| Sehr regelmäßig bin ich u.a. durch diese Internetseite im Kontakt mit Sportfreunden, die nicht zu ihrer Zufriedenheit reisen. Manchmal haben sie zu große Verluste, manchmal fliegen sie zu wenig Preise, manchmal beides. Oft erhoffen sich diese Sportfreunde einen Tip oder eine Lösung für ihre Schwierigkeiten.
Das ist aus der Ferne, wenn man die Tauben und den Schlag nicht oder kaum kennt, selbstverständlich kaum machbar. Ich frage dann wie man füttert, wie man die Tauben allgemein führt, welche Beiprodukte eingesetzt werden usw.
Es dauert dann oft eine Weile und irgendwann platzt es dann aus diesen sportfreunden heraus: "Ich hatte auf Anraten von XY mal dieses oder jenes Medikament eingesetzt. Aber das hat auch nichts gebracht." Im Anschluss kommt dann oft die Frage: "Waas gibst du denn?"
Ich versuche dann zu erklären wie wir es hier mit der Gesunderhaltung der Tauben machen, mit Impfungen, Medikamentengaben, Beiprodukten usw. Wir haben da für uns ja eher eine Art "Jahreskonzept".
Wenn wir im Frühjahr nach einem Tierarztbesuch, z.b. Anfang März mit den Reisetauben, noch groß anfangen müssten gegen dieses und jenes zu behandeln und zu kuren, dann wäre für uns ein Reisejahr mit sehr guten Leistungen schon kaum möglich.
Deswegen ist unsere Taubenversorgung darauf angelegt die Tauben so zu versorgen, dass sie aus sich selbst heraus und mit Hilfe von einige Impfungen (Salmonellen, PMV/Rota, Pocken) weitgehend gesund bleiben können.
Bei den Sportfreunden, die wenig erfolgreich reise, höre ich immer wieder heraus dass sie glauben, ihre mangelnden Erfolge lägen in erster Linie an mangelnder Gesundheit der Tauben und sie erhoffen sich dann Tipps mit welchen Medikamenten es möglicherweise besser geht.
Frage ich genauer nach was sie schon alles ihren Tauben gegeben haben, dann berichten die Sportfreunde oft sehr ehrlich von allen möglichen Präparaten, die sie über das Futter oder das Wasser verabreicht oder vielleicht gespritzt haben. Oftmals fehlen mir dann die Worte.
Der Glaube daran, dass es nur ein Medikament oder irgendein Wundermittel sein muss, dass dazu führt, dass man endlich erfolgreicher fliegt, ist sehr tief verwurzelt in der Züchterschaft.
Selbstverständlich gibt es nicht wenige Sportfreunde, die erfolgreich fliegen und die sehr regelmäßig diverse Medikamente einsetzen. Manchmal sogar wöchentlich. Ich denke nur, dass diese Züchter nicht viel weniger gut reisen würden, wenn sie ihren Medikamentengebrauch deutlich senken würden.
Ebenso gibt es sehr gut reisende Schläge, bei denen man schon anhand der Preislisten sieht, wann sie ein Medikament oder etwas ähnliches eingesetzt haben. Sobald ein Flug etwas schwächer ist - immer bezogen auf einen sehr gut reisenden Schlag - fliegen diese Schläge beim nächsten Wettflug oft die "Pfannen vom Dach".
Natürlich kann man mit einem gezielten System - auch bezogen auf Medikamentengaben - die Leistungen stabilisieren und besser machen. Vielleicht auch hier und da mal einen Spitzenpreis mehr fliegen.
Aber ohne die gute Taube nützt das alles nichts. Und ohne dass ich sehe, ob die gute Taube in Form ist, wo ich vielleicht etwas an der versorgung ändern muss, wo ich die Fütterung anpassen muss usw. kann ich Medikamente geben noch und nöcher - es wird dann niemals zufriedenstellend sein.
Wir haben beispielsweise in unserem Schlag im letzten Jahr vor der Reise lediglich eine Trichomonadenbehandlung über sechs Tage gemacht. Die Tauben sahen so gut aus, dass ich mir gar keine Gedanken gemacht habe gegen irgendwelche Atemwegserreger "blind" zu behandeln oder gegen Erreger im Darmbereich oder gegen Pilze und was es da sonst noch so gibt. Die Tauben sahen super aus und die ersten Flüge waren hervorragend mit einer Reiseleistung im Schnitt um die 60 oder mehr Prozent. Es wäre mir niemals eingefallen da etwas zu unternehmen medikamentös.
