| In der aktuellen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift "Die Brieftaube" findet sich das Protokoll zur zurückliegenden Klausurtagung der Regionalverbandsvertreter. Immerhin hat man wohl erkannt, dass diese Veranstaltung schon seit Jahren unter dem Motto "ausser Spesen nichts gewesen" läuft und wird sie aus Gründen der Kostenersparnis künftig nicht mehr durchführen. Wenn man liest über welche Dinge die Verantwortlichen dort teilweise diskutiert haben, während der deutsche Brieftaubensport kurz vor seinem Ende steht, dann fragt man sich schon, woher es eigentlich kommt, dass die teifgreifenden Probleme die unser Hobby hat, in großen Teilen so massiv ignoriert werden.
Auch auf dieser Klausurtagung wurde darauf verzichtet in Vorbereitung auf die Mitgliederversammlung (auf der dann im Grunde genommen wieder die gleichen Verantwortlichen sitzen und abstimmen werden) wegweisende Änderungen zur Zukunftssicherung unseres Hobbys zumindest in die Wege zu leiten. Man kann nur hoffen, dass der designierte zukünftige Verbandspräsident; Sportfreund Stiens, sobald er im Amt ist alles versuchen wird um endlich neue Wege zu beschreiten unser Hobby wieder attraktiver zu machen.
Unter dem Protokoll zur Klausurtagung findet sich ein Kasten mit Zahlen zur Mitgliederentwicklung in den letzten Jahren. Wieviele RVen gibt es noch? Wieviele Regionalverbände und wieviele Mitglieder sind in unserem Verband gemeldet. Die sehr negative Entwicklung ist seit Jahren bekannt und sichtbar und die meisten der Verantwortlichen, die dort auf der Klausurtagung zugegen waren und auch an der Mitgliederversammlung in Dortmund teilnehmen werden, sind seit Jahren im Amt. Es ist aber nicht im Ansatz gelungen durch das, was dort all die Jahre besprochen und beschlossen wurde, diesen Negativtrend zu stoppen.
Viel beeindruckender wäre es allerdings gewesen, wenn an einmal die Zahl der reisenden Schläge in Deutschland mit in der Grafik aufgenommen hätte. Denn was nutzen dem deutschen Breiftaubensport 20.000 oder 25.000 oder 30.000 Mitglieder, wenn sich das nicht in der Zahl der reisenden Schläge niederschlägt. Im Grunde genommen ist es so: man kann die Zahl der Mitglieder etwa halbieren und kommt dann auf die Zahl der aktuell reisenden Schläge in Deutschland. Das Ergebnis ist erschreckend. Und bedingt durch die Altersstrukur in unserem Verband werden in den nächsten zwei, drei und vier Jahren die Zahlen weiter rapide abnehmen. Vielerorts wird es kaum noch möglich sein den Brieftaubensport in seiner jetzigen Form aufrecht zu halten.
Leider gibt es weiterhin kaum Ideen und strukturelle Ansätze diesen schlimmen Trend zu stoppen.
Im Gegenteil: durch unsere völlig verkrusteten Strukturen, die seit vielen Jahren in keiner Weise mehr attraktiv sind, wird es insbesondere den jüngeren Sportfreunden, die den Brieftaubensport noch gerne viele Jahre betreiben möchten, die aber auch Familie haben, im Berufsleben stehen usw. zusätzlich schwer gemacht unser Hobby zu betreiben. Das führt dann teilweise dazu, dass sogar jüngere Sportfreunde sich vom aktuellen Reisegeschehen ab- und den One-Loft-Rennen zuwenden, in dem sie nur noch einen Zuchtschlag betreiben und dann Tauben zu eben diesen Rennen geben. Gereist wird mit Tauben aber nicht mehr, weil es kaum noch vernünftig möglich ist. Ständige Flugverlegungen oder kurzfristig wechselnde Einsatzzeiten sind da nur zwei Probleme von vielen.
Die Organisation unseres Verbandes hat sich eigentlich nicht verändert in den letzten Jahrzehnten, sieht man einmal von der Abschaffung der Kreisverbände und Bezirke und der Neuinstallation der Regionalverbände ab. Was sich aber komplett verändert hat ist das Verhalten hinsichtlich der Flugtage und der Wettbewerbe. Früher erstellte eine RV einen Reiseplan, legte die Daten fest, organisierte zum Ende der Reise hin einige überregionale Flüge (in welcher Form auch immer (z.b. National- oder Industrieflüge)) und dann wurde die Reise durchgezogen. Die Flüge wurden wie angesetzt angefahren, es stand vorher fest wann eingesetzt wird und wenn das Wetter mal nicht gut war, wurde reagiert und der Flug verkürzt oder einen Tag stehen geblieben etc.
Heute segnet der Regionalverband die Reisepläne ab und wenn einer RV das nicht gefällt, dann muss sie trotzdem mitmachen oder sie wird von den Verbandsauszeichnungen ausgeschlossen. Heute wird schon dienstags und mittwochs im Internet danach geschaut, ob samstags oder sonntags oder montags zwei oder drei Wolken mehr am Himmel sind und vielleicht fünf Tropfen Regen fallen und dann werden Einsatzzeiten und Flüge munter hin- und hergeschoben wie es gerade passt. Und das ganze Vorgehen orientiert sich an irgendwelchen Meisterschaftsbedingungen (z.b. der deutschen Meisterschaften), die für mehr als neunzig Prozent der Züchter ohnehin völlig irrelevant sind. Und warum ist das so? Weil man vor gut zwei Jahrzehnten und in der Folge immer mehr darauf kam, dass man mit Brieftauben ja manchmal auch Geld verdienen kann. Große Meisterschaften, große Erfolge, große Verkäufe, großer Verdienst. Im Kern stecken hinter unserem gesamten Vorgehen in der Reise nur Vermarktungsgründe, die seinerzeit von einigen Lobbyisten in unserem Verband so durchgedrückt wurden.
Brieftaubensport kann, so wie jedes andere Hobby, nur von unten nach oben zufriedenstellend organisiert und durchgeführt werden. Durch mehr Bestimmungen und mehr Druck von oben ist in all den Jahren nichts besser geworden. Dennoch haben wir in den zurückliegenden Jahren nichts getan um das zu verändern. Mein Verdacht ist dahingehend, dass gerade viele Verantwortliche in den verschiedenen Organisationen bis in die höchsten Gremien auch deswegen nichts verändern woll(t)en, weil sie von den aktuellen Bedingungen immer noch viel zu sehr profitieren.
Ich fürchte, dass es inzwischen zu spät ist noch grundlegende und tiefgreifende Veränderungen anzustreben und durchzuführen. Trotzdem sollte man es versuchen. Wenn das Verbandsprädidium nun neu gewählt wird, dann ist das vielleicht wirklich die allerletzte Chance etwas für unser Hobby in unserem Land zu verändern. Ich bin gespannt ob sich dann etwas Entscheidendes tut. | | |
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