| Am vergangenen Wochenende sprach ich mit einem befreundeten Züchter über die Versorgung der Tauben. Der Sportfreund hatte insgesamt ein sehr schlechtes Reisejahr gehabt, es hatte auch in dem Jahr davon, zumindest bei den Alttauben, nicht gut geklappt und neben der Tatsache, dass er mangelnde Taubenqualität im Schlag als Problem für seine Misserfolge ausgemacht hatte, hatte er auch in der Versorgung seiner Tauben einiges verändert.
Nun glaube ich nicht, dass schlechte Ergebnisse auf der Reise grundsätzlich mit einem Versorgungsprogramm zusammenhängen. Ich denke, dass fast alle Züchter ihre Tauben heute so gut versorgen, dass sie Preise fliegen können in irgendeiner Form. Viel entscheidender für die Erfolge sind meiner Ansicht nach die Form, die Gesundheit und die Qualität der Tauben.
Trotzdem spielen selbstverständlich auch Beiprodukte und ihr gezielter Einsatz eine Rolle beim Formaufbau und beim Erhalt der Gesundheit eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Der Züchter mit dem ich sprach, hatte seine Tauben mit allerlei Produkten versorgt, hatte sich bestimmte Futtermischungen ausgesucht und als es dann nicht gut lief in der Reise, hatte er dieses oder jenes Produkt und Futter ausprobiert, ohne dass dieses zu irgendwelchen Besserungen geführt hätte.
Er teilte mir dann aber mit, dass er sich vorgenommen habe nun nur noch ein einziges Versorgungssystem eines einziegen Herstellers umzusetzen. Schon jetzt in der Mauser, dann auch über den Winter und in der Reise.
Das finde ich eine gute Sache, denn solche Systeme sind zunächst einmal in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung von Fachleuten erstellt und bieten der Taube zumeist alles was sie braucht und sie sind vielfach von Züchtern erprobt.
Mein Vater erwähnte dann in dem Gespräch wieder einmal einen Satz, den er seit mehr als 30 Jahren jeden Sportfreund sagt, der in diesem Punkt eine Frage hat: "Wechsele niemals in der Reise dein System. Davon wird es nie besser. Zieh es durch, reise die Tauben durch, egal wie schlecht sie kommen und nach der Reise kannst du dir dann Gedanken machen."
Diese Worte kann sich eigentlich jeder Züchter an die Schlagtür schreiben. Ich gehe sogar noch weiter. Wenn man sich einmal entschieden hat ein Versorgungssystem durchzuführen, dann sollte man das wirklich komplett über mehrere Jahre so tun. Ich bin davon überzeugt, dass das der schnellste Weg zum Erfolg ist.
Wir haben auch immer mal wieder etwas ausprobiert in der Versorgung und das tun wir auch heute noch (v.a. weil ich da Spaß und Interesse dran habe). Aber im Kern ist unsere Versorgung mit den Produkten von Dr. Marien seit vielen Jahren gleich.
Dazu ist es gekommen als ich 2009 Dirk de Beer kennenlernte und Dirk mir erzählte, dass er seine Tauben auch mit den Produkten versorgt und das schön einfach ist und es damit gut geht. Das haben wir dann auch angefangen und es funktioniert bis heute absolut zu unserer Zufriedenheit. Es ist einfach und man muss nicht ständig irgendetwas ins Wasser und an das Futter geben, die Tauben fressen die Präparate gut und so gibt es für uns keinen Grund im Kern etwas zu ändern. Das ganze Jahr über gibt es ein bis zwei Mal die Woche Mineral- und Konditionspulver und auch den Sirup haben wir immer hier, wobei wir ihn eigentlich seltener einsetzen als empfohlen.
Der befreundete Züchter mit dem ich mich unterhielt will nun ein anderes System anwenden, aber auch das ist meiner Meinung nach sehr gut und erprobt und man kann damit, wie ich auch schon von weiteren Züchtern weiß, sehr erfolgreich züchten und reisen.
Das Wichtigste ist einfach es durchzuziehen und sich nicht zu verzetteln. Wenn ich die Versorgungsprogramme vieler Hersteller sehe, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Jeden Tag wird etwas anderes als Zusatz zu Futter und/oder Tränke empfohlen. Auch da muss ich immer an Worte meines Vaters denken. Er sagt immer: "Sieh dir diese kleinen Tauben an. Die müssen das alles verstoffwechseln. Als wäre die Reise oder die Zucht nicht an sich schon anstrengend genug. Sie muss dann viel mehr verstoffwechseln, als sie eigentlich benötigt." Ich finde auch da hat er recht.
Man muss sich nur einmal jetzt in der Mauserzeit die Tauben ansehen. Da sind "blanke, glänzende, rote Bäuche" eher selten. V.a. dann, wenn die Tauben keinen Freiflug haben und fest sitzen. Oft ist das Brustfleisch etwas dunkler, auch manchmal ein klein wenig schuppig. Das liegt nicht daran, dass die Tauben krank sind oder ihnen etwas fehlt. Es liegt daran, dass die Leber der Tauben und der ganze Stoffwechsel in der Mauser extrem belastet ist.
Man kann dann auch jetzt in der Mauserzeit sicherlich unterstützend mit dem ein oder anderen Beiprodukt eingreifen. In dem man Mineralien ergänzt und essentielle Aminosäuren und hin und wieder Vitamine. Aber auch hier denke ich, dass man nicht jeden Tag irgendetwas über Futter oder Wasser geben muss, damit die Taube gut mausert. Das tut sie bei gutem Futter, Grit und Mineralien und dem ein oder anderen Beiprodukt sehr gut von alleine - wenn sie gesund ist!
Ich komme noch einmal zurück zu dem befreundeten Züchter mit dem ich am Wochenende sprach: er ist, was mich sehr freut, sehr konsequent gewesen und hat sehr hart in seinem Zuchtschlag selektiert. Dort lag meiner Meinung nach auch wirklich das Grundübel, denn die Tauben dort hatten nicht die nötige Qualität, obwohl er sie in der Mehrzahl bei bekannten Züchtern gekauft hatte. Er hat nun einige neue Tiere angeschafft. Ob diese besser sind muss sich erst noch herausstellen. Das weiß man nicht. Aber er hat nun auch mit den neuen Tieren einen sehr guten Zeitpunkt erwischt seine Versorgung praktisch gleichzeitig auf ein einfaches und erprobtes System umzustellen. Wenn die Tauben gut sind, dann werden sie mit dieser relativ einfachen Versorgung und wenn er das System so beibehält und einige Jahre durch zieht auch gute Leistungen abliefern. Dann werden sie gut züchten und gut reisen. Es ist gar nicht so schwer. Denn der entscheidende Faktor in Richtung Erfolg bleibt immer die gute Taube. In der Reise und noch mehr in der Zucht. Und dabei eine sehr harte Selektion. Man darf sich da einfach auch nichts vormachen. Wie viele sehr gute Zuchttauben, die relativ regelmäßig sehr gute Nachzucht bringen, gibt es denn wirklich? Sie sind extrem selten. Und deswegen ist und bleibt die harte Selektion und das konsequente Reisen und anschließende Auslesen der wichtigste Punkt im Brieftaubensport.
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