| In der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitchrift "Die Brieftaube" findet sich ein ausführliches Interview mit dem bekannten und erfolgreichen Sportfreund Paul-Heinz Wesjohann. Wie schon in ihrem Buch "Kompass im Kopf und Wind unter den Flügeln", in dem einige hervorragende Interviews mit Sportfreunden wie Günter Prange, Wolfgang Roeper, Peter Janssen usw. veröffentlich sind, ist auch dieses nun veröffentlichte Interview wieder äußerst lesenswert und ich kann jedem nur empfehlen es zu lesen. Es geht dieses Mal weniger um den Umgang mit unseren Tauben an sich, sondern um die Rahmenbedingungen und Regelungen, die wir uns als Verband selbst geben und nach denen wir handeln müssen. Ich möchte hier nicht auf alle Punkte eingehen, die Sportfreund Wesjohann hier im Gespräch herausstellt, aber ich möchte ihn doch einmal zitieren an einer Stelle. So sagt Pau--Heinz Wesjohann u.a. folgendes:
"An unsere Regelungen im Brieftaubensport muss man sich als Züchter und Verantwortlicher immer halten. Das ist insgesamt ganz wichtig. Allerdings wird die Regelungswut immer größer (...). Damit engen wir aber ein Stück weit die Freiheit in unserem Hobby ein, Wir haben ein Hobby! Unsere verbandlichen Regelungen sind mittlerweile jedoch so gestaltet, als ob wir ein Profi-Verband wären. Und die vor dem Hintergrund, dass 95 Prozent unsrer Züchter keine Profis sind. Man müsste eigentlich seitens des Verbandes die 95 Prozent im Auge haben und nicht die 5 Prozent. Wenn in der Mitgliederversammlung die Regionalverbands-Vorsitzenden die Regelungen diskutieren und beschließen, dann haben sie immer nur die 5 Prozent im Kopf".
Sportfreund Wesjohann trifft hier aus meiner Sicht den Nagel voll auf den Kopf. Er beschreibt etwas, was ich hier in diesem Blog nun auch schon mehrfach versucht habe darzustellen. Reisepläne, Regelungen, Auflassentscheidungen usw. werden oftmals nur noch mit Blick auf genau die Sportfreunde erstellt und getroffen, die den Brieftaubensport professionell oder zumindest halbprofessionell und oftmals auch mit einem mehr oder weniger großen finanziellem Interesse bestreiten.
Ich möchte nicht wieder in aller Ausführlichkeit auf unsere zurückliegende und durch den Katastrophenflug letztlich missratene Altreisesaison zu sprechen kommen. Aber im Vorfeld zur Saison telefonierte ich u.a. in einer anderen Sache mit unserem Regionalverbandsvorsitzenden und in diesem Gespräch fiel durch ihn der Satz: "Wir müssen die Bedingungen erfüllen" und er bezog dieses natürlich auf die Ausgestaltung des Reiseplans. Nur kurze Zeit später telefonierte ich im Vorfeld einer Delegiertenversammlung mit unserem RV-Vorsitzenden und es fiel exakt der gleiche Satz, als wir auf die Ausgestaltung des Reiseplans zu sprechen kamen: "Wir müssen die Bedingungen erfüllen". Und es bleibt dann am Ende ein bitterer Beigeschmack wenn man auf die Entscheidungen zum Auflass beim Passau-Flug blickt, denn dieser wurde nur durchgezogen, um die Bedingungen zu erfüllen. Nichts anderes war der Grund.
Die oben aber beschriebenen 95 Prozent der Züchter interessieren diese Bedingungen nicht. Sie wollen glatte Taubenflüge und ihre Tauben nach hause haben. Sie wollen Spaß und Freude an ihrem Hobby haben und abends nach dem Flug nach Möglichkeit alle ihre Tiere wieder im Schlag haben und dann natürlich auch mit möglichst vielen Preisen und erfolgreich.
Wenn nun auch erfahrene, erfolgreiche, kluge und in Verantwortung stehende Sportfreunde wie Paul-Heinz Wesjohann diese Umstände beschreiben (und das was hier im Regionalverband passiert ist was zwar extrem, aber sicher kein Einzelfall und es gibt überall in jedem Jahr viele Entscheidungen, die offensichtlich nur zugunsten der beschriebenen 5 Prozent getroffen werden), dann müssen wir doch schleunigst sehen, wie wir diese Umstände ändern und anders gestalten. Wir müssen sehen, dass wir dieses sehr schnell und mit Nachdruck angehen.
Ich habe hier schon einige Vorschläge dazu gemacht in den vergangenen Wochen und Monaten. Es gibt sicher viele Sportfreunde mit guten Ideen und mit noch besseren Vorschlägen. Ich bin allerdings wirklich gespannt ob es unter einem neuen Verbandspräsidium, was ja aller Wahrscheinlichkeit in der kommenden Woche gewählt wird, auch zu diesen einschneidenden und unbedingt notwendigen Änderungen kommt. Wie Sportfreund Wesjohann denke ich auch, dass wir wieder mehr Augenmerk auf die Freiheit in unserem Hobby legen müssen. Ein Stück weit weg vom Zwang im Regionalverband dieses und jenes unbedingt erfüllen zu müssen. Weg von dem Druck, 12, 13, 14 Flüge unbedingt setzen zu müssen, wenn man um Meisterschaften spielen will. Und insbesondere weg von dem Druck und dem Zwang Auflässe durchführen zu müssen, um irgendwelche Bedingungen zu erfüllen. Es gäbe zig Möglichkeiten unser Hobby positiv zu verändern. Ich hoffe nur inständig, dass es jetzt auch angegangen wird, wenn das neue Präsidium im Amt ist. | | |
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