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Montag, 29.04.2024
Sascha am 29.04.2024 um 05:32 (UTC)
 Gestern fand der dritte Vorflug unserer Reisevereinigung statt. Die Tauben wurden im 8:35 Uhr in Schlüchtern auf 155 Kilometer Entfernung für unseren Schlag auf gelassen. Es war bei der Ankunft der Tauben extrem windig, sodass sie teilweise überhapt nicht landen konnten und sogar, was ich so auch noch nicht erlebt habe, auf dem Nachbardach landeten. Unsere Tauben kamen, nach dem was ich von anderen Sportfreunden gehört habe, nicht besonders gut. Es fehlten zunächst auch noch zu viele Vögel. Aber über Mittag und den Nachmittag hinweg sind alle Witwervögel bis auf einen wieder zuhause eingetroffen. Ich habe noch ein bißchen Hoffnung, dass auch der eine fehlende Vogel vielleicht heute noch kommt.
Insgesamt fehlt von den drei Vorflügen also nur diese eine Taube, was sicherlich in Ordnung ist. Gut gekommen sind die Vögel aber nicht. Das erkläre ich mir in erster Linie noch durch die mangelnde Fitness der Vögel. Sie sind noch nicht so weit wie sie eigentlich sein müssten. Das wiederum hat natürlich damit zu tun, wie ich sie zuletzt geführt habe und auch führen musste. Ich muss sehen ob ich sie bis zum ersten Preisflug noch in eine etwas bessere Verfassung bekomme. Andererseits ist es halt augenblicklich sehr schwer mich dahingehend zu motivieren, Insofern ist es auch nicht so schlimm, wenn die Reise in diesem Jahr vielleicht etwas weniger gut verläuft. Die Tauben müssen aber wenigstens so fit sein, dass sie gut nach hause kommen können. Preise und Meisterschaften sind mir im Augenblick herzlich egal. Ich glaube ja insgesamt auch fest daran, dass unsere Tauben auch ein sehr gutes Gefühl dafür haben wie es ihrem Züchter geht und dass sie merken, wie er mit ihnen umgeht und sich dieses Verhalten des Züchters eben auch auf ihre Leistung und ihre Motivation stark auswirkt.
Am zurückliegenden Wochenende sind sehr viele Reisevereinigungen in ihr Preisflugprogramm gestartet und der starke Wind hat die Preislisten teilweise doch sehr stark beeinflusst. Das kann man nicht ändern. Unser Hobby als Freiluft-"Sport" ist nun einmal von den Wetterbedingungen abhängig. Für manchen Züchter ist der Saisonstart sehr gut gelaufen, für einige vielleicht enttäuschend. Man darf sich davon nicht verrückt machen lassen, sondern muss versuchen zu analysieren woran die Leistung am Ende gelegen hat. Das versuche ich hier bei uns auch und mache mir meine Gedanken und beobachte die Tauben so gut es geht und so weit ich mich dazu aufraffen kann. Aber gerade zu Saisonbeginn ist eben ein entscheidender Faktor, zumal bei diesem starken Wind, die Gesundheit und auch die allgemeine Verfassung der Tauben. Daran kann man, wenn es notwendig ist, jetzt noch arbeiten.
 

Donnerstag, 25.04.2024
Sascha am 25.04.2024 um 17:12 (UTC)
 Es ist sicher schon einige Jahre her, dass ein April fast durchgängig so kalt war. Hier sind leider die Greifvögel immernoch sehr aktiv und deswegen kann der Freiflug der Tauben nur nachmittags unter Aufsicht stattfinden. Schön ist das nicht wirklich, aber es soll nun zum Wochenende ja endlich etwas wärmer werden und hoffentlich bleiben die Temperaturen dann auch durchgängig etwas angenehmer.
Bei mir haben sich jetzt zurückliegend bezogen auf meine letzten Beiträge drei bzw. vier Sportfreunde gemeldet, die aufgrund der Umstände in ihren RVen (zu früher Beginn der Reise, keine Rücksichtnahme auf berufstätige Züchter hinsichtlich Flugverlegungen usw.) beschlossen haben nicht mehr an der Altreise teilzunehmen. Sie wollen schon in diesem oder ab dem nächsten Jahr nur noch Jungtauben reisen.
Ich denke das ist schon ein Zeichen dafür dass man künftig unser Reisesystem insgesamt dahingehend verändern sollte, dass es diesen Sportfreunden möglich wäre, trotzdem zu ihrer Zufriedenheit Alttauben zu reisen. Unser deutsches System mit wöchentlich ansteigenden Entfernungen ist in dieser Form einfach überhaupt nicht mehr zeitgemäß.
