| Der Trainingsflug unserer RV ab Gilserberg ist, nach dem was ich bislang gehört habe, wohl recht glatt verlaufen, wobei doch hier und da einzelne Tauben fehlen und speziell die Tauben, die nach 11 Uhr kamen, wohl schon sehr großen Durst hatten.
Da wir selbst keine Tauben zu diesem Trainingsflug gesetzt hatten, habe ich den Jungtauben am späten Nachmittag am Haus Freiflug gegeben. Ohne Zwang oder ohne sie aus dem Schlag zu treiben. Sie konnten machen was sie wollen. Als ich sie später wieder herein rief fehlten allerdings fünf Jungtiere. Eine kam dann mit etwas Verzögerung und dann tat sich lange Zeit nichts. Erst um 20.39 Uhr kam noch ein weiteres Jungtier wieder und drei Tiere fehlten am Abend. Ich habe keine Ahnung was los ist, aber mir scheint, dass da die Greifvögel sehr aktiv sind und ich muss doch nun beim Freiflug der Jungtiere mehr aufpassen.
Am Spätnachmittag traf eine Information der Flugsicherungskommission (FSK) ein, dass für das kommende Wochenende nur Flüge bis maximal 125 Kilometer erlaubt sind und dass möglich gemacht werden soll, dass alle Tauben bis zwölf Uhr mittags ihren Heimatschlag erreicht haben können.
Wiederum etwas später teilte uns unser Flugleiter mit, dass unsere Reisevereinigung am kommenden Wochenende auf einen Flug verzichtet und wir in der kommenden Woche schauen wollen, was man weiter tun kann.
Persönlich halte ich die Entscheidung unseres Flugleiters – v.a. auch in Anbetracht dieses sehr schwammigen Schreibens der Flugsicherungskommission – für absolut richtig. Wozu soll man bei den angesagten Temperaturen mit den Jungtauben ein Risiko eingehen? Nur um irgendwie einen Flug durchzuführen nach dem Motto „Hauptsache die Tauben sind unterwegs und müssen fliegen“?! Nein, es ist richtig konsequent zu sein und dann eben ganz abzusagen.
Genau diese Konsequenz vermisse ich in dem Schreiben der Flugsicherungskommission. Dass was man dort nun veröffentlich hat, ist nichts Halbes und nichts Ganzes! Mir kommt es vor, als habe man mit der nun getroffenen Entscheidung einfach etwas machen wollen, um etwaigen Kritikern oder gar den selbsternannten Tierschützern schon im Vorfeld etwas „den Wind aus den Segeln zu nehmen“, sodass man immer sagen kann: „Wir haben doch etwas unternommen.“
Aber ob eine Jungtaube nun am Morgen nur 125 oder vielleicht 160 Kilometer fliegt – das macht am Ende keinen Unterschied. Viel weiter als 160 oder 170 Kilometer wäre ohnehin noch keine RV oder FG gefahren.
Was also soll das Ganze? Wollte die FSK nur zeigen, dass man noch da ist und dass man im Sinn der Tauben etwas unternimmt?
Man sollte annehmen, dass eine Kommission dazu da ist, auch einmal Entscheidungen zu treffen. Zur Not auch unpopuläre Entscheidungen. Aber nun hat man den Ball ganz geschickt zurück gespielt an die einzelnen Flugleiter, die nun unter dem Druck stehen, den Flug irgendwie hin zu bekommen.
Ein früher Auflass muss stattfinden und dabei muss man schauen, dass die eigenen Tauben nicht in allzu viel Kreuzungsverkehr geraten. Denn es wollen und müssen alle Flugleiter früh auflassen. Gerade in der Mitte Deutschlands wo Tauben auf der Südwest-,Südost und auch auf der Westrichtung aufgelassen werden, ist das schon eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Flugleiter.
Geht nun ein Flug aufgrund von Taubenkreuzungen (oder anderen Gründen wie Greifvogelangriffen etc.) daneben, dann wird der Flugleiter allein den Frust der Züchterschaft abbekommen.
Wie es leider gehen kann mit Jungtauben, selbst wenn das Wetter gut ist, mussten am letzten Wochenende und auch jetzt in der Woche am Dienstag einige RVen und FGs leidvoll erfahren. Das Wetter war prima, es schien alles ok für einen geordneten Heimflug der Jungtauben und die Flüge verliefen zum Teil extrem schwierig. Berichte und Informationen dazu habe ich in den letzten Tagen erhalten.
