| In einer Interview-Serie im "Taubenmarkt" hat der Sportfreund Franz Steffl zuletzt dargelegt auf welche körperlichen Faktoren er bei einer Taube, die er zur Zucht einsetzt, Wert legt. Selbstverständlich muss da zuvorderst ein Leistungshintergrund vorhanden sein. Aber dann achtet er auf bestimmte Eigenschaften einer Taube hinsichtlich ihres Körperbaus, ihrer Augen usw.
In der letzten Aufgabe der Zeitschrift "Brieftaubensport International" betont Herausgeber Rainer Püttmann in einem Beittrag, dass er mehr und mehr davon weg geht, eine Taube nach irgendwelchen Körpermerkmalen zu beurteilen und nur noch darauf achtet, dass ein hervorragender Leistungsnachweis dieser Taube vorhanden ist.
Bei einem Besuch in unserer RV-Einsatzstelle vor einigen Wochen stellte und der Sportfreund Ernst-Dieter Jacoby seine Form des Klassifizierens einer Taube vor.
So gibt es, wahrscheinlich so lange wie es den Taubenspiort gibt, irgendwelche Theorien zu den verschiedenen Qualitäten einer Taube. Erwiesen ist aber nichts und jeder Züchter muss seinen eigenen Weg finden eine Taube zu beurteilen.
Wir selbst trauen uns nicht zu eine Taube wirklich anhand ihrer körperlichen Eigenschaften zu beurteilen und zu sagen, ob sie gut oder schlecht für die Zucht geeignet ist.
Was wir allerdings sagen können: eine Taube sagt uns in der Hand zu oder eben nicht. Wir bevorzugen schon einen gewissen Taubentyp, wobei es mir schwer fällt, diesen zu beschreiben:
Es fängt für uns damit an, dass ein Männchen auch immer noch wie ein Männchen aussehen sollte und ein Weibchen wie ein Weibchen. Das bedeutet: der Vogel sollte in der Regel schon stabiler sein als das Weibchen und er sollte auch grundsätzlich eine gewisse Größe haben und nicht zu klein sein. Auch bei Täubinnen mögen wir es nicht so, wenn sie zu klein werden, obwohl es Schläge gibt, die hervorragend mit Weibchen reisen, welche kaum größer als eine Drossel sind. Aber das schlägt sich dann nach unserer ERfahrung irgendwann in der Zucht nieder und dann bekäme man Vögel, die uns nicht mehr wirklich gefallen würden.
Darüber hinaus sollte uns eine Taube insofern gefallen, dass sie über eine gute (und für uns gut fühlbare) Muskulatur verfügt, einigermaßen stabil im Rücken ist und im Becken geschlossen. Und man muss der Taube einfach eine gewisse Vitalität anmerken. Das ist etwas, was nur schwer zu beschreiben ist, aber manche Tauben sehen toll aus und haben eigentlich alles und sind trotzdem in der Hand irgendwie wie ein "nasser Sack".
Trotzdem gibt es auch in unserem Taubenbestand immer wieder Ausnahmen von unseren Vorlieben. Es gibt Tauben, die sehr gut reisen, obwohl sie einige Schwächen hinsichtlich unserer Vorlieben haben und es gibt manchmal auch Tauben, die sehr gut züchten, wobei sie nicht idealtypisch sind hinsichtlich unserer Vorstellungen.
So wurde unser 16-447 z.b. bester Vogel der RV und platzierte sich auch weit vorne im Regionalverband obwohl er in der Hand eher einem Weibchem glich.
Unser 16-483 flog sehr gut und hat nun auch schon sehr gute Nachzucht gebracht obwohl er eher schwach im Rücken ist und dazu neigt den Schwanz etwas breit zu stellen. Das sind zwei Beispiele, die mir jetzt adhoc einfallen. Es gäbe sicher noch mehr.
Insgesamt scheint es mir aber einfacher aus körperlich sehr guten Tauben - immer mit dem entsprechenden Leistungshintergrund - auch wieder gute Tauben zu züchten. Die gerade genannten Beispiele sind in unserem Schlag eher die Ausnahme, als die Regel. Wobei das wiederum damit zu tun haben kann, dass wir überwiegend nur Tauben in die Zucht setzen, die uns einfach gefallen.
Wären die Tauben als Reisetiere schlechter, wenn wir überwiegend Tauben mit schwachem .Rücken oder schwacher Muskulatur in die Zucht setzen und die Nachzucht daraus reisen würden? Ich weiß es nicht.
Allerdings glaube ich schon, dass man mit einem Bestand erstklassiger Reisetauben, die allesamt schwach im Rücken und in der Muskulatur sind (und solche Tauben gibt es durchaus nicht wenige) und die vielleicht auch eher zu klein oder eher zu groß sind bezogen auf das Mittelmaß, züchterisch in sehr kurzer Zeit am Ende wäre.
Ich glaube nicht, dass man die Qualität in der Reise erhalten kann, wenn im Zuchtbestand zu viele Tauben mit körperlichen Defiziten vorhanden sind.
Da bin ich dann doch eher bei Franz Steffl und sage, dass eine Zuchttaube schon in der Regel gewisse körperliche Merkmale aufweisen sollte.
Ich muss bei diesem eher theoretischen Ansatz auch immer an die Stammtäubin NL-105 (Tochter Kleine Dirk) von Dirk de Beer denken. Das war eine sensationelle Zuchttäubin. Dirk sagte manchmal, dass man an sie "auch ein Stück Holz" hätte paaren können und es wäre etwas Gutes dabei heraus gekommen. Das wiederum glaube ich nicht. Denn ihre besten Jungtiere gab sie bei Dirk mit dem "Prange 346" und dem "Gus" - und das waren - zumindest nach meinem Verständnis - in der Hand praktisch perfekte Tauben, welche, so ist zumindest meine Theorie, die körperlichen Schwächen der NL-105 (sie war für mich ein wenig kurz (hatte aber eine tolle Muskulatur) und ein wenig klein, mehr als ausglichen. Und so kamen aus den Paarungen der NL-105 mit dem Gus oder dem 346 wirklich reihenweise hervorragende Zucht- und Reisetauben heraus.
Was ich am Ende damit sagen will: eine hervorragende Zuchttaube muss wahrscheinlich nicht körperlich perfekt sein. Aber es erleichtert doch vieles, wenn sie körperlich sehr gut ist. Wenn eine Taube in der Hand nicht perfekt ist, dann sollte zumindest der Partner nahezu perfekt sein, wenn man mit System gute Nachzucht züchten möchte. Aus zwei Mal Defizit (also zwei Mal Minus) gibt es in der Zucht von Reisetauben meiner Ansicht nach nicht plötzlich ein Plus. Zumindest nicht in der Regel. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Aber die suchen wir in der Zucht ja nicht...
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