Ich könnte mir vorstellen, dass man künftig eher ein Programm durchführt, dass zweigleisig gestaltet ist. Kurze Flüge - organisiert über RVen oder Fluggemeinschaften - wöchentlich auch im Altreiseprogramm über 12, 13 oder 14 Wochen und Flüge über größere Entfernungen (400, 500, 600 KM), die ab etwa Mitte Juni überregional (d.h. nach Möglichkeit mehrere Regionalverbände zusammen) durch Regionalverbände bzw. den Verband (als eine Form von Nationalflügen) angeboten und organisiert werden.
Jeder Züchter entscheidet selbst wie, wann und wo er dann an den angebotenen Flügen teilnimmt.
Wer hochwertige Meisterschaften gewinnen möchte (deutsche Meisterschaften etc.) muss zu den entsprechenden Meisterschaftsbedingungen die Leistungen auf den überregionalen bzw. nationalen Flügen bringen. Wer in diese Richtung keine Ambitionen hat kann auch für eine ganze Saison nur kurze Flüge beschicken.
Ergänzend könnten bei den kurzen Flügen dann recht frühzeitig, wenn gewünscht, auch Jungtauben mit transportiert und aufgelassen werden.
Insgesamt muss einfach, ich schreibe das seit Jahren, für den Hobby-Züchter der Druck aus dem System heraus. Er muss die Möglichkeit haben seine Tauben zu reisen ohne dass er alles Mögliche mitmachen muss. Aktuell ist das nahezu unmöglich. Entweder müssen die Züchter die Flüge so mitmachen wie es die Verbandsmeisterschaften erfordern oder sie haben nur die Alternative die Reise zu beenden.
Allein jetzt in diesem Jahr ist der Einstieg in die Reise bei den kalten Temperaturen schon mit eine Art "Zwang" verbunden. Entweder macht man mit, auch wenn man das vielleicht nicht gerne möchte bei den Wetterbedingungen oder aber man muss dann irgendwann wenn es wärmer ist seine Tauben einfach auf schon größere Entfernungen mitgeben ohne die Möglichkeit zu haben sie langsam anzutrainieren. Alleine diese Tatsache sorgt letztlich schon beim Saisonstart für teilweise Unzufriedenheit und Unruhe.
Diese Form von "Druck oder Zwang" auf jeden einzelnen Züchter passt nicht mehr in die heutige Zeit und wir müssen genau an dieser Stelle dringend andere Lösungen für unser deutsches Reisesystem finden.
 

Mittwoch, 24.04.2024
Sascha am 24.04.2024 um 06:02 (UTC)
 Mein letzter Eintrag hier vorgestern hat doch etliche Reaktionen hervorgerufen. Positive Rückmeldungen erhielt ich ebenso wie deutlich negative und ablehnende. Das ist alles in Ordnung für mich.
Dass ich hier meine Meinung niederschreibe bedeutet nicht notwendigerweise, dass ich auch recht habe. Aber ich denke schon, dass es sich bei den Auflässen bei Kälte und hin und wieder sogar Regen oder Schnee in der Strecke um ein Thema handelt, dass unbedingt diskutiert gehört.
Leider finden solche Themen in unseren Zeitschriften selten Platz. Herr Püttmann lässt sich in seiner Zeitung immer wieder über Meisterschaftsbedingungen aus, aber andere Themen diskutiert er dort selten. Im "Taubenmarkt" (früher die wohl krititischste deutsche Brieftaubenzeitschrift) finden derartige Themen gar keinen Platz mehr und in unserer Verbandszeitschrift "Die Brieftaube" werden viele Dinge einfach schöngeredet oder eben nicht ausgewogen diskutiert und Kritik an verantwortlich handelnden Personen scheint dort kaum erwünscht.
Ursprünglich hatte ich zuletzt geplant hier auch ein Thema aufzugreifen über das in unserer Verbandszeitung letztens berichtet wurde, aber dazu bin ich aus bekannten Gründen noch nicht gekommen. Vielleicht kann ich das gelegentlich noch nachholen.
