| Bei vielen Sportfreunden liegen bereits Eier oder kleine Jungtauben im Nest. Die Zuchtsaison hat begonnen. Wir lassen es hier etwas gemächlicher angehen und werden, wie gewohnt, erst etwa Anfang oder Mitte Februar die Tauben verpaaren so wie es das Wetter und die Zeit dann zulässt.
Im vergangenen Jahr haben wir während der Zuchtsaison die Zuchttauben erstmals nach mehreren Jahren wieder mit einem deutlich günstigeren Zuchtfutter versorgt. Diesem Futter hatten wir nur noch ein wenig Hanf zugesetzt und wir haben damit sehr gute und gesunde Jungtauben aufgezogen, die sich von den Tauben, die wir in den Vorjahren mit deutlich teurerem Futter gezüchtet hatten, zumindest bisher in keiner Weise irgendwie unterscheiden. Unsere Jungtauben waren nicht krank, wir hatten fast keine Verluste und es war alles in Ordnung insgesamt mit den Tieren.
In den letzten Tagen habe ich mir nun noch einmal diverse Zuchtmischungen angesehen und mich daran erinnert, wie man noch vor 25 Jahren etwa die Zuchttauben versorgte. Damals fütterte man einfache Zuchtmischungen mit einem ordentlichen Anteil Hülsenfrüchten und wenigen Sämereien oder Hanf etc. Man zog auch damit hervorragende Jungtiere auf und hatte später Tauben, die 12, 13 oder 14 Wochen in der Reise bis 600 oder 700 Kilometer ein anspruchsvolles Reieprogramm abspulen konnten, denn auch in der Reisezeit gab es in der Versorgung damals nur relativ einfache Mischungen (beispielsweise das Futter "Rheinlandperle Rot" der Firma Spinne) und diese wurden dann nur ein wenig um Sämereien, Hanf, Erdnüsse oder Sonnenblumenkerne ergänzt.
Heute sind die verfügbaren Mischungen viel differenzierter und aufwändiger zusammen gesetzt und auch sehr viel teurer. Ich habe mir noch einmal die "Premium-Mischungen" der verschiedenen Hersteller angesehen und konnte feststellen, dass insbesondere auf einen viel höheren Wert an verwertbaren Eiweiß in diesem Mischungen geachtet wird. Dieses erreicht man v.a. durch den Zusatz von Hanf, Perilla, getoastetem Soja usw in den Zuchtmischungen. Dieser Ansatz ist irgendwo verständlich, denn Tauben benötigen Eiweiß zum Wachstum.
Was dann aber auch auffällt ist, dass durch die Erhöhung des Anteils an verwertbarem Eiweiß eine deutliche Erhöhung des Fettgehaltes des Futters mit inbegriffen ist. Denn die Körnersorten, welche einen hohen Anteil an verwertbarem Eiweiß enthalten, enthalten ebenso einen sehr hohen Fettanteil. Das führt dann dazu, dass diese "Permium-Mischungen" einen Fettanteil von über 11 bis hin zu über 14 Prozent enthalten. In früheren Zeiten enthielten die Mischungen, welche man den Zuchttauben fütterte, zumeist einen Fettanteil von etwa 6 bis 7 Prozent und das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Durch unsere Erfahrungen in der Versorgung der Zuchttauben im vergangenen Jahr bin ich inzwischen der Meinung, dass die Versorgung der Zucht- und Jungtauben mti diesen Premium-Mischungen doch alles andere als ideal ist. Natürlich hat man im Nest dann sehr propere Jungtauben liegen und alles ist wunderbar - sie sehen prima aus. Aber aus meiner Sicht züchten wir da doch manchmal kleine Fettklöppse.
Wir sollten nicht vergessen, dass wir bei unseren Brieftauben in der Regel Leistungssportler züchten wollen und es kann aus meiner Sicht nicht im Sinn der sportlichen Leistung sein, wenn man schon von klein auf die Tiere allzu fettreich füttert. Nun muss man ein wenig differenzieren welches Fett man den Tauben füttert und kann schon sagen, dass die meisten eiweiß- und fettreichen Samen und Sämereien recht viel "gutes Fett" in Form von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren enthalten. Diese gesünderen, ungesättigten Fettsäuren sind lebensnotwendig, der Körper braucht sie für flexible Zellwände oder als Bausubstanz für Hormone. Sie machen – in Maßen genossen – auch nicht dick, weil sie nicht so gut als Depotfett taugen. Aber sie sollten eben "in Maßen" genossen werden und eben das passiert bei einer Versorgung der Zucht- und Jungtauben mit den "Premium-Mischungen" aus meiner Sicht nicht. Kurz gesagt: ich denke wir versorgen die Zucht- und Jungtauben doch zumeist allzu fettreich!
Für uns bedeutet dass, das wir auch in dieser Zuchtsaison wieder ein deutlich günstigeres Zuchtfutter einsetzen werden, dass trotzdem aus meiner Sicht ausreichend verwertbares Eiweiß und Fett enthält und ich denke, dass wir damit wieder sehr schöne und gesunde Jungtauben aufziehen werden. Vielleicht sollte man einmal einen Versuch starten und die eine Hälfte der Zucht- und Jungtauben mit einem teurem "Premium-Futter" versorgen und die andere Hälfte mit einem ordentlichem, aber deutlich günstigerem Futter. Ich bin überzeugt, dass man nach einem Jahr keinen Unterschied an den Tauben sehen kann........eher im Gegenteil: ich denke, dass die fettärmer ernährten Tauben letztlich vielleicht die besseren Sporttauben werden. | | |
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