Leider verlief der sechste Preisflug sehr schwer und da habe ich mich bzgl der Versorgung mal wieder ein wenig verrückt machen lassen. Weil die Tauben über den ganzen Tag und auch am nächsten Tag noch kamen, hatte ich bedenken, dass sie sich unterwegs "etwas eingefangen" hatten.
Auf dem folgenden Flug begannen wir mit dem ersten Konkurs in der RV und dem zweiten Konkurs im Regionalverband und das hätte mir eigentlich zeigen müssen, dass alles ok ist. Aber man macht ja Fehler und ich hatte mir vorgenommen den Tauben zumindest etwas gegen Trichomonaden zu geben. Das habe ich dann nach dem achten Preisflug getan und prompt - man wird ja nicht schlau - war der kommende Flug der wohl schwächste unserer Reisesaison mit recht wenigen "Prozenten" und ohne spitze.
Und diesen Fehler habe ich nun schon öfter gemacht. Unsere Tauben erhalten so selten ein Medikament gegen Trichomonaden, dass eine Behandlung in der Reise praktisch immer die Form unserer Tauben erheblich in den Keller drückt. Und trotzdem habe ich den Fehler schon öfter gemacht und in der Reise etwas gegen Trichomonaden gemacht mit Metronidazil Kropfspülung oder BS über das Wasser oder Ronidazol-Tabletten. Ich habe mir fest vorgenommen diesen Quatsch nie wieder zu machen. Ein Mittel gegen Trichos gibt es für unsere Tauben nicht mehr in der Reise.
Das bedeutet nun nicht, dass das für jeden Schlag so richtig wäre. Bei anderen Züchtern ist es vielleicht mal dringend nötig. Aber es soll als Beispiel dafür dienen wie Medikamentengaben auch mal die Form senken können und dass es nicht so einfach ist einfach dieses oder jenes zu geben und dann fliegen die Tauben plötzlich.
Was in für den einen Bestand richtig sein kann, das kann für den nächsten -Bestand völlig falsch sein. Man muss seine Tauben kennen, sehen ob etwas im Argen liegt und dann wissen, was zu tun ist. Gerade Letzteres fällt aber einfach vielen Züchtern schwer, weil sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Man soll das und das und das geben und das wird dann gemacht und wenn es nicht läuft, dann wieder das nächste. Und es gibt Sportfreunde, die werden dann immer extremer mit allen möglichen Mitteln und Medikamenten und wenn es dann trotzdem nicht gut läuft, dann muss am Ende immer noch Lage, Wind und Flugleiter herhalten.
Um noch einmal auf unser letztes Jahr zurück zu kommen: nach der Behandlung gegen Trichomonaden war in unserem Bestand die große Form weg und kam auch nicht mehr wieder für die letzten Flüge. Die Ergebnisse waren immernoch ordentlich, aber es fehlten v.a. die spitzenpreise. Vielleicht habe ich auch in der Versorgung Fehler gemacht oder vielleicht war auch eine andere Infektion unterschwellig vorhanden (Atemwege o.ä.). Aber auffällig war schon, dass die nachlassende Form mit der Trichomonadenkur einher ging und dass ich das nicht zum ersten Mal beobachtet habe, sondern dass dieses nun schon öfter mal der Fall war in den vergangenen zehn oder fünfzehn Jahren.
Eines steht für mich fest: wenn die Taubenqualität nicht stimmt, dann kann ich keine Spitzenpreise und hohe Prozentzahlen fliegen - egal was ich auch anstelle. Sehr gute Tauben kommen besser und leichter in Form und halten diese auch einfacher. Hier und da etwas mehr Form heraus zu kitzeln ist sicher möglich mit Motivation oder dem ein oder anderen Produkt. Aber so etwas kann eben genauso gut immer nach hinten los gehen.
Am Ende bleibt immer nur die Suche nach der guten Taube. Alles andere ist dann nur Ergänzung um diese gute Taube in gute Verfassung zu bringen.
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