Die Zeiten haben sich geändert. Es gibt die sozialen Medien, es gibt Whatsapp, Telegram und viele andere Nachrichtenkanäle und auch Brieftaubenzüchter sind, trotz des teilweise sehr hohen Altersschnitts, inzwischen so vernetzt, dass Informationen über Auflässe oder andere Dinge binnen Minuten die Runde machen. Daher sollte man, so denke ich, einen Verband und das ganze Hobby einfach anders organisieren, als wir das aktuell tun hinsichtlich Informationsfluss, Vorgaben zum Reisegeschehen usw.
Wenn, wie am letzten Sonntag, Fotos von Kabinenexpressen über diverse Kanäle weitergeleitet werden, die im Schnee stehen, dann kommt es notwendigerweise und richtigerweise zu Diskussionen darüber, ob das alles so richtig und notwendig ist.
Wenn besorgte Sportfreunde unseren Verbandspräsidenten dann kontaktieren um eben diese Themen anzusprechen und als Antwort erhalten: "Der Verband kann sich nicht um alles kümmern.", dann läuft doch etwas nicht richtig.
Es gibt in den Flugleiterprotokollen klare Vorgaben zu den Auflässen, welche die Flugleiter mit JA oder NEIN ankreuzen müssen. Und es muss zumindest die Frage erlaubt sein, warum Auflässe erfolgen, wenn bestimmte Bedingungen in diesen Protokollen einfach nicht erfüllt sind. z.b. hinsichtlich der Temperatur und mit Nein beantwortet werden mussten, wenn man bei der Wahrheit geblieben ist.
Unabhängig davon ob man sagt: "Den Tauben macht das nichts aus, wenn es kalt ist und die können das." oder ob man sagt "Wir sollten bei solchen kalten und nassen Wetterbedingungen noch ein wenig mit der Reise warten" sollte doch unbedingt die Frage diskutiert werden wozu Brieftaubenaulässe zu Vor- und Preisflügen nun unbedingt bei doch nun unbestritten schwierigen Bedingungen zu dieser Jahreszeit durchgeführt werden müssen. Und ergänzend kann ich nur immer wieder die Frage der alten Lateiner stellen: "Cui bono?" - "Wem zum Vorteil" bzw. "Wem nützt es"?
Denkt man über letztere Frage einmal intensiver nach, dann kommt man relativ schnell zu dem Schluss, dass die diskutierten Auflässe im Kern sicherlich nicht dem einfachen Hobby-Züchter nutzen, der mit seinen 15, 20 oder 25 Tauben an den Start geht. Wir sollten aber nie vergessen, dass genau diese Hobbyisten jene Sportfreunde sind, die unser Hobby überhaupt noch tragen. Der Brieftaubensport wird nicht getragen von Schlägen, die mit weit über 100 Tauben an den Start gehen oder die jeden Tag ihre Tauben trainieren und sich extrem viel Arbeit machen usw. Auch das ist ok und wichtig und es soll jeder tun, wie es ihm beliebt. Aber getragen wird unser Hobby von den kleineren und "normalen" Beständen und Sportfreunden für die der Brieftaubensport eine wunderbare Freizeitbeschäftigung ist. Ob diese Freizeitbeschäftigung aber wunderschön ist, wenn man bei 5 Grad Celsius und möglicherweise Regen oder Hagel im Garten steht um auf die Tauben zu warten - das möchte ich mal dahingestellt lassen.
Auch hier bei uns zuhause geht der Brieftaubensport gerade irgendwie weiter, wobei mir nach Papas plötzlichem Tod aktuell sehr die Motivation fehlt in den Taubenschlag zu gehen und mich dort aufzuhalten.
Vorgestern abend hat unsere Reisevereinigung auch zu ihrem zweiten Vorflug eingesetzt, der dann gestern durchgeführt wurde. Ich hatte eigentlich weder Zeit noch Lust die Tauben zu diesem Flug einzukorben. Aber da kommen wir dann schon zum nächsten Problem: hätte ich pausiert und die Tauben nicht gesetzt, dann wären vom ersten auf den zweiten Vorflug (den dann dritten Flug der RV) zwei Wochen Pause gewesen und ein Sprung von fast 100 KM gewesen, was besonders für unsere vielen jährigen Tauben nicht ideal gewesen wäre.
Also habe ich die Tauben schnell eingekorbt (und das so, wie sie sonst nie eingekorbt werden und die ein oder andere habe ich viel zu grob gefangen) und bin zur Einsatzstelle gefahren. Ergänzend muss ich sagen, dass die Tauben in der vergangenen Woche kaum im Freiflug waren, Nach dem ersten Vorflug wollte ich sie zwei oder drei Tage zusammen lassen. Durch Papas Tod und alles was damit verbunden war, habe ich sie dann aber gar nicht getrennt und so waren sie bis zum Einkorben zusammen über 9 Tage, haben kaum trainiert und einige Tiere waren vermutlich in der ganzen Zeit gar nicht draußen im Freiflug.
