| Derzeit werden im Internet einige Tauben von Günter Prange in einer Versteigerung angeboten. Ich benötige derzeit keine weiteren Tauben zur Ergänzung unseres Zuchtbestandes, aber da wären durchaus einige Tiere dabei, die mir grundsätzlich gefallen würden.
Im Jahr 2009 kaufte ich seinerzeit drei Jungtauben. Es waren allesamt Weibchen aus dem gleichen Paar. Der Vater war ein Sohn des 330 von Günter Prange und die Mutter war eine Tochter des Ringlosen. Das waren in der Hand ausgezeichnete Tauben. Ich kann es nicht anders sagen. Und es waren auch gute Tauben. Ich habe einige sehr gute Reisevögel aus ihnen gezogen. Aber es waren auch allesamt sehr spezielle Weibchen. Sie waren, wie Günter Prange es immer so sagt, "stur". Sie benötigten lange bis sie sich überhaupt paarten, sie ließen sich nur schwierig bis gar nicht umpaaren und sie benötigten auch immer recht lange bis sie legten. Wenn man so will brachten diese drei Täubinnen die Abläufe in unserem Zuchtschlag doch ab und an gehörig durcheinander.
Damals war ich mit diesen Weibchen nicht geduldig genug - davon bin ich heute überzeugt. Ich habe sie doch relativ schnell, nach drei, vier Jahren, selektiert. Nicht, weil es keine guten Tauben waren. Sondern nur deshalb weil sie charakterlich so anstrengend für mich waren,
Heute würde ich mit diesen Tauben ganz anders umgehen. Mir mehr Zeit nehmen, geduldiger sein und mehr auf die einzelne Taube eingehen.
Es gibt viele Sportfreunde, die mit Tauben von Günter Prange das Niveau in ihrem Bestand deutlich anheben konnten. Und es gibt vielleicht genauso viele Züchter, die sagen: "Die Prange-Tauben haben bei mir überhaupt nicht funktioniert."
Inzwischen bin ich überzeugt, dass es vielen Züchter, die sagen, dass die Tauben nicht funktioniert hätten, genauso gegangen ist wie mir. Sie sind auf die speziellen Charaktereigenschaften dieser Tauben nicht eingegangen. Weil sie es vielleicht nicht wussten und nicht konnte, weil sie nicht ausreichend Zeit hatten usw. Es ist nicht ganz einfach diese Tiere angemessen so zu führen, dass sie in Zucht und Reise ihre Leistungsfähigkeit voll abrufen. Aber ich denke, dass es sich lohnen kann.
Bei Günter Prange handelt es sich um einen der ganz wenigen Züchter, die noch einen eigenen leistungsfähigen Stamm haben. So wie es früher doch einige Sportfreunde gab, die einen starken Stamm besaßen und wo man im Sinne des Brieftaubensports von einer "Rasse" sprechen kann.
Schaut man sich die Abstammungen anderer hervorragend reisender Züchter heute an, so sind das doch oftmals recht wilde Sammelsurien von Tauben verschiedenster Herkunft mit viel Leistungshintergrund. Der Grund dafür ist relativ simpel: es ist auf die Dauer viel einfacher durch Kreuzungen von verschiedenen Linien wieder Leistungstiere zu züchten. Es geht auch in der Regel viel schneller. Mit Linien- und Inzucht immer wieder hervorragende Tauben zu züchten ist schon eine ganz hohe Kunst. Aber es kann bestimmt auch viel Spaß machen immer wieder zu probieren und Überlegungen in der Zucht anzustellen und auch über zwei, drei Jahre züchterisch im Voraus zu planen.
Das was Sportfreund Prange über all die Jahre und Jahrzehnte im deutschen Brieftaubensport züchterisch und auf der Reise geleistet hat, kann ich wirklich nur bewundern und wenn man sich an Vorbildern im Brieftaubensport orientieren möchte, dann ist er mit seiner Art und Weise die Tauben zu führen, zu beobachten, sie zu züchten und zu reisen sicherlich das Beste, was man sich aussuchen kann. | | |
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