Nun stelle ich mir vor was wohl mit den Jungtauben passiert, wenn am kommenden Wochenende Flüge so schlecht verlaufen, obwohl die Flugleiter augenscheinlich alles richtig gemacht haben. Das Ganze würde in Anbetracht der hohen Temperaturen ab den Mittagsstunden zu einem Desaster!
Und genau an dem Punkt möchte ich folgende Fragen stellen: ist es das wirklich wert? Muss man für einen 80, 100 oder 120 KM-Flug mit Jungtauben wirklich ein solches Risiko eingehen?
Ja, ich kann Züchter verstehen, die sagen: „Die Jungtauben können das und sie schaffen das auch. Wir können sie ruhigen Gewissens spielen. Das Wetter ist in Ordnung.“ Ich denke auch, dass die Jungtauben das grundsätzlich können und in den meisten RVen die ganz große Zahl an Jungtieren v.a. am Samstag, aber wahrscheinlich auch noch am Sonntag bis mittags zuhause sein werden. Die Temperaturen in den Morgenstunden werden noch angenehm sein und die Luft sauber. Die Tiere schaffen das.
Leider ist es aber in den letzten Jahren zunehmend so, dass es immer wieder schlechte Flugverläufe gibt, obwohl augenscheinlich alle Rahmenbedingungen stimmen. Und wenn es am kommenden Wochenende auch solche schwierigen Flüge gibt (und es wird sie geben, wie es sie an jedem Flugtag mit den Jungtauben inzwischen irgendwo und irgendwie gibt), dann ist für die betroffenen RVen und Züchter ein ganzer Jungtierjahrgang hinüber. Denn eines steht auch fest: die Tauben werden sich kaum durchschlagen können. Es steht kaum irgendwo noch Wasser aufgrund der anhaltenden Trockenheit. Wenn sie dann nicht irgendwo hineingehen und gemeldet werden, dann gehen sie zwangsläufig irgendwo jämmerlich ein, weil sie kein Wasser finden.
Und wieder möchte ich an dieser Stelle die Frage stellen: Ist es das wert? Ist ein 125-Kilometer-Jungtaubenflug das Risiko wert? Was können wir mit einem solchen Flug über 90 oder vielleicht 120 Flugminuten gewinnen und was können wir gegebenenfalls verlieren? Aus meiner Sicht können wir wenig bis nichts gewinnen und vielleicht viel verlieren. Und das ist es eben nicht wert. Selbst dann nicht, wenn 90 oder 95 Prozent der Flüge am kommenden Wochenende einen einwandfreien Verlauf nehmen werden.
Da bin ich dann wieder bei der klaren Entscheidung unseres Flugleiters: Unser RV-Flug fällt aus und wir machen dann weiter, wenn es aus Sicht der Flugleitung gut möglich und vertretbar ist. Eine frühzeitige, klare Ansage. Ich denke damit können alle Sportfreunde unserer RV sehr gut leben, selbst wenn der ein oder andere doch gerne seine Jungtiere gereist hätte.
Im Gegensatz dazu lässt die Entscheidung der Flugsicherungskomission diese Klarheit vermissen. Viele Sportfreunde stehen nun da mit ihrer Entscheidung die eigenen Tauben zu spielen oder sie zuhause zu lassen. Nicht wenige Züchter werden mit einem unsicheren und unguten Gefühl einsetzen und hoffen, dass irgendwie alles glatt läuft. Wenn dann hoffentlich alles gut gegangen ist, dann ist dieser Flug sehr schnell vergessen.
Nur dort wo ein Flug vielleicht nicht glatt verläuft und am Ende viele Jungtiere fehlen – dort wird man dann wieder noch lange über dieses Flugwochenende sprechen und der deutsche Brieftaubensport hat den selbsternannten Tierschützern einmal mehr eine große Angriffsfläche geboten. Und wofür? Für einen 125 KM-Jungtaubenflug, der am Ende praktisch für nichts wichtig ist, außer dass die Jungtiere einmal mehr im Kabinenexpress waren…. | | |
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