Insofern kamen unsere Tauben dann gestern auch nicht gut vom Flug ab Gilserberg. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Es fehlten zunächst auch noch mehrere Tiere, aber die letzten beiden Tauben kamen dann gegen 17.40 Uhr binnen einer halben Minute zuhause an und so sind immerhin alle Vögel wieder wohlbehalten im Schlag zurück. Wäre das nicht der Fall, dann hätten diese Tauben auch große Probleme, denn es ist wieder sehr kalt gewesen in der letzten Nacht.
Am Abend habe ich dann die Tauben getrennt und nun muss ich sehen, ob ich die Motivation finde die Vögel endlich in so etwas wie eine Reiseverfassung zu bekommen. Ich hoffe es gelingt irgendwie.
 

Montag, 22.04.2024
Sascha am 22.04.2024 um 06:24 (UTC)
 Zu dem was sich aktuell in unserem deutschen Brieftaubensport abspielt, fehlen mir doch ein Stück weit die Worte. Anfang März wurde über die "Brieftaube" und die Homepage unseres Verbandes über ein erstes Treffen eines "Innovationsteams" berichtet, welches Neurungen für unser Hobby erarbeiten soll. Scheinbar haben einige Mitglieder dieses "Innovationsteams" bereits damit begonnen unser Hobby ein Stück weit umzukrempeln. Einer lässt am Samstag morgen bei winterlichen Temperaturen die Tauben in Butzbach auf, um die noch rechtzeitig vor einem Regen- bzw. Graupelgebiet irgendwie nach hause zu bekommen und einen Preisflug durchzuführen. Ein weiteres Mitglied lässt gestern mittag die Tauben seiner RV auf der Südostrichtung auf, nachdem dort in der Gegend der Schnee langsam weg getaut war und unsere sogenannte Flugsicherungskomission, die ohnehin, wie wir im letzten Jahr erfahren durften, ein weitgehend zahnloser Tiger ist, schaut sich das gemütlich an und schüttelt den Kopf. Wenn ich es richtig erinnere, dann gab es mal in den Empfehlungen für Flugleiter folgenden Passus:
"Die Temperatur am Auflaßplatz und auf der Strecke sollte mehr als 7 °C betragen, bei kaltem Gegenwind besser noch 10-12 °C." Genau diese Bedindungen, also kalten Gegenwind, hatten wir an diesem Samstag auf der Südostrichtung. Gestern, am Sonntag, drehte der Wind auf Nordost. Aber man verzichtet inzwischen ja (wahrscheinlich bewusst) auch darauf Angaben zum Wetter in die Preislisten zu schreiben.
Wenn es die Zukunft des deutschen Brieftaubensports sein soll, dass wir unsere Tauben künftig bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und bei hereinziehenden Regen-, Schnee- und Graupelschauern reisen sollen, dann wäre es besser unser neuer Verbandspräsident stampft dieses ganze "Innovationsteam" gleich wieder ein.
Gestern nachmittag konnte ich hier bereits auf dem Rasen einen Zuflieger fangen, der vor Hunger im Grunde genommen auf mich zugelaufen kam. Zur gleichen Zeit hatte ein befreundeter Züchter bei sich am Schlag gleich zwei Zuflieger und unser Nachbar berichtete mir schon, dass er bereits am Samstag nachmittag zwei Zuflieger in Empfang nehmen durfte.
Es gibt auch für Flugleiter klare Empfehlungen hinsichtlich der Temperaturen bei Auflässen. Dort steht, dass man nicht unter 7 Grad Celsius auflassen soll (und auch das scheint schon recht niedrig angesetzt). Gestern und auch vorgestern sind reihenweise Flüge bei geringeren Temperaturen gestartet worden.
Ich möchte nicht sagen, dass Tauben das nicht können. Sie fliegen auch durch niedrige Temperaturen wenn die Luft sauber ist. Aber was ist eigentlich mit den Tieren, die es nicht direkt nach hause schaffen? Weil sie vielleicht einem Greifvogel ausweichen mussten oder weil sie sich aus anderen Gründen verflogen haben? Heute nach hat es hier gefroren. Wenn hier eine Taube verirrt draußen herumsitzt: glaubt eigentlich jemand, dass diese Tiere noch eine Chance haben nach hause zu fliegen?
