symbolisch, an einzelnen Details des Reisegeschehens herum. Wie man auf diese Art und Weise die massive Unzufriedenheit und die ständigen Streitereien aus unserem Hobby heraus bekommen möchte, ist mir persönlich schleierhaft. Es geht einfach immer weiter. Und Bestrebungen einzelne RVen in vielleicht dünner besiedelten Regionen nun nicht mehr mit Auszeichnungen zu versehen, sind aus meiner Sicht ein völlig falscher Weg.
Es erscheint mir vielmehr typisch für das deutsche Vereins- und Verbandswesen, dass man auch im Brieftaubensport wieder alles über einen Kamm schert und egal ob Nord, Süd, Ost oder West alle exakt gleich behandelt werden sollen.
In der Westfalenmeisterschaft und auch in der Hessenmeisterschaft und anderen Ländermeisterschaften (egal wie sie ausgeflogen werden) finden sich immer wieder andere Schläge unter den Top-platzierten und bzgl dieser Meisterschaften hört man auch sehr wenig von Streitereien oder Diskussionen um die Bedingungen. Allgemein scheinen viele Sportfreunde mit diesen Regionalmeisterschaften sehr zufrieden zu sein und die regionalen Veranstaltungen erfreuen sich auch immer einer großen Beliebtheit. Vielleicht sollten sich unsere Verbandsspitze und unsere Vertreter in den Gremien einmal Gedanken darüber machen, warum das eigentlich so ist..... | | |
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