| Es liegen zwei mehr oder weniger turbulente Tage hinter unseren Tauben. Gestern nachmittag war ein Sportfreund hier um sich einige junge Weibchen für die Reise abzuholen. Als wir auf der Terasse standen ließ unser Nachbar seine Tauben heraus. Wir schauten uns die Jungtiere an, als plötzlich der Habicht den Schwarm unseres Nachbarn angriff. Er konnte keine Taube erwischen, aber während einem Zeitraum von etwa zwanzig Minuten versuchte der Greifvogel drei oder vier Mal eine Taube zu erwischen. Wären die Tiere noch schon recht gut in Form und flugfreudig, hätte der Greifer sicherlich eine erwischt. Der Sportfreund, der hier zu Besuch war, fuhr dann wieder nach hause und ich ging zu unserem Nachbarn, wo ein weiterer Brieftaubenfreund, der mit dem Fahrrad unterwegs war, das "Spektakel" mit angeschaut hatte. Der Habicht war dann noch ein oder zwei Mal zu sehen und zog dann in Richtung Norden ab. Dann war für etwa eine Stunde nichts mehr zu sehen.
Ich habe dann unsere Vögel aufgestellt ohne sie aus dem Schlag zu "bitten". Sie konnten tun was sie wollten. Etwa 25 Tiere gingen recht schnell aus dem Schlag, schnell auf große Höhe und zogen dann ab und waren sicherlich für eine halbe Stunde ausser Sicht verschwunden. In dieser Zeit gingen die anderen Vögel auch nach und nach aus dem Schlag und folgen hier am Haus ihre Runden. Dann kamen die weggezogenen Vögel wieder und mischten sich mit den anderen Vögeln, flogen noch etwas, landeten und gingen dann direkt in die immernoch offenen Schläge. Etwa 15, überwiegend jährige, Vögel blieben noch draußen und flogen noch ein paar Runden. Ich saß im Garten auf einem Stuhl und beobachtete die Tiere. Dann landeten sie und kaum dass sie auf dem Dach waren, kam der Habicht von Norden über das Dach und die Tauben flogen ab. Der Greifvogel war direkt hinter einem Vogel, welche etwa 5 Meter vor mir unter einigen Brettern Zuflucht suchte, die dort an einen Baum gelehnt sind. Der Habicht jagte hinterher bis unter die Bretter. Das ging alles unglaublich schnell. Ich konnte nur aufspringen und schnell zu diesen Brettern laufen und als der Habicht mich sah, machte er sich schnell auf und flog davon. Das war direkt vor meiner Nase. Hätte ich schneller reagieren können und eine Dachlatte oder etwas zur Verfügung gehabt, so hätte ich den Greifer sicherlich "begrüßen" können. Aber das ging zu schnell.
Unser geflüchteter Vogel drückte sich dann durch die Bretter, flog hoch und landete dann schnell und verschwand im Schlag. Bis die anderen Tiere landeten und einsprangen dauerte es dann noch recht lange. Aber schließlich waren irgendwann alle wieder im Schlag. Der geflüchtete Vogel - übrigens einer der beiden zahmen Brüder, die ich vor Kurzem gefilmt hatte, war am Flügel leicht blutig, aber es war nichts gravierendes zu sehen.
Während dieses alles geschah erhielten wir gegen 18 Uhr die Mitteilung, dass wir am kommenden Samstag für den ersten Vorflug am Sonntag einsetzen sollen. Heute morgen dann, gegen 8 Uhr, also nur etwa 14 Stunden später, kam dann die Mitteilung, dass wir schon Freitag wetterbedingt für Samstag einsetzen können. Ich werde mich nie an so ein kurzfristiges Hin und Her gewöhnen können zumal im Grunde schon länger klar war, dass das Wetter wohl Samstag die besten Flugbedingungen bieten würde.
Heute erhielten die Tauben wieder am späten Nachmittag zwanglos Freiflug. Wieder waren etwa 25 Vögel schnell verschwunden und für etwa eine halbe Stunde unterwegs, während die anderen nach und nach heraus gingen und dann am Haus flogen. Es blieb heute aber alles störungsfrei. Morgen erhalten die Vögel dann relativ früh ihre Weibchen, werden am Abend eingekorbt und nach der Rückkehr am Samstag werden die Täubinnen noch ein oder zwei oder vielleicht auch ein paar Tage mehr bei den Vögeln verbleiben, um sie wieder etwas ruhiger zu bekommen und die Paarbindung wieder aufzubessern. Mehr Fitness als sie jetzt haben können die Vögel nun durch Training am Haus kaum noch bekommen. Die restliche Kondition müssen dann die Streckenflüge bringen.
Auf einer niederländischen Internetseite las ich nun wieder mal einen Tipp gegen Greifvogelangriffe. Man solle laut mit einem Abspielgerät Krähengeräusche abspielen. Als ich das las dachte ich nur so bei mir: einige Sportfreunde glauben bestimmt auch noch an den Weihnachtsmann...
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