Ich hatte es so verstanden, dass wir alle versuchen wollen und sollen, auch wieder mehr Menschen für den Brieftaubensport zu interessieren. Wenn ich allerdings Leuten erzähle, dass wir die Tauben bei diesen niedrigen Temperaturen mit teilweise Regen, Schnee und Graupel auf Trainings- oder erste Wettflüge schicken - unabhängig davon ob die Tiere das können oder nicht - dann wenden diese Menschen sich ab und schütteln den Kopf. Und das völlig zurecht.
Vielleicht sollte man sich von Seiten unseres Verbandes und der Gremien und Komissionen einfach erst einmal klar darüber werden, was man im deutschen Brieftaubensport eigentlich will: so weiter machen wie bisher und wenige überehrgeizige Züchter den ganzen Laden hinter sich her ziehen lassen oder aber endlich wieder ein Hobby für Jedermann aufbauen und strukturieren, mit mehr Rücksicht auf die Taube und auf den ganz normalen, einfachen Hobby-Züchter.
 

Sonntag, 21.04.2024
Sascha am 21.04.2024 um 05:57 (UTC)
 Auch von dieser Stelle möchte ich all den vielen Sportfreunden danken, die uns in der vergangenen Woche ihre Anteilnahme zum Tod meines Vater ausgesprochen haben, die uns Trost gespendet und Unterstützung geleistet haben.
Es war für uns überwältigend wieviele Menschen und auch wie viele Brieftaubenfreunde, sich mit lieben Worten bei uns gemeldet haben und versucht haben uns in dieser wirklich sehr schwierigen emotionalen Situation zu helfen.
Es wird sicherlich noch eine ganze Weile dauern bis wir das Alles zumindest ein Stück weit verarbeitet haben. Aber es tröstet, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist und dass viele Menschen Papa auf seine (oftmals sehr eigene Art) zu schätzen wussten.
Auch hier bei den Tauben wird sich nun in den nächsten Wochen einiges ändern gegenüber früheren Jahren. Zwar habe ich die Tauben im Herbst, Winter und Frühjahr zumeist alleine versorgt und betreut, aber Papa war eben immer da, wenn ich mal keine Zeit hatte. Wenn wir in den Urlaub gefahren sind oder ich beruflich allzu sehr eingespannt war. Und ganz besonders auch in der Reisezeit. Wenn ich im Schichtdienst gearbeitet habe, dann hat er die Reisetauben zum Freiflug herausgelassen und gefüttert und beobachtet und mir alles mitgeteilt, was ihm aufgefallen war.
Sehr Vieles von dem was ich über Brieftauben weiß, habe ich von meinem Vater gelernt. Eines jedoch werde ich wohl nie in der Klarheit und Perfektion können, wie Papa es konnte: das Beobachten der Tauben.
Er setzte sich zwischen die Tiere, beobachtete sie und konnte mir nach wenigen Minuten Dinge sagen, die mir oft erst viel später aufgefallen wären. Papa war ein Mensch, der eine ganz besondere Beziehung zur Natur hatte. Er hatte nicht nur Brieftauben, sondern zwischendurch auch Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse, Puten, Kaninchen einen Schäferhund, auch mal ein Hängebauchschwein usw. Und er hatte für all diese Tiere eine ganz besondere Beobachtungsgabe.
Hinsichtlich der Führung unserer Brieftauben hat uns diese Gabe oft geholfen.
Immer mal wieder sagte er mir in früheren Jahren, wenn ich die Tauben während des Freiflugs sauber machte: "Schau dir besser die Tauben an, statt zu Kratzen! Da siehst du mehr als wenn du jeden Haufen Scheiße vom Schlag säuberst." Und damit hatte er absolut recht, wie ich mit den Jahren lernte.
Manchmal waren Züchter hier zu Besuch um sich einige Tauben hier abzuholen und hin und wieder sagte mein Vater nachher: "Dem hättest du besser nie eine Taube gegeben." Wenn er sah wie einige Sportfreunde eine Taube anfassten, dann wusste oder ahnte er schon: das wird nie was. "Die haben einfach kein Gefühl für Tauben", sagte er immer mal wieder.
