| Es sind nun noch etwa drei Wochen bis auch die Jungtaubenreise beendet ist. Ich hoffe, dass die Flüge bis dahin noch gut verlaufen und es nun zum Saisonende hin nicht noch einen Flug mit hohen Verlusten gibt. Ehrlich gesagt ist mir der Zeitraum, in dem sich hier sehr viel um die Brieftauben und die Reise dreht, doch mittlerweile zu lang. Die ersten Freiflüge nach dem Winter beginnen hier Mitte März und nur unter Aufsicht wegen der Greifvögel. D.h. täglich steht man, neben der eigentlich Versorgung der Tauben, noch ein bis zwei Stunden im Garten und passt auf, dass die vielen Greifvögel hier nicht ihr Unwesen treiben.
Ab Mitte April beginnen die Vorflüge, Ende April oder Anfang Mai die Preisflüge und das geht dann in dieser Form durchgehend bis etwa mitte September. Wenn man erfolgreich reisen will, dann ist es notwendig den Tauben regelmäßig Freiflug zu geben, sie ordentlich sauber zu halten und sie angemessen und so gut es geht einigermaßen pünktlich zu versorgen.
Letztendlich rede ich hier von einem Zeitraum von sechs Monaten in dem sich sehr viel um die Brieftauben dreht. Möglicherweise zu viel für den ein oder anderen.
Es gibt jüngere Sportfeunde, die inzwischen geradeheraus sagen, dass es ihnen einfach alles zu viel wird und dass sie vielleicht nur noch an der Jungtaubenreise teilnehmen möchten oder nur einige Zuchttauben halten um lediglich One Loft Races zu bestreiten usw.
Ich kann das gut verstehen, denn während dieses halben Jahres ist die Belastung doch hoch, wenn man arbeiten muss, Familie hat usw. Der Brieftaubensport hat sich verändert in den letzten 30, 40, 50 Jahren. Obwohl die Züchterzahlen extrem gesunken sind ist doch der Aufwand mit den Tauben, wenn man erfolgreich reisen will, höher als er es einmal war. Wer heute konkurrenzfähig sein und seine Preise und vielleicht auch Spitzenpreise fliegen möchte, der muss schon einen gewissen Aufwand betreiben. Sei es durch viel Training, Verdunkeln, Belichten usw. bei den Jungtauben oder sei es durch die Beschäftigung mit den Alttauben und ihre Führung während drei, vier oder mehr Monaten.
Möglicherweise ist es "ein Kampf gegen Windmühlen", aber wenn wir irgendwie den deutschen Brieftuabensport noch zukunftsfähig machen wollen, dann müssen wir Möglichkeiten schaffen der veränderten Berufswelt und auch dem veränderten Freizeitverhalten der Gesellschaft und der Familien Rechnung zu tragen. D.h. dass wir aus meiner Sicht viel mehr Möglichkeiten schaffen sollten, dass Sportfreunde Erfolge in "kleineren Einheiten" feiern können. Wie das im Einzelnen aussehen könnte müsste man überlegen, aber ich könnte mir z.b. vorstellen, dass man das gesamte Reiseprogramm splittet in mehrere Abschnitte. Als Beispiel:
Abschnitt 1 in RV, FG bzw. Reg-Vb. vom 1. Mai bis 15 Juni mit 6 oder 7 Flügen: 200 KM, 250 KM, 300 KM, 350 KM, 400 KM 450 KM, 500 KM
Dann Abschnitt 2:
Überregionale Flüge mit mehreren Regionalverbänden vom 15. Juni bis 31. Juli über Distanzen ab 450 KM (natürlich nur da wo es von der Züchterzahl möglich ist)
Parallel dazu beginnen RVen und FGs wieder mit einem "kurzen Programm" auf dem Alt- und Jungtauben gespielt werden können. Also 100, 150, 200, 250, 300, 350 KM
Züchter können dann teilnehmen wo sie möchten. Im überregionalen Programm oder im "Kurzprogramm" oder in beiden Programmen.
Ab etwa Mitte August beginnt dann Abschnitt 3 mit dem "klassichen Jungtaubenprogramm" wieder über 100, 150, 200, 250, 300 KM.
Wer das ganze Jahr über Tauben reisen möchte könnte das dann in den verschiedenen Programmen tun. Wer nur kürzere Strecken reisen möchte könnte das in Abschnitt 1 oder Abschnitt 2 tun. Wer große Konkurrenzen und weitere Entfernungen bevorzugt, der kann in Abschnitt zwei überregional reisen. Wer Winterzucht mit den Jungtauben betreiben möchte, könnte diese gemeinsam mit Alttauben in Abschnitt 2 reisen. Ebenso könnten Sportfreunde, die im Frühjahr aufgrund der Greifvögel oder anderer Umstände ihre Alttauben bis Anfang Mai noch nicht in die entsprechende Verfassung bekommen, dann ab Mitte Juni mit diesen auf kürzeren Strecken fliegen.
Wer klassisch Jungtauben züchten und reisen will, der tut das in Abschnitt 3 und selbst da sollte die Möglichkeit gegeben sein noch Alttauben mitzugeben.
In den jeweiligen Abschnitten könnte man dann verschiedene Meisterschaften und As-tauben ausfliegen und trotzdem könnten selbstverständlich auch weiter Meisterschaften und As-Tauben über die gesamte Saison ausgezeichnet werden.
Wichtig erscheint mir auch, dass man schöne Erfolge und Auszeichnungen auf einzelnen oder ganz wenigen Flügen erzielen kann, die dann entsprechend geehrt werden. So wie es die Zeitschrift "De Duif" seit vielen Jahren erfolgreich mit ihrer Meisterschaft auf die vorbenannten Tauben macht.
Obwohl hier aufgrund der ganzen Umstände in diesem Jahr die Reise schwierig war und ich dann die Altreise früher als gewohnt trotz guter Leistungen beendet habe, finden wir uns unter den Meistern auf der Mittelstrecke im Monat Juni wieder. Zwar "nur" auf Platz 19, aber das sind kleine Resultate, über die man sich einfach freuen kann. Und darum sollte es insgesamt doch im Brieftaubensport gehen und diese kleinen Erfolge müssen wir versuchen möglichst vielen Sportfreunden zu ermöglichen, denke ich.
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