| Auf einer niederländischen Homepage eines Sportfreundes las ich gestern folgendes:
"Wie sich unser Sport verändert und das wird mir immer klarer, ist einfach nur traurig und ich kann richtig wütend darüber werden. Es scheint sich alles um den Verkauf ausrangierter Tauben und den Verkauf kommender Jungtauben zu drehen. Ich akzeptiere das von einigen der ganz Großen im Taubensport, weil ich weiß, dass Tauben regelmäßig an Vereine und Enthusiasten gespendet werden, aber von einigen, die sich oft zusammenschließen und das Geschäft betrügen, kann ich es wirklich nicht ertragen, und es macht mich einfach krank , aber es scheint in diesem Fall Zeitgeist zu sein. Ich denke, das ist zum Teil der Grund dafür, dass mein Sport derzeit auf Eis gelegt wird, ich kann es einfach nicht ertragen."
Ich habe es hier in ähnlicher Form schon häufiger geschrieben und kann diesen Sportfreund sehr gut verstehen. Ich will das Thema auch hier nicht wieder ausbreiten. Aber auf der zurückliegenden Ausstellung am Wochenende war das alles auch wieder Thema in Gesprächen und es gibt nicht wenige Sportfreunde, die das ähnlich sehen wie ich oder der Züchter, den ich hier zitiert habe und die ebenfalls Zusammenhänge herstellen zwischen diesem völlig ausufernden Taubenverkauf und dem, was sich in der Reise abspielt. Wenn in einem Regionalverband 200 oder 300 reisende Schläge sind, dann wird der Reiseplan zusammengestellt für ganz wenige Sportfreunde, die um die ganz großen Meisterschaften spielen wollen und in der Reise wird alles versucht möglich zu machen
, um dann die Bedingungen für diese Meisterschaften irgendwie zu erfüllen. Es kommt dann sogar zu solchen Auswüchsen wie im vergangenen Jahr im Regionalverband 413, in dem bekanntlich mehrere Sportfreunde ganz stark reisen und um ganz hohe Meisterschaften spielen und da wurde, um das alles nicht zu gefährden, an einem Wochenende (an dem es eine KM-Beschränkung aufgrund der Hitze gab) der Regionalverbandsflug aufgelöst und den RVen freigestellt, was sie tun und es kam bei sehr deutlichem Rückenwind dazu, dass 200-KM-Flüge (!!) mit enormen Fluggeschwindigkeiten durchgeführt wurden.
Das läuft dann immer dem Begriff "Flexibiltät" und ich möchte einmal die Frage aufwerfen, ob wir diese Flexibiltität überhaupt benötigen?! Es gibt in sehr vielen Reiseplänen der Regionalverbände inzwischen sehr frühzeitig die Möglichkeit für die Verantwortlichen 500, 400 oder 300 KM-Flüge - je nach Wetter - durchzuführen, so wie es am besten erscheint. Man hat die Möglichkeit samstags, sonntags oder montags einen Flug durchzuführen. Man kann, wie in dem Beispiel beschrieben, Regionalflüge auflösen. Wer da noch behauptet wir seien mit unserem Hobby nicht felixibel genug und noch andere Reisepläne fordert und noch einen Wochentag mehr als Flugtag fordert, oder gar die ganze Woche, der hat im Grunde nicht verstanden um was es der ganz großen Mehrheit der Züchter wirklich geht.
Denn diese wollen an einem frühzeitig vorher festgelegten Termin ihre Tauben reisen. Nach Möglichkeit von einem Auflassort, der frühzeitig vorher feststeht. Aber wenn das Wetter es nicht zulässt, dann gerne auch aus einer kürzeren Entfernung, wenn es sein muss. Sie wollen aber nicht ihren gesamten Wochenablauf darauf ausrichten, dass irgendwie versucht wird am Flugwochenende einen Flug zu veranstalten, der für irgendwelche Bedingungen und irgendwelche großen Meisterschaften notwendig ist.
Um es mal konkret zu machen: wenn an einem Sonntag ein 500-Flug angesetzt ist und das Wetter lässt es nicht zu, dass dort aufgelassen werden kann, dann haben die allermeisten Züchter gar kein Problem damit, wenn auf 300 KM zurückgefahren werden muss oder sogar mal einen Tag stehen geblieben werden muss am Auflassort. Probleme haben sie aber sehr wohl, wenn mehrmals die Woche Informationen kommen, ob man den Flug aufgrund der Wetterlage nun auf samstags vorzieht oder auf montags verschiebt oder ob gar durch die FSK auch noch der Freitag als Flugtag freigegeben wird. Denn damit wird eine Planung für Berufstätige oder für Sportfreunde, die gerne auch noch andere Dinge tun als sich ausschließlich mit ihren Tauben zu beschäftigen, die vielleicht Familie haben und mit Kindern oder Enkeln etwas unternehmen möchten, teilweise extrem schwierig.
Wir müssen einfach mal anfangen so denke ich, unser Hobby wieder als Hobby zu denken. Nicht von einem Standpunkt, dass jeder deutscher Meister oder Regionalverbandssieger werden kann und will. Auch nicht von einem Standpunkt, dass jeder zweite im Herbst und Winter meint in Massen Tauben verkaufen zu müssen. Und schon gar nicht von einem Standpunkt, der es Berufstätigen, Familienmenschen und Menschen, die auch noch andere Interessen und Hobbsy pflegen, zunehmend schwer macht den Brieftaubensport und eine Reisesaison zufriedenstellend zu erleben.
Am vergangenen Wochenende auf unserer Ausstellung war in Sportfreund zu Gast, der aus Albanien kommt und hier in Deutschland arbeitet. Er ist taubenbegeistert und seine Frau kommt nun nach Deutschland bzw. ist gerade nach Deutschland gekommen (ich habe das nicht ganz genau verstanden). Wenn wir diesem Sportfreund, der vielleicht hier irgendwann mit Brieftauben beginnen müssen, erklären, dass wir hier die ganze Woche parat stehen müssen, weil vielleicht wieder Flüge hin und her verschoben werden für irgendwelche Meisterschaften und dass wir so flexibel sind, dass wir kaum nebenher arbeiten können, dann wird er sich drei Mal überlegen ob er - bei aller Begeisterung für das Hobby - hier mit der Brieftaubenreise beginnt. | | |
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