| In einem Beitrag von Ad Schaerlackens las ich kürzlich folgende Sätze: "Im Reiseschlag kommt es auf die Leistung an. Wo Sie die Messlatte anlegen, hängt davon ab, wo Sie sich in im Brieftaubensport derzeit leistungsmäßig befinden. Eine häufig verwendete Methode besteht darin, dass die Hälfte der Preise pro Zehntel gewonnene Preise sein müssen. Wenn also beispielsweise eine Taube 10 Mal an einem Wettbewerb mit 500 Tauben teilnahm, musste sie in den ersten 50 mindestens 5 Mal einen Preis erzielt haben, um zu überleben."
Das sind recht große Ansprüche an die Leistungen der Tauben. So mancher Sportfreund hätte nach der Reise praktisch keine Taube übrig, wenn er so selektieren würde. Hier in Deutschland gilt eine Taube gemeinhin dann als gut oder sehr gut, wenn sie auf 12 oder 13 Preisflügen eine zweistellige Preiszahl geflogen hat. Wenn sie dann noch mehrfach in die Spitze geflogen ist, dann ist das umso besser. Aber es ist für die meisten Sportfreunde nicht zwingend notwendig.
In Belgien zählt für die Masse der Züchter in aller Regel erst einmal nur der frühe Preis. Das hat mit den Meisterschaftssystemen zu tun. Hier in Deutschland werden die Meisterschaften häufig anders ausgeflogen und für unsere Meisterschaften zählt der letzte Preis in der Liste fast so viel wie ein ganz früher Preis.
Es gibt für beide Systeme gute Argumente. In den letzten Jahren sucht man hier bei uns auch immer mehr die Taube, welche die Spitzenpreise fliegen kann. So mancher Sportfreund sagt: "Mir ist eine Taube mit 8 Preisen und 700 AS-Punkten lieber als eine Taube mit 11 Preisen und 600 As-Punkten. Letztlich muss das jeder selbst entscheiden.
Allerdings höre ich in Gesprächen mit Züchtern immer wieder Berichte darüber, dass sie versucht haben sich bei Top-Schlägen aus den Spitzenfliegern zu verstärken und dabei nicht viel herausgekommen ist, weil die Nachzucht dieser Tauben allzu schnell ausgeblieben ist.
Wir haben das hier auch schon festgestellt. Immer mal wieder hatten wir Tauben von Sportfreunden (oder Nachzucht von deren Tauben), die wirklich Spitze fliegen konnten. Nicht ein Mal, sondern mehrfach. Aber sehr häufig war es tatsächlich so, dass die Tauben mehrere frühe Preise geflogen hatten und dann plötzlich ausblieben.
Mein Vater war in diesem Punkt noch rigoroser als ich. Er sagte immer: "Was nützt mit eine Taube, die 7x früh kommt und beim 8. Flug weg ist? Das ist keine gute Taube. Eine gute Taube kommt nach hause!"
Nun sollte man nicht vergessen, dass die Greifvögel ein riesiges Problem geworden ist und so manche Taube nur deswegen nicht nach hause kommt, weil sie vom Greif geschlagen wurde. Aber es scheint schon auffällig, dass gerade so mancher Spitzenflieger plötzlich nicht mehr wieder kommt, obwohl die Bedingungen gut sind. Es mag damit zusammenhängen, dass sich diese schnellen Flieger oft eher vom Schwarm lösen.
Und so finde ich unser deutsches System eigenltich nicht so schlecht, denn wir züchten immerhin Brieftauben und deren Eigenschaft ist es erst einmal durch Wind und Wetter nach hause zu kommen und sich vielleicht auch nicht vom Greif schlagen zu lassen, weil sie länger Schutz im Schwarm sucht.
Unser Ziel war es hier immer Tauben zu züchten, die wohl viele und auch mal frühe Preise fliegen können, aber an erster Stelle stand immer das Bestreben Tauben zu haben, die wiederkommen. Denn Verluste sind doch für jeden Züchter, so ehrlich muss man sein, eigentlich das Schlimmste. Deswegen könnte ich auch mit der Selektionsmethode wie sie Ad Schaerlaeckens beschrieben hat, nicht so viel anfangen. Wenn nur die Spitze zählt, dann züchtet man sich vielleicht auch mehr Tauben, die schneller einmal verloren gehen. Es wird viel geklagt über große Taubenverluste. Gerade auch in Belgien und den Niederlanden. Es werden viele Theorien aufgestellt warum speziell viele Jungtiere verloren gehen. Möglicherweise hängt das aber auch ein ganzes Stück weit mit der jahre- und jahrzehntelangen Selektion nur auf den Spitzenpreis zusammen. | | |
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