Das Gefühl für Brieftauben und das Verhältnis zur Natur waren in den letzten Jahren immer mehr Papas Themen geworden. Er hatte überhaupt kein Verständnis dafür, wenn die Tauben, so wie es aktuell heute wieder ist, bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt (hier bei uns schneit es aktuell - aber nicht weit von hier stehen Kabis an Auflassplätzen) zu Flügen herumgefahren und aufgelassen wurden. Genauso wenig, wie er es verstehen und akzeptieren konnte, wenn man Tauben bei schwülem Wetter und hohen Temperaturen kurz vor Mittag zu Flügen über 500 Kilometer aufgelassen hat, so wie es letztes Jahr bei unserem Katastrophenflug der Fall war.
Ich erinnere mich an seinen Satz: "Solche Idioten müsste man für den ganzen Brieftaubensport sperren. Die können es nicht und die lernen es nicht. Die haben kein Gefühl für Brieftauben." So knorrig und hart wie mein Vater manchmal wirkte - wenn es um die Tiere und seine Brieftauben ging, hatte er oft mehr Gefühl im kleinen Finger als andere Menschen im ganzen Arm.
Wenn er gesehen hätte, dass, so wie gestern, Flüge bei sehr niedrigen Temperaturen und Schauern in der Strecke durchgeführt werden, dann hätte er die Verantwortlichen gefragt, ob sie noch ganz dicht sind. Wenn dann das Argument kam: "Tauben macht die Kälte nichts, die können das.", dann musste er immer Lachen. Und stellte die Gegenfrage: "Und wann fängst du mit der Medizin an? Wann haben sie "dicke Köpfe"? Das kommt nämlich sehr bald,"
Diese ganze Verlogenheit im Brieftaubensport, der übertriebene Ehrgeiz und Egoismus war ihm zuwider. Aus diesem Grund hatte er in den letzten Jahren auch immer weniger Freude an unserem Hobby. Ja, wenn die Tauben vom Flug zurückkamen, dann war er immer dabei und schaute sie beim Anflug an und es war immer sein Anspruch, dass wir erfolgreich und gut reisen.
Aber Tauben zu riskieren für irgendwelche Meisterschaften, für Pokale und die Erfüllung irgendwelcher Bedingungen - danach stand ihm nicht mehr der Sinn. Obwohl Papa sicherlich zu den erfolgreicheren Brieftaubenzüchtern in all den Jahrzehnten gehörte und auch immer ehrgeizig war, konnte er niemals etwas damit anfangen wenn Züchter ihren Erfolg und ihren Ehrgeiz über alles stellten.
Solange ich denken kann haben wir im Grunde genommen jeden Tag über Brieftauben gesprochen. Alles rund um unser Hobby wurde hier beredet und diskutiert und diese täglichen Gespräche fehlen mir schon jetzt so unglaublich, dass ich derzeit nur wenig Motivation habe zu unseren Tauben zu gehen. Ich kann es schwer ertragen mich zwischen sie zu setzen und in jeder Sekunde an Papa erinnert zu werden. Das wird sich geben mit der Zeit. Denn letztlich sind unsere Brieftauben eine sehr sehr positive Erinnerung an meinen Vater (und auch an meinen Opa und meinen Großonkel). Die Brieftauben bleiben hier und sie gehören hierher und zu uns.

 

Mittwoch, 17.04.2024
Sascha am 17.04.2024 um 06:49 (UTC)
 Liebe Brieftaubenfreunde,
am vergangenen Wochenende ist, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, leider mein Vater Peter Mimberg verstorben. Die vergangenen zweieinhalb Wochen waren für uns als seine Familie, aber auch für Freunde und Nachbarn emotional eine einzige Achterbahnfahrt. Es fällt mir daher unglaublich schwer hier etwas zu schreiben und unsere Trauer und Bestürzung in Worte zu fassen. Trotzdem möchte ich auch diesen Weg nutzen um all jene vom Tod meines Vaters zu informieren, die es bislang noch nicht erfahren haben.
Es ist nur ein Stück weit tröstlich, dass Papa an seinem letzten Tag noch einmal unsere Tauben vom ersten Vorflug heimkehren sehen konnte. Es war schönes Wetter, die Tauben kamen ausgezeichnet und es waren auch alle Tiere relativ schnell wieder im Schlag und er saß wie immer seit vielen, vielen Jahren auf unserer Terasse und beobachtete unsere Tiere beim Anflug. Abends waren noch eine Brieftaubenzüchterin und ein Brieftaubenzüchter kurz zu Besuch, die Papa noch begrüßen und kennenlernen konnte.
Ich hoffe, dass mein Vater künftig unseren Tauben beim Flug von oben zuschauen kann. Es war immer das Schönste in seinem Leben Brieftauben zu beobachten...

 

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