| Zu meinem gestrigen Beitrag habe ich doch einige Rückmeldungen per Email erhalten, deren Tenor war, dass ich schon recht damit hätte, dass hervorragende Leistungen v.a. auch mit dem jeweiligen System der Betreuung der Tauben zusammenhängen.
Unser Brieftaubensport ist inzwischen so spezialisiert und professionalisiert, dass es selbstverständlich richtig ist, dass in vielen Fällen, in denen sehr gute Resultate erzielt werden, die Versorgung, das Training, die Motivation usw. ein ganz entscheidender Faktor ist.
Es schwingt aber als Tenor auch immer ein wenig in den Zuschriften mit, dass man doch selbst auch gute Tauben hat und dass die große Dominanz bestimmter Schläge dann eben nicht in erster Linie mit der Qualität der Tauben zusammenhängen kann.
Ich versuche das für mich immer zu trennen: es gibt Schläge, die reisen sehr, sehr gut und haben immer wieder ganz ausgezeichnete Tauben. Dort werden recht hohe Prozentzahlen geflogen und Tauben in die Spitze gebracht. Aber es gibt auch immer mal wieder kleine Ausschläge "nach unten" und man fliegt dort nicht 80 oder 90 Prozent und das wöchentlich, sondern eher 50 oder 60, oder vielleicht auch mal 70 Prozent oder mehr, wenn an einem Flugwochenende alles passt.
Auf der anderen Seite gibt es wenige Schläge, die dominieren im Grunde genommen Woche für Woche alles. Die gesamte Konkurrenz hat in der Spitze der Preisliste wenig Tauben, während diese Züchter selbst viele Tauben dort platzieren können und praktisch jede Woche deutlich mehr als 70 oder 80 Prozent Reiseleistung erzielt werden.
Ich bin der Meinung, dass man mit guten Tauben, die in Form sind und ein gutes System haben selbstverständlich wöchentlich 50, 60 oder 70 Prozent mit Spitze fliegen kann. Aber über 12 oder 13 oder 14 Flüge die Konkurrenz zu beherrschen mit enormen Prozentzahlen und ganz viel Spitze - das funktioniert nur deswegen, weil dort ein absolut passendes System, mit vermutlich viel Arbeit, Fleiß und Aufwand praktiziert wird mit allem was dazu gehört in der Versorgung und Gesunderhaltung der Tiere.
Wenn ich persönlich mir Tauben zulegen würde um die Qualität in meinem eigenen Schlag zu verbessern, dann würde ich es immer vorziehen nicht bei diesen Schlägen Tauben zu holen, sondern bei jenen, die nicht so überdominant, aber doch sehr gut spielen.
Bei uns haben vor fast 15 Jahren die Tauben, die wir von Dirk de Beer bekommen haben, einen deutlichen Schub gebracht. Man merkte schon auf der Jungtierreise, dass sie einfach schneller waren als die Tiere, die wir damals hatten. Das setzte sich auf der Altreise später fort. V.a. in Kreuzung. Zudem hatten wir das Glück, dass ich damals bei Gerhard Meckbach unsere Stammtäubin der letzten Jahre kaufen konnte. Wenn man so will dann war das nur Zufall. Tatsächlich war die Abstammung der Täubin sehr gut und sie ist in der Hand bis heute (auch wenn sie nicht mehr legt) ein Gedicht - aber solche Tauben gibt es auch recht viele und trotzdem vererben sie dann nicht gut.
Über die Jahre konnten wir so einen Stamm aufbauen (auch in Kreuzung mit unserem alten Stamm), der für uns zufriedenstellende Leistungen und schöne Erfolge abliefert bei einem Aufwand, der nicht zu groß ist.
Es war also schon so, dass die Tauben, die wir damals dazu holten, einfach besser waren.
In den vergangenen Jahren bekamen wir von den sportfreunden Gerd und Marc Musiol aus der RV Dinkel-Heek jeweils einige junge Vögel um sie zu reisen. Die Musiols haben sehr viele Tauben von Wolfgang Roeper. Teilweise holen sie bei Roeper z.b. alte Reisevögel, die dort über Jahre sehr gut geflogen haben, die Sportfreund Roeper aber nicht mehr benötigt, weil er keinen Zuchtschlag mehr betreut.
Schon in den Vorjahren hatten wir von den Musiols manchmal sehr gute Tauben. Leider sind einzelne dieser Tauben, die sehr gute Ansätze zeigten, oft plötzlich ausgeblieben als einzige Taube auf glatten Flügen. Wahrscheinlich durch den Greifvogel. In diesem Jahr stellen wir bis zum Abbruch der Reise durch die RV nach dem Katastrophenflug von Passau den zweitbesten Altvogel der RV mit 9/9 Preisen und das ist wieder ein originaler von der SG Musiol. Er stamm aus einem Reisevogel von Wolfgang Roeper, der mehrere Jahre zweistellig mit viel spitze geflogen hatte.
Auch da sieht man schon, dass auch die Taubenqualität bei den Leistungen eine nicht geringe Rolle spielt. Ohne die gute Taube in Zucht und Reise geht gar nichts. Und nicht jeder hat gute Tauben, auch wenn viele Sportfreunde das mit Blick auf ihre Zucht- und Reisemannschaften glauben. Man muss ich da auch immer wieder regelmäßig auf die Suche machen nach besseren Tauben, die zu einem persönlich und der eigenen Schlagführung passen.
Aber ich schrieb es gestern schon: kein Schlag der Welt hat so viele gute Tauben, dass er nur aufgrund der Qualität dieser Tiere total überdominant ist und jede Woche viele absolute Spitzenpreise erzielt und weit über 70, 80 oder mehr Prozente fliegt. Letzteres ist immer eine Frage des Systems. Versorgung, Training, Motivation, Gesundheit usw.
Wenn ich die Zeit hätte und das möglich wäre, dann würde ich gerne einmal ein ganzes Reisejahr über jeden Tag beobachten, was diese überdominanten Schläge mit ihren Tauben anstellen....ich denke das wäre hochspannend.
Wir selbst hatten schon wirklich herausragende Reisejahre im Brieftaubensport. Die Tauben kamen in super Form, flogen super, flogen spitze und hohe Prozente. Aber das nicht immer ganz durchgängig und es gab trotzdem auch immer noch einen ordentlichen Anteil Tauben, die es einfach "nicht konnten". Ich denke das ist völlig normal. Ebenso normal wie die Tatsache, dass wir diese super Jahre nicht nahezu beliebig wiederholen konnten und können. Trotz gleichem Schlag, trotz gleicher Versorgung usw. Das System blieb gleich, aber die Ergebnisse waren doch, wenngleich fast stets gut, doch unterschiedlich von Jahr zu Jahr.
Die wirklichen Könner im Taubensport hingegen scheinen ihre Resultate im Grunde genommen Jahr für Jahr nahezu beliebig wiederholen zu können....das finde ich faszinierend. | | |
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